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Bibelarbeit zu Jesaja 12, 2


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Ausarbeitung zur Jahreslosung Jesaja 12, 2

erstellt von Michael Strauch

Text zu Beginn:

KJV: Isa 12,2:Behold, God is my salvation, I will trust and not be afraid: for the LORD JEHOVAH is my strength and my song; he also is become my salvation.

NIV Isaiah 12:2 Surely God is my salvation; I will trust and not be afraid. The LORD, the LORD, is my strength and my song; he has become my salvation."

LUT Isaiah 12:2 Siehe, Gott ist mein Heil, ich bin sicher und fürchte mich nicht; denn Gott der HERR ist meine Stärke und mein Psalm und ist mein Heil.

ELB Isaiah 12:2 Siehe, Gott ist mein Heil, ich bin voller Vertrauen und fürchte mich nicht. Denn Jah, der HERR, ist meine Stärke und mein Loblied, und er ist mir zum Heil geworden. -

SCH Isaiah 12:2 Siehe, Gott ist mein Heil; ich will vertrauen und lasse mir nicht grauen; denn der HERR, der HERR, ist meine Kraft und mein Lied, und er ward mir zum Heil!

Eine Wortanalyse:

Jesaja 12,2 beginnt mit dem hebräischen Hinä, das griech. idou und meint: siehe!

Adhortativ: Ein Aufruf. Eine Einladung. Eine Aufforderung, etwas zu tun im Sinne von: Laßt uns... Demonstrativ: Dieses eher. Es hat demonstrativen Charackter. Siehe! Vergiess das andere um Dich her und konzentriere Dich auf diesen Punkt, diese Wahrheit, diese Sache. Siehe.

Wo finden wir noch dieses "Siehe"?

Genesis 1,31: Und Gott sah an alles, was er gemacht (Activus divinus) hatte, und siehe, es war sehr gut.

Lukas 1,31: Siehe, du wirst schwanger werden (Passivus divinus) und einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben!

Wo Gott durch sein Wort handelt, wo er vom Himmlischen her in die irdischen Geschicke eingreift, dort steht das göttliche "hinäh" - siehe! Siehe führt an, das Gott aktiv eingreift und an uns gehandelt wird.

El (Gott). El ist die Kurzform von ajil und heißt Stärke. In Hesekiel 32,21: Von ihm werden die starken Helden mit ihren Helfern... Auch in Josua 3,10. El wurde im antiken Osten für alle "mächtigen" Götter gebraucht, aber auch für Engel, Helden etc. El meint eigentlich: Stärke, Macht etc. Man müßte fast übersetzen: Siehe, der Mächtige (oder der Starke/der Gewaltige) ist ...

Jeschuwa meint eigentlich "Hilfe, Rettung, Erlösung, Sieg, Gesundheit (auch physisch), Wohlergehen (engl. prosperity)." Das Wort entstammt von der Wurzel aus jaschah und dieser Begriff assoziiert im hebräischen folgenden Sachverhalt: Ein weiter Raum, wo der Mensch sich entfalten kann, wo er selber sein kann, wo er sich sicher und geborgen fühlt. Wir denken an das Wort: du stellst meine Füße auf weiten Raum. Dieser weite Raum, das verheißene Land Israel, das verheißene Land - das neue Jerusalem. Raum, Heimat, Geborgenheit, Zuhause. Genau dieser Sachverhalt spiegelt sich in Matth 1,21 wieder: und du sollst ihn Jesus (jeschua) nennen, denn (Folgerung aus der Bedeutung des Namens) er wird sein Volk retten von ihren Sünden.

"Jeschuwa" is God`s love in action!

batach setzt den Gedanken fort und meint: sich sicher fühlen, zufrieden sein, sorglos sein. Die griech. Übersetzung des AT-die Septuaginta übersetzt mit elpizo - was im NT mit "Glauben" wiedergegeben wird. Der rettende Glaube, das Vertrauen in Gott, der Glaube, der seine Kraft und Sicherheit in der Erfahrung hat, dass Gott mich erlöst, mir Raum schafft zum Atmen.

