Bibelarbeiten zu 2. Mose: hier

Bibelarbeit über 2. Mose Kapitel 19

von Michael Strauch


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Einleitung:

Wenn wir dieses Kapitel nach langer Zeit wieder lesen, so kann es einen sehr verwirren. Wir hören von Anweisungen, von Rauch, Beben, Volk und Mose und ein ständiges Auf-und Ab und Ab und Aufsteigen. Im ersten Augenblick bekommen wir vielleicht auch die Hei ligkeit Gottes von der Seite zu „sehen“, die uns gar nicht mehr geläufig ist. Da ist von „zerschmettern“ die Rede, von „Grenzen ziehen“, von „Reinigung“ und von Abstand.

Israel ist nun vor dem Berg Horeb, dem Berg der Gottesoffenbarung. Drei Monate sind sie durch den Sinai gezogen, ein Viertel Jahr lang. Nun stehen sie vor einem neuen Kapitel ihrer Geschichte, das wird jeder gespürt haben. Was fällt besonders auf? Wo will der Heilige Geist uns hinweisen? Da Gott ein Gott der Taten ist und immer erkennbar ist an dem, was er tut, wollen wir auf die Aktionen achten. Agierten in Kapitel 17 Mose, Aaron, Hur und Joshua miteiander und mit Gott, agierten in Kapitel 18 besonders Mos e und Jethro miteinander und mit Gott, so agieren in Kapitel 19 besonders hervorgehoben Mose mit Gott direkt. Diese Begegnung hat alle Dramatik in sich, die man sich annähernd vorstellen kann.

 

1. Die Interaktion Gott und Mose

 

·         V.3: Und Mose stieg herauf zu Gott.

·         V.3: Gott rief ihm vom Berge zu.

·         V.7: Mose kam und berief die Ältesten (stieg wieder herab), legt ihnen die Worte Gottes vor.

·         V.8: Das Volk hört nun die Worte Gottes und will gehorsam sein.

·         V.8: Mose steigt wieder hinauf und sagt die Worte des Volkes dem HERRN.

In der ersten Gottesbegegnung auf dem Berge ist Mose eine Art Mittler. Mose steigt auf den Berg, auch bei Jesus Ort des Gebets und der Gottesoffenbarung. Mose redet nichts, sondern der Herr ist es, der zuerst das Wort ergreift. Mose steigt wieder herab und übergibt die Worte zuerst den Ältesten der Gemeinde Israel (vgl. Kap. 17+18). Diese wiederum werden es dem Volk weitergegeben haben und alles Volk will gehorsam sein. Mose wiederum steigt auf den Berg wieder hoch und nun ist es Mose, der die Antwort auf G ottes Frage „Werdet ihr meiner Stimme gehorchen...“ Gott überbringt. Nun beginnt eine zweite, unterschiedlich zur ersten Phase der Gottesoffenbarung. Der Herr kommt nun herab (V.9)

 

·         V.9 Mose steigt nun erst wieder herab zum Volk und verkündigt ihnen das Vorhaben des HERRN.

·         V.10 (V.14!)Mose muss erneut auf den Berg gestiegen sein, hat Wort Gottes empfangen und steigt wieder herab.

·         V.17 Nun führt Mose auf der Ebene das Volk Israel zur Gottesbegegnung.

·         V.18 Nun fährt Gott herab vom Berg und spricht unten mit Mose vor den Ohren des Volkes

·         V.20 Gott wieder auf dem Sinai, Mose steigt erneut auf den Gipfel

·         V.25 Mose steigt wieder hinab.

 

Das Auf - und Absteigen findet hier eine deutliche Betonung. Insgesamt steigt Mose 5 mal den Berg hoch und wieder hinunter. Zwischen jedem Auf-und Abstieg ist das Reden Gotte und die Übermittlung der Worte Gottes an das Volk und die Übermittlung der Worte des Volkes an Gott. Warum diese umständlich anmutende Art und Weise der Kommunikation? Um das herauszufinden, müssen wir weiter auf die Beschreibung Gottes konzentrieren.

