Apostelgeschichte 28 Bibelarbeit, Predigt, Andacht

 

Entnommen aus Life is More: http://www.life-is-more.at/life/predigten/bibel_ap.php

 

 

Apg 28,3 A.Christlieb Die Otter an Pauli Hand. Apostelgeschichte 28, 3 - 6.

1. Die dem Paulus an die Hand fahrende Otter.

Es war eine nicht geringe Lebensgefahr, in die Paulus durch jenes giftige Tier geriet, das aus den brennenden Reisern herausfuhr.

Paulus dachte in keiner Weise an Gefahr! Doch siehe: Während er Reisig auf das Feuer wirft, fährt ihm plötzlich eine jener gefährlichen Giftschlangen, denen in heißen Ländern so mancher Mensch zum Opfer fällt, an die Hand und beißt sich dort fest. Ganz unerwartet ist er tödlich verwundet.

Erinnert uns das nicht an Ereignisse, die oft in unserer eigenen Mitte vorkommen? Zwar gibt es bei uns nur wenig giftige Schlangen. Aber die gefährlichste aller Schlangen, die einst im Paradies unsere Voreltern vergiftete, lauert auch auf uns und bringt uns zuweilen in Augenblicken, wo wir an keinerlei Gefahr denken, eine giftige Wunde bei.

Dort spaziert ein David auf dem Dach seines Hauses, sieht das Weib des Uria und - die Schlange ist plötzlich an ihn gefahren. Ein Achan wandelt durch das gefallene Jericho, sieht einen herrlichen Mantel und eine Goldstange, und - die Schlange hat ihn gebissen. Petrus wärmt sich bei den Kriegsknechten, eine Magd fragt ihn unerwartet, und - er hat den giftigen Biß an sich.

O, denkt an die verborgenen Ottern!! Nirgends sind wir vor ihnen sicher. Mitten im Gebet, mitten in der Predigt, draußen auf dem Feld, drinnen in den Häusern, beim Handeln und Geschäftemachen, überall lauert die Schlange, die uns überfallen und vergiften kann!

2. Die ins Feuer geschleuderte Otter.

Als jenes Tier dem Paulus an die Hand gefahren war, hat Paulus nicht viel Umstände gemacht, sondern sie in demselben Moment von sich in das Feuer hineingeschleudert.

Nicht anders wollen wir die Sünde behandeln. Daß sie uns da und dort in die Hand fahren will, ist kaum zu vermeiden, aber niemals darf sie sich festbeißen!

Wie Elisa einst dem Boten des Mordkindes die Türe zuschließen ließ (2. Könige 6, 32), so laßt uns die Herzenstür unbarmherzig gegen den Mörder von Anfang zuschließen.

Des Paulus Vorbild gelte uns auch in diesem Stück. Jeden Augenblick, den wir die Sünde bei uns verweilen lassen, bringt die schrecklichste Gefahr. In der Kraft unseres Herrn laßt uns dieselbe soweit als möglich hinwegschleudern und niemals mit ihr spielen oder liebäugeln.

3. Der unschädliche Otternbiß.

Welch ein Wunder war es, daß dieses giftige Tier, das sonst unfehlbar den Tod bringen mußte, bei Paulus nichts Böses gewirkt hat. Vergebens warteten die Bewohner von Malta auf das Anschwellen und Hinsinken des Gebissenen. Ein W u n d e r war geschehen.

Noch größer ist indessen das Wunder, das die begnadigten Christen erleben, wenn sie in Christus Jesu bleiben. Auch sie werden gebissen! Ach, sie bekennen es mit tiefer Beugung und Beschämung. Mancher zornige, unreine Gedanke durchzuckt und vergiftet sie. Aber sie eilen immer wieder zu Jesus hin und schauen auf zum Kreuz. Das ist ihre tägliche, bleibende Heilungs- und Bewahrungskraft. Und siehe da: Vergeblich wartet die Welt auf ihren Untergang.

Die erhöhte ,,eherne Schlange von Golgatha" macht alle Bisse der schauerlichen Satansschlange völlig wirkungslos. Laßt uns alle zu diesem Heiland fliehen, der der Schlange die Macht genommen hat.

 

Apg 28,15 A.Christlieb Tretabern. Apostelgeschichte 28, 15.