Weloh - Und nicht - Negierung, um einen vorhergehenden Sachverhalt zu widerlegen vgl. Jos 5,14! Ein starkes, glaubendes, wollendes Nein!

Patach - meint ursprünglich das Erschrecken, die Angst, die ausgelöst wird durch einen plötzlichen Alarm. Meint auch "Zittern, beben, Angst haben!" Das Wort patach kommt zweimal bei Hiob 3,25 vor: Denn was ich gefürchtet (patach)habe, ist über mich gekommen und wovor mir graute (patach), hat mich getroffen.

Im Ganzen spüren wir, wie sich ein Bild entfaltet. Das Bild einer weiten, saftigen Ebene, der Herr als Hirte, umgeben von seinen Schafen. Mag kommen was will, in seinen Armen erschrickt mich nichts. Nichts kann mich angreifen, der Herr ist da. Psalm 23!

Ki - ist ein Folgerungspartikel. Warum ist das alles so, was bisher dargestellt wurde? Nun folgt das Bekenntnis, der Glaube, die Erfahrung: weil (ki)

Jasi meint meine Kraft und Stärke. Wir spüren, wie dichterisch Jesaja die Kraft wieder aufgreift, die aus dem Gottesnamen EL deutlich wird. Gott ist der Starke und Mächtige. Seine Kraft geschieht an mir. Seine Kraft ist im Glauben meine Kraft.

Wesamrad: kommt von zamar und meint das Streichen der Finger über die Seiten z.B. einer Harfe. wesamrad meint das Musizieren, das Spielen auf dem Instrument. Gott ist mein Lied, mein Symphonie, meine Loblied, mein schönstes Lied. Immer deutlich sehen wir David vor uns, wie er Gottes Lob singt, inmitten der Geborgenheit Gottes unter seiner Herde.

Nun kommt ein wunderschönes, göttliches Wortspiel:

Im Grunde taucht nach El und Jeschua im folgenden Vers dreimal der Gottesbegriff auf.

In "Jah" - wird als göttlicher Name nur einmal gebraucht in Ps 68,4 - ansonsten ist er ein göttlicher Titel wie "Herr" (siehe Exodus 15,2). Er ist der Herr, Gott - der Herr.

Nur an zwei Stellen steht dieses Jah in Verbindung mit dem göttlichen Tetragramm "Jahwe". Darum Tetragramm, weil es aus drei hebräischen Konsonanten besteht. Diesen Namen Gottes hat der Jude nicht ausgesprochen. Dieser Name ist heilig. Jah Jahwe.

es folgt das hebräische wajehi. Darin steckt das Wort hayah (von hawah-atmen). Es meint das "sein", das "existieren". Dieses Wort atmet von den Wortwurzeln wiederum den Gottesbegriff und Gottesnamen. Wir denken an die Selbstoffenbarung Gottes: ich bin, der ich bin.

Wichtig: Das hebräische "Sein" meint immer etwas dynamisches! Gott wird erkannt und begriffen in dem, was er tut. Was er ist, kann nur im Glauben erfaßt werden. Gott wird durch die ganze Bibel stets beschrieben indem, was er tut!

Vielleicht hilft ein Beispiel, das ich in dem bemerkenswerten und lesenswerten Buch gefunden habe: "Jenseits von Eden" von John Steinbeck. Hier unterhalten sich drei Männer über die Kain und Abel Geschichte, unter anderem auch über den Sinn der Bibel. Hier ein Zitat:

"...wenn eine Erzählung nicht vom Zuhörer selbst handelt, dann hört er ihr nicht zu. Und daraus leite ich ein Gesetz ab: eine große, eine bleibende Erzählung muß von jedermann handeln, sonst bleibt sie nicht erhalten. Das Fernliegende und Befremdliche bietet kein Interesse, sondern nur das tief Persönliche und Vertraute!" (ebenda, S. 261/62 ; Ullstein1980).

