Segnen - Mehr als eine Form?


Im Volk Gottes, zur Zeit des Alten und auch des Neuen Testaments, hatte der Segen in Familien eine große Bedeutung. Unter Christen in den heutigen Gemeinden weiß man häufig nicht so recht, wie man damit umgehen soll. Für viele ist segnen zu einer bloßen Form erstarrt oder wird als nette Geste gehandhabt, ohne die man niemanden in eine Gemeinde aufnehmen, taufen oder verheiraten möchte. Was hat es auf sich mit dem biblischen Segnen?

Schon den ersten Kapiteln der Bibel können wir entnehmen, daß der Segen Gottes mit Familien (Geschlechtern) verbunden ist und vom Vater (von den Eltern) an die Kinder weitergegeben wird. Gott verheißt Abraham:

"Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein. In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde" ( Mose 12,1-3).

Sie kennen sicherlich die biblische Geschichte, in der Jakob sich den väterlichen Segen erschleicht, indem er seinen hungrigen Bruder Esau durch ein Lieblingsessen verführt, das Erstgeburtsrecht an ihn abzutreten (1. Mose 27). Das war ein gemeiner, durchtriebener Betrug - aber uns zeigt es etwas von der Bedeutsamkeit des väterlichen Segens.

Bis heute hat sich nichts daran geändert, daß Eltern ihre Kinder segnen sollen. Wird dieser Segen nicht ausgesprochen, bleiben junge Menschen oftmals schutz- und orientierungslos. Was beinhaltet dieser Segen?

Lesen wir nach in 1. Mose 27,26-29:

"Komm und küß mich, mein Sohn!" bat Isaak. Jakob ging zu ihm und küßte ihn. Als Isaak den Duft der Kleider roch, sprach er den Segen: "Mein Sohn, deine Kleider tragen den Geruch der Felder, die der Herr mit Regen getränkt hat! Gott gebe dir viel Regen und mache dein Land fruchtbar, Getreide und Wein sollst du im Überfluß ernten! Viele Völker und Volksstämme sollen dir dienen. Herrsche über deine Brüder; in Ehrfurcht müssen sie sich vor dir beugen! Verflucht sei, wer dir Böses tut; wer dir aber wohlgesinnt ist, soll gesegnet werden."

Familiensegen beinhaltet bedeutsame Berührungen wie Umarmungen, Küsse, streicheln... Sind Sie sich bewußt, daß Gott Kinder durch Ihre liebevolle Berührungen segnet? Kinder brauchen täglich viele solcher Berührungen, um körperlich und emotional gesund heranzuwachsen. Auch Teenager haben sie nötig, natürlich sauber und angemessen. Fällt es Eltern schwer, ihre Kinder liebevoll zu berühren, haben sie es selbst in ihrer eigenen Kindheit möglicherweise vermißt. Wir können uns entscheiden, trotzdem die Bedürfnisse unserer Kinder zu erfüllen und sie dadurch zu segnen. Fehlen diese bedeutsamen Berührungen, geht Kindern ein Teil von Gottes Segen verloren!

Familiensegen beinhaltet (Segens-) Worte

Das können Worte aus der Bibel sein, die Eltern für ihre Kinder wichtig werden. Oft empfangen wir solche Bibelworte, während wir für unsere Kinder beten und dabei auf Gott hören. Gott spricht aber auch direkt durch den Heiligen Geist, etwa durch eine Weissagung, und wir können sie dem Kind als Verheißung mit auf den Weg geben. Es ist so wichtig für unsere Kinder, daß wir ihnen die Verheißungen Gottes ins Herz pflanzen, während sie heranwachsen, weil sie prägenden, wegweisenden und schützenden Charakter haben und weit über das hinaus Bestand haben, was wir sagen.

Familiensegen beinhaltet Wertschätzung

Teilen Sie Ihren Kindern immer wieder mit, wie stolz Sie auf sie sind, ermutigen und loben Sie sie für Dinge, die sie richtig machen. Es fällt ihnen tief ins Herz, wenn sie hören, daß wir sie lieb haben, wie sehr wir uns freuen, daß es sie gibt, daß sie ein echtes Geschenk sind, daß sie so, wie Gott sie gemacht hat, genau richtig sind... Wie sollen sie es wissen und davon überzeugt sein, wenn sie es nicht von Ihnen gesagt bekommen? Wenn ihnen das fehlt, nehmen sie eine große Unsicherheit mit ins Leben und in alle Beziehungen. Ebenso müssen sie hören, daß sie etwas gut gemacht haben, daß sie etwas können und daß sie im Leben wichtig sind und gebraucht werden. So bekommen sie eine Ahnung von dem, was Gott in ihr Leben hineingelegt hat und daß es Sinn hat, zu leben. Sie bekommen Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Natürlich müssen wir auch über die Dinge reden, die nicht in Ordnung sind, aber das können Kinder leichter verkraften, wenn sie viel gelobt werden und sich der Annahme und Wertschätzung ihrer Eltern sicher sind.

