Bibelarbeit Predigt 4. Mose 20, 1-13. 22-29

Herr, habe acht auf mich!

Das Volk Israel sieht sich in einer neuen (und doch altbekannten!) Problematik: Kein Wasser, und das in der Wüste! Mose steht vor einer neuen (und doch altbekannten?) Aufgabe: Mit Gottes Hilfe den Israeliten zu helfen. Aber der bewährte Knecht Gottes strauchelt in dieser (anscheinend doch unbekannten) Herausforderung. Eingerahmt ist dieser Abschnitt von den Berichten über das Sterben der Geschwister Moses.

Das alte Lied
V. 1-5: Das war natürlich kein Pappenstil: in der Hitze der Wüste des Orients kein Wasser! Aber kannten die Israeliten dieses Problem und vor allem die Abhilfe nicht aus früheren Erfahrungen? Hatten sie nicht oft genug die Hilfe Gottes in prekärsten Nöten erfahren? Angefangen von der wunderbaren Hilfe vor dem Durchzug durchs Schilfmeer, als das ägyptische Militär sie verfolgte? „Die Stimmung des Volkes ließ sich innerlich nie bestimmen durch die Wunder und Erlebnisse der Vergangenheit und durch die Zusagen und Verheißungen der Offenbarung, sondern blieb abhängig von den jeweiligen Nöten und Widerwärtigkeiten des Lebens“ (Jakob Kroeker). Jede neue Not und jedes neue Problem ist eine neue existenzielle Frage, worauf wir vertrauen und was uns Halt gibt. Deshalb singt David Jahrhunderte später, Gott zu loben und nicht zu vergesssen, was er uns Gutes getan hat (Ps 103,2). Die Israeliten dagegen stimmen das alte Lied an: das Lied des Jammers, der Klage, des Vorwurfs, der Idealisierung der „guten, alten Zeit“: Wie war es doch in Ägypten so schön gewesen! So attackieren sie Mose mit heftigen Vorwürfen und erdreisten sich zu der ungeheuerlichen Aussage, dass sie da doch lieber früher gestorben wären.

Die bewährte Hilfe
V. 6-11: Mose und Aaron wissen, wo Hilfe ist. Wohin sollten sie auch sonst gehen! Sie werfen sich vor Gott nieder, und Gott wendet sich ihnen zu im Erscheinen seiner Herrlichkeit. Gott beauftragt Mose, für das Volk und ihr Vieh Wasser aus dem Felsen hervorzubringen. Und Gottes Arm ist auch dieses Mal nicht zu kurz, als dass er nicht helfen könnte. Der überreiche Gott gibt reichlich: Viel Wasser kommt aus dem Felsen.

Das Straucheln des bewährten Helfers
V. 12-13: So gnädig und geduldig Gott seinem undankbaren, unzufriedenen, vergesslichen, klagenden Volk hilft, so streng wirkt, wie er mit Mose umgeht. Gottes Einschätzung des Handelns Moses und Aarons: „Ihr habt mir nicht geglaubt und mich nicht geheiligt.“ Und als Strafe dürfen sie das Volk nicht ins verheißene Land führen. Welch schwerwiegende Folge! Mose hatte sich doch mit aller Kraft und mit höchsten Opfern und mit unbeschreiblicher Geduld immer wieder für das Volk eingesetzt, und nun durfte er „sein Lebenswerk“ nach Jahrzehnten der Mühe nicht vollenden! Was war da vorgefallen?
Strafte Gott Mose, weil dem „der Gaul durchgegangen war“, als er dem Volk die Hilfe ankündigt (V. 10b)? Wäre das menschlich nicht verständlich nach all den Enttäuschungen mit dem murrenden und aufbegehrendem Volk? So erbitterte das Volk das Herz Moses (Elberfelder: „sie reizten seinen Geist“), sodass ihm unbedachte Worte entfuhren (Ps 106,33; vgl. auch Jak 1,19+20). „Gott wollte seinem Volk gnädig ohne Rüge helfen, während Mose sich überdrüssig eifernd entrüstet und sie als Meuterer schilt, welches eigentlich der Hilfe durch ein Wunder Gottes nicht wert sei“ (J.P. Lange).
Gott hatte Mose zwar geboten, den Stab Aarons (2.Mose 17,9) zu nehmen, aber er sollte dann mit dem Volk reden vor dem Felsen. Kein Wort davon, den Felsen zu schlagen! Mose dagegen schlägt gleich zwei Mal mit dem Stab auf den Fels, „als ob es auf die menschliche Anstrengung und nicht allein auf Gottes Macht angekommen wäre“ (C.F. Keil). Kroeker nimmt an, dass Mose sich in seiner Handlung mehr durch eine bereits gemachte Erfahrung (2.Mose 17,6) als durch den neuen Auftrag Gottes bestimmen ließ. „Nicht vertraut und nicht geheiligt“ (V. 12) bedeutet demnach nicht, dass Mose Gott dieses Wunder nicht zugetraut hätte. Aber in seinem Verhalten wurde er von seinen fleischlichen Regungen und nicht aus der engen Beziehung zu Gott bestimmt (= nicht vertraut), und deshalb konnte er Gott nicht gebührend „rüberbringen“ (= nicht geheiligt).
Da kann man nur sagen: Wem Gott viel anvertraut, von dem erwartet er auch viel (Lk 12,48b; vgl. auch Mt 25,14-30). Aaron wird mit zur Verantwortung gezogen, weil er Mose in seinem Handeln nicht bremste. Aber auch in seiner Strafe war Gott noch barmherzig und treu, denn immerhin durfte Mose noch sehen, was der Abschluss seines Lebensauftrages gewesen wäre. Gott gewährte ihm einen Blick ins Land Kanaan (5.Mose 32,49).

Der Tod Aarons
V. 22-29: Nachdem in V. 1 bereits Moses Schwester Miriam gestorben war, wurde nun auch Moses Bruder Aaron „zu den Vätern versammelt“. In einer symbolischen Zeremonie bekommt Aarons Sohn Eleasar als sein Nachfolger die Kleider seines Vater angezogen. Darin liegt auch trotz manchen Versagens Aarons das Bekenntnis Gottes zu ihm als dem, der er war: der von Gott bevollmächtigte Priester Israels.

Fragen zum Gepräch:
· Leiden wir ebenso wie die Israeliten unter „Gedächtnisschwund“, was die Erfahrungen der Hilfe Gottes angeht?
· Wo stehen wir in der Gefahr zu „unbedachtem Reden“? Was wäre, wenn Gott auch mit uns so streng wie mit Mose wäre?

Kurt Rossmann, Öhringen

Impulse zur Veranschaulichung für Kinder und Erwachsene:
· Im Ps 81,8c wird auf diese Geschichte Bezug genommen: „Ich prüfte dich am Haderwasser“. Mose und Aaron haben nicht genau hingehört, und in Anlehnung daran unterziehen wir uns einem Test: Wer kann genau hinhören? > Kassette / CD mit verschiedenen Geräuschen abspielen und zuordnen lassen.