Die sehr sprachgewaltige Jahreslosung handelt also von der tiefen Erfahrung, das Gott ist, das er lebt und das er handelt. Handelt nicht abstrakt und ominös, nicht im universitären Stil, sondern mitten im Alltag, mitten meiner Not. Gott ist erfahrbar.

Die J.B.Kerner Show kommt nun viermal in der Woche. Am vergangenen Donnerstag war neben dem üblichen Stargeplänkel eine 21-jahrige Frau aus Afghanistan zu Gast. Sie hat eine Schule unterhalten während des Taliban-Regimes und setzte somit Leib und Leben auf`s Spiel. Sie mußte fliehen und lebt heute unter Lebensgefahr in Paris. Welchen Klang hat wohl für so eine Frau der Titel des heutigen Abends: Grundhaltung - Hoffnung. Auf was hofft sie? Dass die Nordallianz ein wenig sich besser benimmt als die Taliban? Dass ihre Mutter, von Beruf Gynäkologin, die viele grauenvollen Bilder vergessen kann? Die misshandelten Frauen, die Toten, der ermordete Ehemann? Ich habe mir eingebildet, dass die holländische Starmoderatorin Linda de Mol und das Schauspielerpaar sichtlich nichts mit den Leiden dieser Frau am Hut hatten. Aber die Moderatorin hat Leid ebenfalls erfahren. So erlebte sie nach einer sogenannten Traumhochzeit eine blitzschnelle Trennung von ihrem Mann. Und die Schauspielerin aus dem Film Die Affäre Semmeling" litt darunter, dass die Alsheimer Krankheit ihren Vater quälend zur Strecke brachte. Bis auf die Afghanin wirkten aber die übrigen Gäste aufgeräumt und zuversichtlich: denn sie haben ja Hoffnung. Hoffnung, dass sich immer wieder eine gute Filmrolle anbietet, Hoffnung, dass der neue Freund der Starmoderatorin diesmal die bessere Wahl ist. Grundhaltung: Hoffnung. Wenn ich es recht verstehe, dann verstehen viele Menschen die Grundhaltung Hoffnung als eine Art positiver Grundhaltung zum Leben. Eine positive Grundhaltung, die meist mit Gleichgültigkeit dem Leid anderer gegenüber gepaart ist, weil diese Grundhaltung ansonsten zu oft erschüttert wird. Ich gebe Heiner Geißler recht, wenn er in einem katholischen Gottesdienst zu Beginn des Jahres predigte, dass besonders die Solidarität, so übersetze er die Liebe zum Nächsten, bei uns fehle. Warum ist es so? Ich denke, es liegt daran, dass dieses Verständnis der Hoffnung viel Eigenleistung erfordert. Die Menschen sind so sehr damit beschäftigt, besonders materiell, ihrer Hoffnung allen guten Grund zu geben, dass sie keine Zeit und Liebe haben für den Bedürftigen. Man spricht landläufig auch von Selbstver- wirklichung. Die Frage ist nun, welche Grund- haltung der Hoffnung bietet Gott uns an?

Ich habe den Eindruck, dass die Losung dieses Jahres aus Jesaja 12,2 genau dieses Thema ganz stark zum Ausdruck bringt. Das findet man erst heraus, wenn man sich länger mit diesem Vers beschäftigt, besonders, wenn man dem hebräischen einigermaßen ins Auge blicken kann. In der Losung heißt es: Ja, Gott ist meine Rettung. Aber der Vers beginnt nicht mit Ja, sondern mit dem hebräischen Hine, was Luther mit Siehe" übersetzt. Und dieses Siehe" hat es in sich. Als Gott die Welt erschuf, da hielt er inne, besah sich alles und meinte am Schluß: und siehe, es war sehr gut. Wir finden dieses siehe" auch bei der Geburt Jesu. Der Engel sagt zu Maria: Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, den sollst du Jesus nennen. Weihnachten, da kommen wir gerade her. Und nach Sterben und Auferstehen, bevor der Herr seine Jünger verläßt und zum Vater geht, da sagt er wieder: Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt. Und das meint es: Siehe wird immer gebraucht, wenn Gott vom Himmel in das irdische Geschehen, in meinem Alltag eingreift. Nicht ich habe Leistung, Kraft und Erfolg zu bringen. Gott will es tun. Siehe, halte inne, besinne und konzentriere dich neu auf das wirklich Wichtige im Leben. Siehe, die Hoffnung ist begründet bei Gott. Siehe.