Es gibt E r q u i c k u n g s s t a t i o n e n auf dem Lebensweg der Gotteskinder. Eine besonders liebliche Station dieser Art war im Leben von Paulus Tretabern. Dorthin kamen ihm, dem Gefangenen, die Brüder aus Rom entgegen. Dreierlei macht die Ankunft dieser Brüder in Tretabern besonders lieblich.

1. Ihre Willigkeit.

Wenn ein hoher Fürst irgendwo ankommt, so werden wichtige Persönlichkeiten oft ,,zum Empfang an den Bahnhof b e f o h l e n ". Hier war niemand durch menschliche Anordnung genötigt. Ein göttlicher Liebestrieb bewegte die Herzen der Brüder in Rom, dem treuen Zeugen die vielen Stunden entgegenzugehen. Es war wie einst bei dem neuerwählten König Saul. Nicht kommandierte Soldaten geleiteten ihn heim, sondern solche, ,,deren Herz Gott rührte" (1. Samuel 10, 26). Dem Apostel Paulus kamen Leute entgegen, die Gott bewogen hatte, ihn zu begrüßen.

Solche von Gott gewirkten Begegnungen sind lieblicher als nur von Menschen angeordnete.

2. Alle Brüder aus Rom

beteiligten sich an diesem Entgegenkommen. Der Text spricht nicht nur von vereinzelten Brüdern, sondern sagt: ,,Da die Brüder von uns hörten, gingen sie aus, uns entgegen".

Wir wissen ja, daß es in der damaligen Christenheit mancherlei Meinungsverschiedenheiten gab. Zum Beispiel waren einige sehr für Beschneidung und Gesetz, andere nicht. Nun war es bei diesem Empfang in Tretabern nicht etwa so, daß nur die Brüder einer bestimmten Richtung, etwa die Gegner der Beschneidung, sich hier einfanden, sondern alle, die wirklich Brüder in Christo waren. Bei solcher Gelegenheit fielen die kleinlichen Unterschiede in Lehrfragen und dergleichen weg. Es galt jetzt, dem bekannten Werkzeug Gottes eine Liebe zu beweisen. Darin waren alle ohne Ausnahme einig und kamen ihm gemeinsam entgegen.

3. Die köstliche Wirkung.

Paulus ,,dankte Gott und gewann eine Zuversicht" Die Worte lassen uns etwas davon fühlen, wie tief die innere Erquickung bei Paulus gewesen sein muß. Er, der von Troas nach Assos gern allein zu Fuß ging, war hier, wo er lange Zeit mit vielen Weltmenschen hatte zusammen sein müssen, für brüderliche Erquickung zweifach dankbar. Welch ein Segen und eine Erquickung ist doch Gemeinschaft mit wahren Gliedern Jesu! Solche Freuden kennt die Welt nicht. Wer sie erfahren will, muß dem sich anschließen, der wahre innere Verbindung zwischen Menschen durch Gottes Geist herstellen kann. Dann bekommt er ,,Tretabern-Freuden" hinieden.

Vollkommene Freude wird der erleben, dem einst bei seiner Ankunft im neuen Jerusalem himmlische Gestalten entgegenkommen.

 

Apg 28,22 A.Christlieb Was die Welt vom wahren Christentum hört. Apostelgeschichte 28, 22.

,,Von dieser Sekte ist uns kund, daß ihr an allen Enden widersprochen wird".

Mit diesem Ausdruck bezeichnen die Väter der jüdischen Gemeinde in Rom die Kunde, welche ihnen (bis zum Tag der Begegnung mit Paulus) vom Christentum zugekommen war.

I.

In diesem Ausdruck erkennen wir zuerst des Teufels Vorarbeit bei der Verkündigung des Evangeliums.

Es ist etwas Köstliches um das Vorausgehen Gottes im Leben seiner Knechte. Er weckt bei den Hörern Verlangen und geistlichen Hunger, ebnet die Wege und Verhältnisse und macht seinem Wort Bahn. Aber es gibt auch eine teuflische Vorarbeit. Der Fürst dieser Welt erkennt, daß seinem Reich durch das lautere Gotteswort Abbruch getan wird. Deshalb weiß er auch bei seinen Untertanen dem Evangelium einen bösen Ruf zu machen und viele dadurch abzuschrecken. In ganz Rom hatte man schon vor Pauli Ankunft gehört: ,,Das Christentum ist eine Sekte, der an allen Enden widersprochen wird". Es hieß: Das sind eigentümliche Leute, diese Christen. Gewiß muß ihre Sache verkehrt sein, sonst würden sie nicht ü b e r a l l so viel Widerspruch erfahren. Also hütet euch vor derartigen Personen und laßt euch nicht von ihnen gefangennehmen, sonst werdet ihr bei vielen Volksgenossen Vertrauen und Achtung einbüßen!