 

2. Wie tritt Gott in Erscheinung?

·         V.3: Gott ruft zu Mose (also besteht ein Abstand zwischen Mose und Gott)

·         V.9: Gott spricht zu Mose (Nähe zu Mose), doch es besteht ein Abstand zum Volk:

·         V.9: Gott kommt in einer dichten Wolke. Gott redet nicht direkt mit dem Volk, sondern sie dürfen nur Zuhörer sein zwischen dem Gespräch Gott und Mose. Das Volk soll sich vorbereiten und ihre Kleider waschen (und das in der Wüste bei Wasserknappheit!). Mose soll eine Grenze ziehen (V.12). Gott verbietet den „persönlichen Zugang zu Gott“ unter Todesandrohung (V.12.13). Bei der Gottesoffenbarung kommt es zu Donnern, Rauch und Blitzen und dem Klang einer starken Posaune. Wir kennen diese Erscheinungen aus dem B uch der Offenbarung. In Vers 21ff warnt Gott nocheinmal eindringlich, dass jeder Versuch, Gott „zu schauen“, und das gilt auch für die Priester, mit dem Tode bestraft wird. Erst danach gibt Gott die Erlaubnis, dass ein zweiter Mann sich Gott nähern darf: s ein Bruder Aaron (V.24)

Was aber will das alles bedeuten? Wenn wir an die gezogene Grenze denken zwischen Gott und Mensch, dann werden wir schnell erinnert an 1Mose 3,24ff. Die Sünde zieht einen unsichtbaren Wall zwischen Gott und Mensch. Zwischen Gott und Mensch steht die große Kluft der Sünde. Wer frech glaubt, er könne diese Grenze überschreiten, erhält der „Sünde Sold“, den Tod. Gott ist heilig, das Volk unheilig. Gott agiert zwischen sich und dem Volk nur durch einen Mittler. Das, was im Mittelalter der Herold war. Mose vermi ttelt zwischen Gott und Mensch. Und Mose legt die Worte Gottes aus. Zu diesem Gedanken passen auch die Gerichtsbegleitumstände wie Posaune, Donner und Rauch und das Waschen der Kleider. In der Offenbarung wird es heißen, dass die Erlösten ihre Kleider gewa schen haben im Blut des Lammes.

Erstes Fazit: Der Berg Gottes ist ein Vorgeschmack auf den Tempel, das Allerheiligste, wo nur der Hohepriester Zugang hatte. Zwischen ihm und dem Volk ist der dicke Vorhang. Das Volk muss im Vorhof bleiben. Die Betonung des Auf-und Absteigens, des Vermitte lns und der Begleitumstände lassen uns bewußt werden, wie sehr Gott die Sünde sprichwörtlich bis auf den Tod nicht ausstehen kann, sie Sünde hasst und die Sünde mich auch trennt von Gott. Das Waschen der Kleider kann nur dahin führen, dass man Gott „von we item zuhören kann“, sich ihm bis zum Vorhof nähern darf.

Doch die Betonung der Sünde ist nur ein Aspekt. In diesem Kapitel wollen wir uns der Worte Gottes noch zuwenden. Was sagt Gott zu Mose? Welche Pläne verfolgt er mit dem Volk Israel? Und dabei erfahren wir, dass er bei der „Grenze“ nicht stehen bleiben will . Gott will mehr. Er hat einen Plan.

3. Gottes Reden an Mose

1.       Gottes erstes Reden (V.3-6)

Gott spricht ohne Umschweife zu Mose. Gott will, dass seine Worte durch Mose vermittelt werden. Er spricht das Volk Israel an mit „Haus Jakob“ und erinnert damit an die Väter Abraham, Isaak und Jakob. Besonders Jakob, der der Stammvater aller zwölf Stämme ist. Jakob, der durch seinen Sohn Josef nach Ägypten kam. Jakob, der den Namen Israel empfing.Gott erinnert an zweierlei: er hat Ägypten gerichtet, Israel aber getragen auf Adlers Flügeln. Bei dem Bild mit dem Adler ist die Angwohnheit des Steinadlers geme int, der seine Jungen beim Flüggewerden aus dem Nest wirft in die Tiefe. Wenn sie das Fliegen nicht schaffen, fliegt der Adler unter die Jungen und trägt sie zum Horst zurück. So ist Israel „flügge“ geworden. Und Gott hat sie herausgenommen und hat sie gep rüft, ob sie „fliegen können“ (siehe Prüfungen Wasser und Brot). Und wo sie nicht fliegen konnten, hat sie der Herr getragen. Wohin? Vers 4: „... zu mir!“

