Predigt über Psalm 30 (1995)

von Michael Strauch


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Ich möchte Ihnen zu Beginn einen Psalm vorlesen, der ebenfalls anlässlich eines Festes gesungen wurde. Er ist von König David seinerzeit gedichtet worden.

Text lesen in der Übersetzung Martin Luthers

Liebe Anwesende. dem David geht es gut. Zurecht kann er im Brustton der Überzeugung sagen: An so einem Tag haut mich nichts mehr um. Mir geht's doch wirklich gut, hab alles, was ich brauch. Keine Probleme. Es herrscht Frieden im Land und unter den Untertanen. Dazu kann ich doch alles machen, was ich will. Ich bin vor allem gesund. Und das, so wird ja einem immer wieder versichert, sei ja das Wichtigste im Leben. König David drückte es so aus: Als ich mich sicher fühlte, dachte ich: Was kann mir schon geschehen? Durch deine Güte. Herr . stand ich fester als die Berge. All diese Dinge würden wir vielleicht umschreiben mit dem Wort: Lebensglück. Das es uns gut geht, scheint eines der wichtigsten und erstrebenswertesten Ziele unserer Gesellschaft zu sein. In der politischen Zeitschrift "Der Spiegel" las ich eine Studie über die sogenannte "Jugend von heute". Darin schrieb ein junger Unternehmer, 22 Jahre alt folgendes über sein Lebensziel. Ich zitiere:

"Jedes Kind beginnt früh. das Glück zu suchen- Bei Umfragen über die großen Wünsche ist es immer auf den vordersten Plätzen zu finden. aber nur wenige meiner Freunde haben es jemals erlebt, das große schöne strahlende Glück. Vielleicht sollte ich eine Annonce aufgeben."

Übrigens nur am Rande: Auf die Frage, was denn das Wichtigste der kommenden Generation sei, antworteten über 64 % aller Befragten : Gesundheit.



Hauptteil:



Wie gesagt, David hatte diese genannten Ziele erreicht. Er strotzte vor Gesundheit und hatte alle Mittel, sich das Leben so angenehm als möglich einzurichten. Doch plötzlich liest man in seinem Psalm ganz andere Worte: Tod. Sterben. Schrecken und Grab. Was ist geschehen? David erkrankte. Sein Gesundheitszustand verschlechtert sich rapide. All die schönen Dinge in seinem Leben verlieren mit einem Mal ihren Glanz, wurden wertlos und unbrauchbar. Mit erschreckender Klarheit wird ihm bewusst, dass die Werte, die wir zuvor als Lebensglück bezeichnet haben, in Gottes Hand stehen. Dieser Gott vermag zu geben und zu nehmen, wann und wie er will. Reichtum und Armut, Gesundheit und Krankheit, Leben oder Tod stehen in seiner Hand. David`s Lebenskonzept wurde durchkreuzt.

Das Lebenskonzept wurde durchkreuzt. Erinnern wir uns: Vor sieben Jahren, am 28.August 1988 prallten bei einer Flugschau 2 italienische Flugzeuge zusammen, wobei eines davon wie eine brennende Fackel auf die Zuschauermenge zu raste Mit einem Schlag verloren Eheleute ihren Partner, ihre Kinder und viele auch ihre Gesundheit. Viele Menschen leiden bis heute unter dem sogenannten posttraumatischen Syndrom. Und einhellig ist interessanterweise das Motto der Überlebenden: Wir können nciht mehr so leben wie zuvor! (Vgl. Psychologie heute, Ausgabe 8/95).

Die Betroffenen von Ramstein haben das kindliche Vertrauen in die menschlichen Sicherheitsvorkehrungen verloren. Diese Menschen haben die fälschliche Gewissheit abgelegt, dass es mich schon nicht treffen wird.Für die Katastrophe in Ramstein waren eindeutig menschliches Versagen verantwortlich. Bei König David war es Gott, der plötzlich vor David, wie es heißt, sein Angesicht verbirgt.Ihm den Rücken kehrt. Hören wir noch einmal David`s Worte: "Durch deine Güte stand ich fester als die Berge. Doch dann verbargst du dich vor mir ... und ich erschrak".

Bisher war dem David die Beziehung zu Gott das höchste Gut gewesen. Gott zu kennen, mit ihm das ganze Leben zu teilen ist wahres Lebensglück. Doch mußte David die schmerzhafte Erfahrung machen, dass die Werte, die in den Medien uns tagtäglich als die lebenswichtigen Werte dargestellt werden, dass diese Werte uns vereinnahmen können und unser Leben letztendlich bestimmen. Aber in den entscheidendsten Augenblicken versagen sie ihren Dienst, quittieren uns und lassen uns allein.

Doch, liebe Anwesende, spätestens hier müßten wir doch einhaken und sagen: Gott ist ein Spielverderber. Er gönnt uns die Gesundheit, die Güter etc. nicht. Wirklich? Es gehört vielmehr Liebe Gottes, dass er uns manchmal etwas nimmt, was uns früher oder später ins Verderben reißen würde. Ich bitte sie bei diesem Satz die Tiefe zu erfassen, Gott kämpft um Dich, weil er Dich liebt. Wie anders hat er sein Glück, nämlich sein Sohn Jesus Christus in den Tod gegeben, damit ein Wert geschaffen werden kann, der durch nichts mehr überboten wird und nie seine Gültigkeit verliert.

Vielleicht gab es auch in Deinem Leben schmerzhafte Einschnitte. Einschnitte, die die Freude des heutigen Tages kurz betäuben können, nicht aber gänzlich auslöschen. Dich möchte ich ermutigen, dem Beispiel David`s zu folgen:

König David nämlich wandte sich in seiner Not an Gott. König David, der sehr wohl Angst vor dem Sterben hatte, wandte sich an Gott, ja es heißt: Er schrie zu ihm. Er bekannte ihm seine Schuld. nämlich dass in seinem Leben andere Werte wichtiger waren als die Liebe Gottes. Bedenken wir: Der große Schrecken für David war nicht seine Krankheit, denn er hatte erkannt, wie auch im Falle der Genesung, wie vergänglich das Leben ist. David wollte nur eines. Gott, wende Dich mir wieder zu. Sei mir Sünder gnädig.



Schluß:



Gott erhörte ihn. Nahm seine Sünde weg. In diesem Fall heilte er ihn auch von seiner Krankheit

Nimm das heute mit: Gott liebt Dich. Gott gönnt Dir von Herzen Deine Freude. Aber wenn der Grund der Freude Dich von Gott wegbringt, dann kämpft er um Dich. Dann setzt Gott vieles in Gang, um Dich zurück zugewinnen. Höchsten Ausdruck fand dieses Ringen in seinem sterbenden Sohn Jesus Christus am Kreuz und in seiner siegreichen Auferstehung von den Toten. Jesus ist Herr über Leben und Tod. Ihm zu gehören bedeutet, auch in der einmal entscheidendsten Stunde sich sicher und geborgen zu wissen.