Ist es heute anders? Geht nicht in ganzen Ortschaften, Gegenden und Gesellschaftskreisen dem Christentum ein Ruf voraus, der Tausende abschreckt? Das ist S a t a n s Werk.

Gott erbarme sich unser, daß wir nie in den Bannkreis falscher menschlicher Schlagworte kommen, sondern auf Ihn und Sein Wort hören.

II.

Unser Wort weist aber tatsächlich auch auf ein wahres Kennzeichen echten Christentums hin: Es m u ß bei der Welt allenthalben auf Widerspruch stoßen, wenn es e c h t sein soll. Wo kein Widerspruch ist, da stimmt etwas nicht.

Schon der greise Simeon hat es vorausgesagt (Lukas 2, 34): Jesus werde zu einem ,,Zeichen gesetzt, dem widersprochen wird". Den falschen Propheten im Alten Bund hat jedermann zugestimmt. Sie fanden nirgends Widerspruch. Aber das lautere Gotteswort hat sich zu allen Zeiten viel Feindschaft gefallen lassen müssen.

Wie konnte es anders sein? Das Wort Gottes entlarvt, verurteilt und verdammt uns. Es schmeichelt uns nicht, wie die hoffärtige Menschennatur es so gerne hat; es deckt vielmehr den tiefen ,,Schaden Josephs" auf. Sollte das ohne Widerspruch abgehen?

Ja, wenn Gottes Wort das sagte, wonach der Welt ,,die Ohren jücken", wenn es saueres süß und schwarzes weiß nennen würde, dann hätte es allenthalben bald Eingang. Aber nun dringt dieses lebendige, zweischneidige Schwert durch bis auf die innersten Herzensgedanken und zerschmeißt jede falsche Höhe, vernichtet jeden eitlen Ruhm und macht uns klein, wo wir groß sein wollen. Die Welt müßte nicht Welt sein, wenn dieses Wort der Wahrheit nicht überall Widerspruch hervorrufen würde. Deshalb laßt uns den heftigen und vielfachen Widerspruch als ein Kennzeichen der Echtheit des Christentums ansehen. Wie sie ,,verfolgt haben die Propheten, die vor Euch gewesen sind" (Matthäus 12), so wird es bleiben, bis Jesus wiederkommt.

III.

Zuletzt zeigt uns das Wort jener Männer die armselige äußere Hülle, in welcher sich die Herrlichkeit Gottes verbirgt. Wie anders der Ruf, der dem Christentum voraufgeht, und - die Wirklichkeit!

Nicht eine ,,Sekte" ist es, sondern die Eine, heilige, ewige Gemeinde Gottes, gesammelt aus den Heiligen aller Zeiten und aller Völker. Es ist die Schar, die Gott einst rechtfertigen wird als die einzige, welche die Wahrheit gehabt hat, weil sie seinem Wort gehorsam war.

Es kommt die Stunde, und zum Teil ist sie schon gekommen, wo man sehen wird: Diese verachtete kleine Herde ist Gottes Augapfel. Sie ist Trägerin seiner Reichsgedanken. O, laßt euch durch den allgemeinen Widerspruch der Welt doch nicht zurückhalten, dem die Treue zu schwören, der hier auf Erden bis zum Kreuz auf Golgatha das Widersprechen der Sünder erduldet hat und nun zur Rechten der Majestät Gottes sitzt, wohin er die Seinen auch führen will. Da ist dann für ewig aller Widerspruch verstummt.

 

Apg 28,31 A.Christlieb Treu bis zuletzt. Apostelgeschichte 28, 31.

Unsere Verse enthalten die letzte Schilderung der Tätigkeit Pauli. Dreierlei tritt uns darin entgegen:

I.

D e r a l t e P a u l u s s t e h t i m m e r n o c h f r e u d i g i m D i e n s t . ,,Er lehrte mit aller Freudigkeit".

Man sagt oft vom Alter, daß es die Leute verdrießlich und mürrisch macht. Recht oft ist dies auch der Fall. Paulus hätte, menschlich gesprochen, manche Ursache gehabt, die Freudigkeit zu verlieren. Die lange, ungerechte Gefangenschaft, die Abwendung seiner Volksgenossen vom Evangelium auch hier in Rom (Vers 25 - 29), der Versuch, ihm auch während dieser Gefangenschaft ,,Trübsal zuzuwenden" (Philipper 1, 16).

