Bibelarbeiten: Bibelarbeit zu Nehemia 12

erstellt von Michael Strauch


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K. Nehemia Kapitel 12

1. Einleitende Bemerkungen

2. Kurze Gliederung

3. Exegetische Bemerkungen

2. Kurze Gliederung

a.. Priester und Levitenverzeichnisse (V.1-26)

b.. Einweihung der Mauer Jerusalems (V.27-43)

c.. Bestellung von Aufsehern über die Tempelabgaben (V.44-47)

3. Exegetische Bemerkungen Es ist wichtig, daß dieses Kapitel sich in drei thematische Blöcke zusammensetzt, wie in Punkt 2 dargestellt. Folgendes soll hervorgehoben werden:

1.. Verse 1-9: Aufgeführt werden die Häupter priesterlicher Sippen und von Familien, die zum levitischen Geschlecht gehörten, zur Zeit Josuas (Esra 1ff).

2.. Verse 12-21: Aufzählung der Priestersippen aus der Regierungszeit Jojakims.

3.. Vers 10: Sechs Hohepriester, der Sohn übernimmt das Amt des Vaters, das Amt des Hohenpriesters ist folglich erblich.

4.. Vers 22: Aufzählung priesterlicher Sippen in der Zeit von vier Hohepriestern.

5.. Ab Vers 24 werden levitische Häupter erwähnt und weitere Personengruppen.

6.. Vers 26 schließt diesen Block mit dem chronologischen Hinweis der Zeitspanne, nämlich ab der Zeit Jojakims bis zur Wirkungszeit Nehemias und Esras.

Im nächsten Block geht es primär um die Einweihung der Mauer. Es muß angesichts der Fülle der Menschen, die bei diesem Fest mitwirkten, ein gigantisches "Spektakel" im positiven Sinne gewesen sein. Wie haben wir uns den Ablauf vorzustellen?

a.. Kultische Reinigung des Volkes und der Mauern. Alles, was in dieses heilige Fest mitintegriert ist, soll Gott loben und gereinigt vor ihm stehen.

b.. Dankchöre. Sie standen teilweise auf der Mauer und sollten Jerusalem umwandern. Es ging los am Taltor, also an der Westseite. Der eine Chor mit Nehemia setzt sich hintereinander in Bewegung - zuerst nach Norden und dann nach Osten in Richtung Schaftor. Der zweite Chor geht in entgegengesetzter Richtung nach Süden und gelangt nach der Umrundung der südlichen Mauer auf die Ostmauer, die er nach Norden hin durchschreitet.

c.. Es kommt zu einer strahlenden Vereinigung am Tempelplatz! Dort angekommen wird das ganze Volk in ein "Freudenfest" miteingeschlossen, Männer, Frauen und Kinder feiern Gott, den Herrn. Sie feiern, wie nur Orientalen zu feiern wissen.

d.. Hier wird in Vers 36 nocheinmal Esra erwähnt, der sich ebenfalls beteiligt.

Fünfmal erlebt Israel nun die Freude, die nur Gott zu vermitteln vermag. Wir erinnern uns an die Grundsteinlegung des Tempels (Esra 3,12). Die Freude wurde begleitet durch Weinen der Älteren. Wie erinnern uns an die Freude bei der Einweihung des Tempels (Esra 6,16). Die Freude am Herrn ist eure Stärke! (Nehemia 8,10) riefen die Leviten dem weinenden Volk zu, als unter der Schriftlesung Esras eine Bußbewegung ausbrach. Und nun ist die Mauer fertig und der Freudenschall - so hören wir - klingt weit ins Land hienein. Mit Musik und Psalmen rühmt man den Gott Israels, der seinem Volk sich wieder zugewendet hat und sie so reich beschenkt hat. Sich freuen an dem, was Gott tut. Und das fünfte Mal ist von der Freude die Rede, die man empfängt, wenn man im Dienste Gottes steht (Vers 44) oder die Dienste jener Berufenen Diener Gottes empfängt. Das Volk Juda hatten Freude am Dienst der priesterlichen Diener Gottes. Diese wurden mit allem versorgt, was sie zum Leben brauchten. Das war in Israel eine Selbstverständlichkeit. Gedanke: Ich erlebe diese Freude so selten. Vielmehr besteht ein eifersüchtiges Beobachten, Beurteilen, Bewerten und Verurteilen andersdenkender und arbeitender christlicher Gruppen. Ich bin davon nicht ausgenommen. Das muß auch in angemessener Weise stattfinden, aber - Hand auf`s Herz - wer freut sich, daß Gott in dieser oder jener Gruppe wirkt? Die Freude am Herrn ist nicht die Freude oder der Stolz über menschliche Leistungen, über das, was in meiner Gemeinde alles stattfindet. Diese "patriotische" Freude kennt jeder Fußballfan genauso. Seine Mannschaft hat gewonnen, auch wenn er dazu nichts beigetragen hat. Nein, die Freude am Herrn ist ein zutiefst geistliches Geschenk und ist frei von Neid, Argwohn und Missgunst. Auffällig ist auch, daß das ganze Volk integriert ist in den Lobgesang und den Dienst Gottes. Aber es gab besonderen Bereiche, wo Gott "Vollamtliche" bestellt hat, die durch diese Berufung den Dienst im Hause Gottes wahrnahmen. Das allgemeine Priestertum ist offenbar funktional differenziert zu sehen. Das kann ein Nachdenken, vielleicht auch eine Dankbarkeit und eine Achtung, nicht eine Verehrung, eine Achtung gegenüber den Menschen hervorbringen, die Gott aus dem normalen Beruf herausgenommen hat und vollzeitlich in seinen Dienst gestellt hat. Nicht die Gemeinde sind ihre Herren, sondern sie sind Gott unterstellt. Ihre Aufgabe ist es, die Gemeinde geistlich zu versorgen und ein Vorbild im Glauben zu sein. Die Aufgabe der Gemeinde ist es, für diese Leute zu sorgen. Denn das, was sie geben, geben sie Gott. Er wird es der Gemeinde gewiss lohnen. Auch spüren wir den engen Zusammenhang einer Gemeinde, die Freude hat am Dienst ihrer Priester. Wieviel Klage, Neid und Missgunst herrscht einerseits in den Gemeinden, andererseits wieviel falsche Menschenverehrung andererseits. Es geht nicht darum, ob der Priester ein Mann ist mit herausragenden Begabungen. Es geht darum, daß Gott ihn berufen hat. Das er abgestellt ist, sein ganzes Leben dem "Gottesdienst" zu widmen, ist Ehre und Freude wert. Wer sich an seinen Priester freut, ehrt Gott. Das gilt auch für die Priester. Sie sollen nicht über die Gemeinde klagen, sondern ihr dienen, sie ebenfalls lieben und wertschätzen. Freude ist hier ein Schlüsselwort. "In dieser Gemeinde wurden die Priester und Leviten nicht als >>Pfaffen<< abgewertet, sondern als Diener am Hause Gottes gewürdigt." (Werner Kessler, BAT, Bd.12.IV, S.123 unten).