Zum Familiensegen gehört, eine Lebensvision mitzugeben

Eltern haben eigene, gut gemeinte, oft aber auch sehr ehrgeizige Pläne mit ihren Kindern. Zu einem wirklich erfüllten Leben können wir sie nur führen, wenn wir ihnen helfen, den Plan Gottes für ihr Leben kennenzulernen. Dazu müssen wir die Fähigkeiten und Begabungen unserer Kinder kennen und auf das Reden Gottes hören. Wir können für die richtigen Freunde, eine gute Berufswahl und die richtige Partnerwahl und natürlich auch für die vielen kleinen Entscheidungen des Alltags beten und so Gottes Sicht für unsere Kinder erkennen und ihnen vermitteln. Es ist so wichtig, daß wir in allen Lebensabschnitten, die sie durchleben, zu ihnen stehen und sie begleiten mit dem Wort Gottes und seinen Gedanken über ihrem Leben.

Wann sollte man seine Kinder segnen?

Gehen Sie einmal Ihren Familienalltag in Gedanken durch. Wo sind die Momente, wo man eigentlich etwas sagen müßte und aus Hilflosigkeit schweigt oder auf Verlegenheitsfloskeln zurückgreift? Fassen Sie neu Mut, gerade dann ein Segensgebet zu sprechen: vor herausfordernden Aufgaben, in angstmachenden Situationen, wenn ein Kind krank ist, oder durch eine schwierige Phase geht. Da brauchen Kinder unseren Zuspruch und erleben gerade dann hautnah das Eingreifen Gottes in ihr Leben. Natürlich können wir unsere Kinder auch täglich segnen. Wir haben das eine Zeitlang getan, morgens bevor sie zur Schule gingen. Aber dann muß man natürlich aufpassen, daß diese gute Gewohnheit nicht zur Floskel wird.

In den beinahe 20 Jahren unseres Familienlebens haben wir immer wieder Gelegenheiten genutzt, um einander zu segnen. Dadurch kam das tiefe Wissen ins Herz, daß wir zusammengehören, füreinander einstehen und gemeinsam unter dem Schutz des lebendigen Gottes sind. In vielen Situationen haben wir so Mut und Zuversicht gewonnen und wurden davor bewahrt, zu verzweifeln und aufzugeben. Beten und einander segnen sollten Eltern schon früh einführen, wenn die Kinder noch ganz klein sind, egal wie einfach sie es formulieren und wie lustig sich das manchmal anhört. Wir sollten das sehr ernst nehmen, denn wir stellen uns damit unter den Schutz Gottes!

Besondere Gelegenheiten

Lassen Sie die besonderen Ereignisse des Lebens nicht außer acht, z.B. wenn Sie von einer Schwangerschaft erfahren, oder wenn Eltern zum ersten Mal ihr neugeborenes Baby im Arm halten. Auch an Geburtstagen oder zu Beginn eines neuen Jahres ist es wichtig, Kinder unter den Segen Gottes zu stellen - besonders aber, wenn Kinder das Elternhaus verlassen, etwa für ein Praktikum oder wenn sie heiraten.

Vor kurzem hatten wir selbst Gelegenheit dazu, als unser Ältester (noch nicht endgültig) zu Hause auszog, um seinen Zivildienst anzutreten. Am gleichen Tag wurde unsere Tochter in der Gemeinde getauft. Abends saßen wir als Familie zusammen, feierten miteinander und sprachen über die letzten Jahre und diesen besonderen Tag. Anschließend nahmen wir die beiden nacheinander in die Mitte und segneten sie für den neuen Lebensabschnitt. Nicht nur wir, auch alle unsere Kinder waren sehr berührt. Und wir empfanden deutlich, daß wir unseren Sohn nicht in eine ungewisse Zukunft abgegeben hatten, sondern einmal mehr in die Hand unseres Vaters im Himmel. Sicher werden wir alle diesen Tag in unseren Gedanken und Herzen bewahren.

Heidi Goseberg

Dieser Artikel stammt aus der Schrift: TeamF Konkret Ausgabe 2/98  http://www.projesus.de/tips/t_archiv.htm