Bibelarbeiten: Bibelarbeit zu Nehemia 6

erstellt von Michael Strauch


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1. Einleitende Bemerkungen

2. Kurze Gliederung

3. Exegetische Bemerkungen

1. Einleitende Bemerkungen

Was Drohungen, Kriegsgeschrei, äußere und innere Angriffe nicht vollbringen, das schafft (fast) ein bewährtes Gift, von dem Jakobus sagt (Jak 3,5): eine kleine Flamme, zündet es doch aber einen ganzen Wald an. Gemeint ist die "üble Nachrede!" Welches Kraut ist den Gerüchten, dem Flüsterton hinter vorgehaltener Hand gewachsen? Es gibt wohl kaum eine "salonfähige" Sünde, die in der Gemeinde Jesu Christi ein ungutes "Gewohnheitsrecht" feiert. Wie begegnet Nehemia nun dieser Taktik? Wir wollen hören und von ihm lernen.

2. Kurze Gliederung

3. Exegetische Bemerkungen Die Verse 1-14 Das Werk ist fast vollendet (Vers 1). Die Feinde beobachten jeden Fortschritt und sehen ihre Fälle schon fast davon schwimmen. Wie hungrige Wölfe im Dickicht warten sie auf jede unkluge Bewegung. Interessant, daß immer wieder erwähnt wird: "...und keine Lücke mehr darin sei...". Doch dann wird gleich gesagt: "...die Tore sind noch nicht eingehängt..." Wir haben dieses sprachliche Phänomen in den vorhergehenden Kapiteln schon gehabt. Der reale Zustand des baulichen Schließens der Mauer und der wenigen Öffnungen der Stadttore wird zum Bild für das, was sich menschlich abspielt. Nehemia hat sein Werk fast vollendet. Der Schutz ist gegeben, aber es sind noch "Einfallstore" offen. Und um diese "Gesetzeslücken" drängen sich die Feinde, innen und außen. Die äußeren Feinde rufen: komm zu uns raus! Laß uns reden! Tritt in die Öffentlichkeit, stell dich der Presse! Es gibt viele Gerüchte über Dich. Kläre sie selbst mit uns ab!" Als diese Variante nichts nützt, geschieht genau das Gegenteil. Nehemia ereilt der Ruf: Komm herein, geh in den Tempel und verschanze dich ganz im Hause Gottes. Sonst wird die Welt dich verderben. Aber auch darauf geht Nehemia nicht ein. Worin besteht nun die Taktik des Feindes und wie begegnet ihr Nehemia? 1. Der Feind von außen und innen Ihr Angebot: "Komm" (V.2.7) und "laß uns Rat halten". Warum lehnt Nehemia das ab? Es könnte doch eine diplomatische Möglichkeit gefunden werden, daß man in Frieden miteinander lebt? Warum weist Nehemia dieses Angebot als Repräsentant Persiens in Jerusalem dies Ansinnen ab? Vielleicht erinnert sich Nehemia an Psalm 1,1, wo es heißt: Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen noch tritt auf den Weg der Sünder noch sitzt, wo die Spötter sitzen. Aber ist das eine ausreichende Erklärung? In Gedanken spiele ich die Möglichkeit durch, was gewesen wäre, wenn Nehemia dem Angebot nachgegangen wäre. Ich könnte mir folgendes vorstellen:

Wie immer es ausgegangen wäre, Nehemia stünde im Weg. Jerusalem ja, vielleicht auch bessere Lebensverhältnisse, vielleicht auch Frieden im Nahen Osten. Der dafür zu bezahlende Preis aber ist eindeutig: Jerusalem soll nicht unter den Einfluß des Gottes Israels geraten. Denn offenbar trachten die Feinde Jerusalems besonders auf ein Ziel: "Den Hirten in der Nacht (V.10) von der Herde weg zu locken und zu töten!" Unwillkürlich werde ich an die Worte Jesu erinnert, als er kurz vor seinem Kreuzestod seinen Jüngern sagte: "In dieser Nacht werdet ihr alle Ärgernis nehmen an mir. Denn es steht geschrieben: Ich werde den Hirten schlagen und die Schafe der Herde werden sich zerstreuen!" (Mt 26,31). Wie reagiert nun Nehemia darauf? Bleiben! Er bleibt, genau dort, wo Gott ihn hingestellt hat. Die Versuchungen sind groß, die inneren und äußeren Probleme zermürbend, doch Nehemia ist kein Schmetterling, der von Ort zu Ort flattert und sich niederläßt, wo`s ihm gefällt. Nehemia geht nicht den Weg des geringsten Widerstands, sondern bleibt treu auf seinem Posten (Vers 3). Gott hat viele Menschen in unterschiedlichster Weise zu Hirten bestellt. Da sind die vielen Mütter, die Hirten ihrer Kinder sind. Gerade an ihnen ergeht der starke Ruf: "komm raus, suche Dir wieder einen Beruf, die Kinder können doch in eine Ganztagsbetreuung. Draußen erwartet Dich Anerkennung und Erfolg!" Und Mütter, die das Bleiben vorziehen, werden als "Heimchen am Herd" bezeichnet. Mütter, die sich nur um ihre Kinder kümmern, gelten in der christlichen Subkultur nicht als Powerfrauen. Aber eines steht fest: "es könnte das Werk liegenbleiben." Ich weiß, es ist ein empfindliches Thema, und ich habe es gewiß etwas provokant zum Ausdruck gebracht. Auch lassen sich aus dem Verhalten Nehemias keine exakten Übertragungen herleiten. Aber wir erkennen Grundlinien oder Grundüberlegungen. Und eine davon ist: wenn ich etwas anderes mache, bleibt etwas anderes liegen. Mache ich vieles, so mache ich vieles halb. Nehemia war ein Mann, der trotz großer Belastungen seinem Auftrag treu blieb. Gleiches gilt aber auch heute für jede Form von "Schmetterlingschristentum". Damit meine ich, daß es innerhalb der säkular geprägten Kultur eine christliche Subkultur gibt, in der sich die Christen bewegen und von einem christliche geprägten "Event" (Ereignis) zum anderen eilen. Man liest christliche Bücher, hört christliche Musik, sieht christliche Filme und bewegt sich unter Christen. Statt der Zeitung liest man womöglich noch christliche Populationen. All das ist erlaubt, gewünscht und gut. Aber es mißlingt ein verantwortlicher Umgang und Kontakt mit der Außenwelt. Es gleicht einem Leben "im Tempel, die Türen geschlossen (V.10). Innerhalb dieser Subkultur dringt trotzdem durch alle Ritzen der "Schemaja" ein. Auch hier ist der Angriffspunkt: verzetteln, vieles tun, Ansehen erhaschen. Ich erlebe es immer seltener, daß ein oder zwei Kontaktpersonen regelmäßig eine Kinder und Jungschararbeit machen. Man teilt sich die Arbeit wie einen Schichtbetrieb. Man macht viel, und vieles nicht ganz. Und eines geschieht nicht: daß ich treu und fest an dem Platz stehe, den Ort oder die Aufgabe auffülle, die mir Gott anvertraut hat, daß ich dort Hirte sein soll. Was also lerne ich von Nehemia?