Bibelarbeiten: Bibelarbeit zu Psalm 116 und Psalm 117

Gott allein gebührt der Dank

1-11: Der Herr hat mein Gebet erhört

"Ich liebe den Herrn". Der Psalmist beginnt sein Loblied mit einem sehr persönlichen Bekenntnis. Weil Gott sein Flehen erhört hat, will er ihn lieben. Gott hatte sich ihm zugewandt. Deshalb will er sich nicht nur in Notzeiten Gott anvertrauen, sondern sein Leben lang. Wir wissen nicht, in welche Not der Psalmdichter geraten war. Vers 3 lässt vermuten, dass er den Tod vor Augen hatte. In dieser Lage gab es nur noch einen Ausweg: das Gebet zu Gott (V4).

Der Psalmist kennt die Wesenszüge Gottes. "Der Herr ist gnädig und gerecht, und unser Gott ist barmherzig" (V5). Wer sich an den Herrn wendet wird nicht enttäuscht. Allen, die um ihre Unmündigkeit wissen, d.h. sich eingestehen, dass sie das Leben nicht selbst meistern können, wird er seine Hilfe nicht verweigern (V6). Der Psalmist bekennt sich zu seiner Schwachheit und macht sich so der Hilfe Gottes zugänglich. Sich selbst fordert er zur Zufriedenheit auf und spricht sich Trost zu. Er weiß, woher die Hilfe kam. Es war Gott, der ihn vor dem Tod bewahrt hat. Überwältigt von dieser Wende, geht der Psalmist wieder in die direkte Anrede Gottes über (V8). Die Verzweiflung ist gewichen, die Hoffnung kehrt zurück (V9).

Vers 10 beginnt wie Vers 1 mit einem klaren Bekenntnis: "Ich glaube". Der Psalmist weiß, dass sein Glaube nicht sein Verdienst ist. In der Zeit der Not sah er nur sein Elend. Doch Gott hat ihm den Glauben erhalten. Die Elberfelder Bibel übersetzt Vers 10 so: "Ich habe geglaubt darum kann ich sagen: Ich bin sehr gebeugt gewesen". Die Lage war für den Psalmdichter zunächst völlig aussichtslos gewesen. Unter den Menschen war er verraten und verkauft. Das Vertrauen in die Menschheit war dahin.

12-19: Wie soll ich dem Herrn danken?

Vers 12 nennt eine entscheidende Frage im Leben eines Christen. "Wie soll ich dem Herrn vergelten alle seine Wohltat, die er an mir tut?" Wie soll man dem Herrn danken? Der Psalmist freut sich über das ihm zu Teil gewordene Heil - und jeder soll es sehen (V13a). Der Kelch des Heils symbolisiert das volle Maß der Hilfe Gottes. Auch in Zukunft will der Psalmist mit Gott in Kontakt bleiben (V13b). Öffentlich bekennt er sich zu seinem Herrn (V14). Gelübde-Opfer waren ein fester Bestandteil der alttestamentlichen Frömmigkeit (vgl. 3Mo7,16; 1Sam 1,21; u.a.). Dankbarkeit ist also ein sichtbarer Ausdruck der Hingabe an Gott. Der Psalmdichter will ganz zu Gott gehören. Er versteht sich als Eigentum Gottes. Sein Knecht ist er. Denn Gott lässt die Seinen nicht im Stich (V16c).

Gott zu danken, ist keine Privatsache. Gott verdient es, dass man sich auch öffentlich zu ihm bekennt. Was man Gott versprochen hat, soll man auch einlösen.

Der Wunsch, Gott zu lieben (V1) und sein Heil zu erfahren (V13) kommt im Dankopfer zum Ziel. Im Dankopfer (auch Friedensopfer genannt) bringt der Mensch seinen Frieden mit Gott zum Ausdruck (vgl. 3Mo 7,11-15).

Psalm 116 ist ein Danklied eines Einzelnen. Er berichtet von einer Gebetserhörung in großer Gefahr. Der Psalm steht mitten in einer Gruppe von Lobliedern, die im Gottesdienst und bei den großen Festen gesungen wurden. Mit Psalm 116 wird ein ergreifendes Zeugnis der persönlichen Zuwendung Gottes wach gehalten. Gott greift in das Schicksal der Menschen ein, er ist erfahrbar. Diese Erfahrung führt den Psalmisten zu fünf Entschlüssen: ich will den Herrn anrufen (V2), vor ihm wandeln (V9), den Kelch des Heils nehmen (V13), meine Gelübde erfüllen (V14), Dank opfern (V17). Es sind damit fünf wesentliche Anliegen im Leben eines Christen genannt. Ausdruck finden sie in der Hingabe an Gott, im freudigen Bekenntnis zu ihm und in einem entsprechenden Lebenswandel. Nicht nur in Notzeiten darf man sich an Gott wenden. Die Beziehung zu Gott soll in jeder Lage zum Ausdruck kommen (V2). Eindrucksvoll zeigt uns dieser Psalm, dass sich das Gebet lohnt, denn Gott hört zu. Viermal spricht der Psalmist vom Anrufen des Herrn (VV 2,4,13,17) und schließt den Psalm schließlich mit einem Lob: Halleluja.



Psalm 117: Lobt den Herrn, alle Welt

Der kürzeste der Psalmen ist zugleich das mittlere Kapitel der Bibel. Er ähnelt sehr Psalm 100. Seine gedankliche Weite steht im Kontrast zum individuellen Charakter von Ps 116.

Alle Heiden sollen den Herrn loben. Denn Gottes Gnade an Israel ist von weltweiter Bedeutung. Die Rettung Israels zeigt, was Gott im Sinn hat. Sein Heil wird allen offen stehen. Diese Verheißung hat sich durch Jesus Christus erfüllt (vgl. Röm 15,8-12). Obwohl Israel nur eine bescheidene Größe im Vergleich der Weltreiche besitzt, hat es doch eine zentrale Bedeutung im Verlauf der Welt- und Heilsgeschichte.

Nicht nur Gottes Gnade währt ewig, sondern auch seine Wahrheit. Die Wahrheit ist eine wichtige Eigenschaft des Wesens Gottes. Sie zeigt sich in seiner unfehlbaren Offenbarung wie auch in der Erfüllung seiner Verheißungen. Gott steht zu seinem Wort.



Harald Brixel, Bernhausen