Ja, Paulus hätte verbittert werden können im Blick auf das, was sich um ihn her ereignete. Aber auch der Blick über sein weites Arbeitsfeld hätte ihn verstimmen können. Schaute er nach Korinth, so gab es dort viel Uneinigkeit. Blickte er nach Galatien, so sah er viele sich wieder den Irrlehrern zuwenden. Richtete er den Blick nach Philippi, so waren dort manche Namenchristen, die ,,Feinde des Kreuzes Christi" waren, und den Bauch zu ihrem Gott machten. Blickte er auf die kaiserliche Regierung, so war keine Aussicht vorhanden, daß von dort dem Christenhäuflein Schutz gewährt würde.

Dennoch sehen wir, daß Paulus am Ende seiner Laufbahn nicht trübselig ins Dunkle starrte, sondern in derselben Freudigkeit dastand wie einst als junger Zeuge in Damaskus. O, wie köstlich ist ein alter Mann mit jugendlicher Freudigkeit im Herzen!

Wie ist diese Haltung von Paulus zu erklären? ,,Christus in ihm" war seine ewige Freudenquelle. Möchten alle Gotteskinder sie in sich haben!

II.

Weiter sehen wir: D e r a l t e P a u l u s t u t i m m e r n o c h f r u c h t b a r e n D i e n s t . Er predigt noch das Reich Gottes und zeugt von dem Herrn Jesus. Er ist immer noch ein ,,Seelengewinner", denn ,,etliche fielen dem zu, was er sagte" (Vers 24). Er darf noch Briefe schreiben und einem Onesimus zurechthelfen.

Wie traurig ist es, wenn Menschen, die einst viele Frucht brachten, durch irgendeine Ursache aus dem Geleise kamen und unfruchtbar wurden. Wie köstlich aber, wenn einer dem Baum am Wasser gleicht, der ohne Aufhören Frucht bringt (Jeremia 17, 8).

Manche werden im Alter unfruchtbar dadurch, daß sie ausruhen auf dem, was sie früher geleistet haben. Davon erzählen sie nun allenthalben. Paulus hätte zu solchem Ausruhen eher Recht gehabt. Wie hätte er sich in dem Riesenwerk seiner Missionsreise bespiegeln können! Stattdessen - schafft er weiter! So lange Gott ihm Stimme und Kraft ließ, bezeugte er den Heiland, der ihn errettet hatte.

Ihr Freunde, die ihr einst nach eurer Errettung andern den Heiland bringen konntet, wie steht es heute mit eurer Fruchtbarkeit? Wer hat euch den Mund verstopft? - Der Teufel? Ist etwa die Zeit vorbei, wo man für den Heiland und sein Reich wirken soll? Nein, die Welt braucht den lebendigen Heiland nötiger denn je, der ihr durch seine Zeugen gebracht werden soll. O, laßt uns flehen, daß wir nicht unfruchtbar werden, sondern so lange der Herr uns hier läßt, für ihn wirken dürfen.

III.

Zuletzt laßt uns beachten: D e r a l t e P a u l u s i s t n o c h f r o m m. Das klingt, als sei das selbstverständlich. Aber Hiobs Geschichte zeigt, daß das Fromm b l e i b e n keine selbstverständliche Sache ist!

Ständig war Paulus angekettet und begleitet von einem römischen Söldner. Wie mancher Rohling mag unter diesen gewesen sein! Wieviel Sünde und Schande umgab ihn in der lasterhaften Welthauptstadt! Wie leicht konnten ihm Asaphs Anfechtungen (siehe Psalm 73) kommen, wenn er die Paläste der römischen Großen ansah, und dann die Ketten am eigenen Arm klirren hörte. Konnten ihm nicht trübe Gedanken kommen wie einst Johannes dem Täufer im Gefängnis, wenn Monat auf Monat verstrich, ohne daß ihm die Freiheit zuteil wurde? Schien es nicht, als ob Gott ihm das Ganzopfer seines Lebens schlecht lohne?

Dennoch hängt Paulus unverrückt dem Herrn an. Dennoch blieb er ein Beter im Geist ohne Unterlaß.

O, laßt uns Gnade suchen bei dem, der Paulus hindurchgetragen und bewahrt hat, daß er auch uns möchte freudig, fruchtbar und fromm bewahren bis an unser Ende. Amen.