Israel hat den Prüfungen des Glaubens nicht standgehalten, trotz der Wunder und Zeichen, trotz der Befreiung aus der Gewalt Pharaos. Was Gott nun will, ist ein klares Bekenntnis:

V.5: Werdet ihr meiner Stimme gehorchen

V.5: Werdet ihr meinen Bund halten

 

Dann folgt die Verheißung mit „so sollt ihr...“

 

V.5.6: Gottes Eigentum sein vor allen Völkern

V.5.6: ein Königreich von Priestern

V.5.6: ein heiliges Volk

 

Zwischen Gott und Mensch steht die Sünde, die Schuld, hervorgerufen und verursacht durch den Ungehorsam und besonders dem fehlenden Glauben, dem fehlenden Vertrauen. Darum gilt es, Gott zu gehorchen und den Bund, den Gott mit Abraham, Isaak und Jakob gesch lossen hat, zu halten.

Gottes Ziel ist Israel zu einem Gottesvolk zu machen. Zu einem geistlichen Kerngemeinde, die furchtbar wird für die ganze Welt. Gott hat Israel zuerst gewählt, vor allen Völkern. Aber Gott hat nicht „nur“ Israel erwählt. Sondern sie sollen Mittler sein zwi schen Welt und Gott. Das Heil kommt von den Juden, wird der Herr Jesus der Frau am Brunnen später sagen.

Was meint aber Gott mit dem Bund? Zuerst ist an den Bund durch die Beschneidung gedacht, den Gott mit Abraham geschlossen hat. Aber von Gal 3,15ff wissen wir, dass der tiefere Grund des Bundes im Glauben besteht. Gott will, dass der Mensch gerecht wird dur ch Glauben. Darum hat er Israel auch stets so versucht, dass sie lernen, Gott zu vertrauen. Gott will, dass Israel an Gott glaubt, ihm vertraut und als Fernziel Israel so reinigt, dass sie ungehindert mit Gott in Kontakt treten können. Das ist aber erst du rch Christi Opfer am Kreuz und seine Auferstehung möglich geworden. Dann, als Christus herabstieg, Mensch wurde, die „Grenze“ ertrug und die Grenze überschritt und dafür die Folgen trug: den Tod. Doch Christus hat den Tod überwunden, die Grenze überwunden und den Gläubigen zu Priestern gemacht, zu Kinder des lebendigen Gottes. Gott will das Volk heiligen, sie vorbereiten auf seinen Endplan: dass sie Kinder werden des Vaters! Doch zur Zeit Israels stand die Schuld dazwischen. Sie brauchten einen menschlichen Mittler. Wir haben heute Christus, unser Mittler und Bruder und Herr. Wenn wir soviel Gnade und Vorrechte haben, dass wir so „unverschämt“ uns Gott nahen dürfen, warum sind wir so unverschämt und nutzen es nicht?

2. Gottes zweites Reden an Mose (V.9)

Im ersten Reden Gottes wendet er sich an das Volk und offenbart ihm seine Pläne. Wenn ihr gehorcht, wenn ihr den Bund haltet, dann werde ich...

Im zweiten Reden Gottes wendet ich Gott an das Volk und legitimiert seinen Mittler Mose. Gott fährt persönlich herab, weil Gott weiss, dass das Volk nicht glaubt, sondern vielmehr berühren und sehen will. Siehe dazu V.13.21! Das Volk soll aber eine Grundle ktion lernen: die Worte Gottes zu hören und ihnen zu glauben. Darum sagt der Herr: ... auf dass dies Volk es höre, wenn ich mit dir rede und Dir (und damit Gott) für immer glaube. Gott tut alles, was möglich ist, damit das Volk glaubt. Er kommt in einer Wo lke verhüllt. Später wird er in seinem Sohn sogar Mensch. Sichtbar, berührbar. Doch das Ziel ist das Gleiche geblieben: der Mensch soll hören, glauben und gehorchen.

