Psalm 23 Andacht Bibelarbeit Predigt Gemeinschaftsblatt

Das Lied wider die Zukunftsangst

Die Rente ist unsicher! Die Erde erwärmt sich! Die Alterspyramide steht Kopf! Jugendliche ohne guten Schulabschluss beerdigen ihre Zukunftsträume!
So stellt sich Zukunft dar, wenn wir uns in Talk-Shows einklinken. Der Zukunftseuphorie früherer Jahre hat einer Zukunftsangst Platz gemacht. Die Zukunft schwebt wie ein Damoklesschwert über uns.
Ganz anders der Liedschreiber des 23. Psalms: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“ Der positive Blick des Psalmisten in die Zukunft hat mit Vertrauen, mit Glauben zu tun. Er stimmt eine Zukunftsmelodie an, die sich ganz an dem Herrn festmacht. Weil der gute Hirte da ist, muss die Zukunftsangst weichen. „Wer Jahwe, den Alleshabenden, hat, der hat alles, es mangelt ihm nichts“ (Franz Delitzsch, Die Psalmen). Der getroste Blick nach vorn ist möglich:

…weil ich einen fürsorglichen Hirten habe
Der Hirte hat einen Blick für das, was die Herde braucht. Er gibt, was Leib und Seele bedürfen. Die Wege, die er führt, sind die „rechte Straße“. Der Hirte hat selber ein Interesse, dass die Schafe, die ihm gehören, nicht auf den falschen Weg kommen und von den Wölfen zerrissen werden. Jesus, der in Person der gute Hirte ist, hat kein Interesse am Untergang des Sünders. Er will, dass wir leben im Vollsinn!

…weil sich seine Treue in der Tiefe meines Lebens bewahrheitet hat
Der Psalmist ist kein Schreibtischtäter. Hier schreibt einer, der durchaus weiß, was Anfechtung bedeutet. Was er schreibt, ist leiderprobt. Er kennt die Tiefen des Lebens, in denen es so dunkel ist, dass einen die Angst packt und die Panik die Kehle zuschnüren will. Der Psalm stammt wohl aus der Zeit, als Absalom den Aufstand gegen seinen Vater probt. David muss vor seinem eigenen Sohn fliehen. Er führt ein Leben auf der Flucht. Umso großartiger klingen diese Verse vom tiefen Tal. Dort, wo nichts wirklich zu erkennen ist, trösten ihn Stecken und Stab. Wo augenscheinlich Vernichtung und Untergang drohen, erlebt er die Nähe des Hirten. Stecken und Stab sind zugleich die Waffen des Hirten. Der Hirte ist nicht der Wehrlose. Das Schaf ist dem Schrecken ausgeliefert, der Hirte nicht. Das Schaf kann darauf vertrauen, dass es der Hirte beschützt.

…weil meine Feinde in Schach gehalten werden
Gewaltig ist das Bild vom „Tisch im Angesicht meiner Feinde“. Die mörderischen Feinde schauen beim Essen zu, aber sie können nicht eingreifen. Im Angesicht der Feinde, der Not, der Angst, des Todes wird nicht schnell in aller Eile Nahrung aufgenommen. Gott speist uns nicht auf die Schnelle ab. Er schafft den Raum zum Durchatmen in der Bedrängnis. Er verschließt den Feinden den Mund. Sie haben keine Zugriffsberechtigung! Seine Schafe bewirtet er. Der Becher wird voll eingeschenkt, überfließend. So können wir es immer wieder auch in Erfahrungsberichten lesen: Als die Not auf dem Gipfel war, wurde Gott besonders intensiv erlebt.
Zugleich macht dieser Gedanke auch deutlich, dass Gott seine Leute nicht der Konfrontation mit den Feinden entnimmt. Er führt die Schafe nicht aus dieser Welt. Sie hören den Wolf sogar brüllen. Aber er kann sie nicht verschlingen!

…weil ich im Rückenwind seiner Barmherzigkeit lebe
„Nur Glück und Gnade werden mich verfolgen. All meine Lebenstage“ (Franz Delitzsch, Die Psalmen). Wie undifferenziert scheint diese Aussage. Ist das nicht übertrieben in Anbetracht dessen, was David erlebt hat? Doch so kann es David bezeugen. Die Quintessenz seines Lebens ist die Treue und Barmherzigkeit Gottes, die förmlich an ihm klebt. Er wird sie nicht los. Die positive Zukunftssicht ist die Klammer des Psalms.

Fragen zum Weiterdenken:
· Welche Erfahrungen habe ich in meinem Leben mit Gott gemacht? Kann ich Ähnliches sagen?
· Welche Erfahrungen anderer haben mir für meinen Weg Mut gemacht?
· Was sagt der Psalm einem hysterisch ängstlichen Volk?
· Welche Grundmelodie ist aus meinem Leben herauszuhören?

Günter Blatz, Beutelsbach

Impulse zur Veranschaulichung für Kinder und Erwachsene:
· Super wäre, wenn ein echter Schäfer mit Schaf die Stunde besuchen könnte, um einiges aus seinem Hirten- / Schäferleben zu erzählen.
· Aufgabe für jüngere Kinder: Im Internet findet sich ein Ausmal- und Ausschneidebild zum guten Hirten unter Arbeitshilfe. Mit einem Schneidmesser das Hirtengewand vorne einschneiden und das Schaf halb hineinstecken. So trägt der Hirte es schützend in seinem Umhang.
· Geschichte zu Psalm 23 (Kurzfassung): Ein geistig zurückgebliebener Junge in den Schweizer Bergen lernt den Anfang von Ps 23 als „Fünf-Finger-Gebet“. Jeder Finger steht für ein Wort. Der wichtigste Finger ist der Ringfinger, der daran erinnert: „Der Herr ist mein Hirte!“ Als er nach einem Lawinenunglück verschüttet aufgefunden wird, umklammert seine rechte Hand den Ringfinger der Linken …