Und dann heißt es weiter: Gott ist meine Rettung. Im hebräischen heißt es: El jeschuwa.

Und ob sie es glauben oder nicht, das Wort jeschuwa hat von die selben Wurzel wie das Wort Jesus. Man könnte geneigt sein, zu übersetzen: siehe, Gott ist mein Jesus, mein Christus, mein Heil, mein Leben. Was aber meint jeschuwa? Auch hier stieß ich auf eine faszinierende Entdeckung. Es entstammt dem Wort jascha und mit diesem Begriff verbindet der Jude ein Bild. Das Bild eines großen, freien Raumes, wo er sich sicher fühlt. Es erinnert an die Worte Gottes: ich stelle deine Füße auf weiten Raum. Es erinnert an das verheißene Land Israel. Ich will Dir ein Land geben, in dem Milch und Honig fließt. Und was hat Gott nicht alles verheißen? Die Feinde sollen vor dir vertrieben werden. Physisch, psychisch, geistig und geistlich soll es Dir gut gehen. Jeschuwa ist Gottes Liebe in Aktion. Doch wir wissen, dass dieses Land zuerst auf Hoffnung gegründet war. Gott sagt im dritten Buch Mose, dass er von seinem Volk geliebt sein will. Wenn man aber ihn vergißt, verwirft, anderen Göttern folgt, die Hoffnung auf anderes legt, dann versiegt die Quelle des Segens und so wörtlich, ein fallendes Blatt kann den Menschen zu Tode erschrecken.

Dieses Bild wird aufgenommen, wenn es heißt: ihm will ich vertrauen und niemals verzagen. Für verzagen steht das Wort patach. Es meint das Aufschrecken durch einen Alarm. Im Buch Hiob gibt es dafür einen prägnanten Satz: Denn was ich gefürchtet (patach)habe, ist über mich gekommen und wovor mir graute (patach), hat mich getroffen.

Die Angst vor einer todbringenden Krankheit, die Angst, im Leben zu versagen, keine Freunde zu finden, von einer schrecklichen Nachricht übermannt zu werden, steckt wohl in allen Menschen. Gott setzt diesen Schrecken in dieser Welt noch kein Ende, aber eine Hoffnung. Die Hoffnung auf einen weiten Raum, wo Wohnung für uns alle sind. Einen Raum, wo ich mich entfalten kann und der bin, der ich bin. Ein Raum, wo der Tod außen vor steht. Einen weiten Raum für meine Sicherheit und Seelenruhe. Gott will es schenken. Er nennt es das ewige Leben. Er will es schenken dem, der an ihn glaubt. An ihm festhält und auf ihn seine Hoffnung setzt. Er will es schenken dem, der seine Hoffung auf ihn setzt, der sagen kann: Siehe, Gott ist mein Christus. Siehe, Gott ist mein Heil. Er ist meine Erlösung geworden. Wer Gott zum Grund der Hoffnung hat, wird frei sein für den Nächsten. Der muß nicht in diesem Leben alles Schöne an sich reißen, weil er weiß, das Schönste kommt noch. Und so leben wir auf Hoffnung, bis der Herr Jesus wiederkommt und unsere Hoffnung zur erlebbaren Gewißheit macht. Amen.