 

3. Gottes drittes Reden mit Mose (V.10-13)

Im ersten Reden offenbart Gott seinen Heilswillen an sein Volk. Dann legitimiert er Mose als seinen Vermittler. Die Stichworte sind: Hören, gehorchen, glauben. In der dritten Rede Gottes schafft er die Voraussetzungen für eine Begegnung mit ihm. Kleider wa schen, Grenzen ziehen, Todesdrohungen. In dieser dritten Rede wird deutlich, dass es zwischen dem Heilsplan Gottes und seiner Verwirklichung eine Grenze gibt, einen großen Graben, den selbst Gott momentan nicht überschreitet. Und das ist die Schuld. Das Vo lk Israel wird sich seiner Unheiligkeit bewußt. So kommt zum Gehorchen, Glauben und Hören ein weiteres dazu: das Bewußtsein der Schuld. Der Mensch muss elementar begreifen, dass er ohne Gott - nur auf sich selbst gestellt - Opfer seiner eigenen Taten wird. Der Lohn der Sünde ist der Tod. Es besteht eine Grenze, eine Wolkenwand, Verbotsschilder unter Todesandrohung, dieselbst die Tiere betreffen (!), was deutlich macht, dass Gott keine Schikane macht und nicht zuletzt die hör-und sichtbaren Zeichen des Geric hts. Die Sünde ist eine eigene Macht, die den Tod fordern darf von dem, der sich ihr ergeben hat. Gott ordnet an: Heiligt euch. Wascht euch. Was hier geschieht, ist zeichenhaft für die endgültige und wirkliche Reinigung unserer Sünden durch Christus. Ohne Christi Blut am Kreuz, ohne sein Leiden und Sterben keine wirkliche Vergebung der Schuld. Ohne Vergebung der Schuld kein Kontakt zu Gott. Und ohne ihn kein Heil.

 

4. Gottes viertes Reden mit Mose ((V.14-18)V.19)

 

Die Betonung des dritten Tages, besonders der Morgen des dritten Tages (V.16) werden wir sehr an die Auferstehung unseres Herrn erinnert. Inmitten eines - man möchte meinen - Vulkanausbruchs erscheint Gott. Donner, Erdbeben, Schmelztiegel etc., alles Begri ffe, die wir von der Offenbarung kennen: Gericht. Inmitten des Gerichts führt Mose das Volk Israel Gott entgegen (V.17). Ein äußerer Zustand, wo man am liebsten wegrennen möchte. Doch Mose führt das Volk mitten hinein. Und es bleibt unversehrt. Denn sie ha ben sich geheiligt und sind kultisch gereinigt. So wie das Volk Gottes - gereinigt durch das Blut des Lammes - gerettet wird, aber wie durchs Feuer-so Paulus über tausend Jahre später. Gott redet zu Mose und Mose antwortet. Wir werden erinnert an die Verkl ärung Jesu am Berg und die Jünger die Wolke Gottes sahen und die donnernde Stimme Gottes. Und wie Gott am Jordan die Sohnschaft Jesu bestätigte: dies ist mein lieber Sohn, auf den sollt ihr hören. So bestätigt Gott nun auch den Vorschatten auf Christus, de n Mittler Moses. Auf ihn sollt ihr hören.

 

5. Gottes fünftes Reden mit Moses (V.21-24)

 

Die Dramatik findet nun ihren Höhepunkt. Gott spricht beim Volk vom „durchbrechen“. Diese Offenbarung Gottes war so gewaltig, dass das Volk kaum noch zu halten ist. Sie wollen den sehen, der solch große Wunder tat. Sie wollen ebenso wie Mose mit Gott reden . Vorneweg die Priester, die sich auf ihre geistliche Kompetenz berufen und ebenfalls durchbrechen wollen zum Herrn. Doch Gott warnt alle durch Mose. Jeder Versuch eines unlegitimierten Zugangs zu Gott führt zum Tod.

In dieser fünften Rede Gottes wird deutlich, wie unreif, unvorbereitet und eigensüchtig die ersten Glaubensschritte Israels sind: sie wollen Gott haben, ihn besitzen und ihn aller Welt vorzeigen. Diese innerliche Haltung wird im goldenen Kalb äußerlich Ges talt gewinnen. Ihr Glaube basiert auf reinen Gefühlen, nicht aber auf Gehorsam und Treue. Die rein emotionale Begeisterung für Gott, jedes geistliche Elitärdenken, und jeder Versuch, sich „Gottes zu bedienen“ ist kein Ausdruck wirklichen Glaubens. Der Herr Jesus war damit ständig konfrontiert. Doch Gott will, dass der Mensch gehorcht, ein heiliges Leben führt und ihm treu bleibt. Bis heute.