Jakobus 2, 1 – 13 Predigt, Bibelarbeit, Andacht, Brief

 

Seht tiefer als euer Vorurteil!



Nur eine schlechte Nachricht ist eine gute Nachricht, sagt man. Diese Woche sorgte Monika Lewinski - die Ex-Geliebte des Präsidenten für Schlagzeilen. Wir leben in einer verrückten Welt. Ehebruch läßt sich gut vermarkten und verkaufen. Ohne ihre Affäre mit dem Präsidenten hätte die Welt Monika Lewinski niemals zur Kenntnis genommen. Nicht nur Kleider machen Leute, auch Präsidenten machen Stars. Womit wir bei Jakobus wären:

Jakobus 2, Verse 1 bis 13: Meine Brüder, ihr glaubt an Jesus Christus, unseren Herrn, der Gottes Herrlichkeit teilt und dem alle Ehre zusteht. Dann dürft ihr unter euren Glaubensbrüdern nicht Unterschiede machen, je nachdem, ob jemand in der sozialen Rangordnung hoch oder niedrig steht!

Nehmt einmal an, ihr seid zum Gottesdienst versammelt, und es kommt ein reicher Mann mit goldenen Ringen und in vornehmer Kleidung herein und ebenso ein armer Mann in Lumpen. Und ihr sagt zu dem gutgekleideten Mann respektvoll: »Bitte, hier ist noch ein bequemer Platz Aber zu dem Armen sagt ihr: »Du kannst dort hinten stehen«, oder auch: »Setz dich hier neben meinen Stuhl auf den Boden Trefft ihr da nicht höchst fragwürdige Unterscheidungen und urteilt nach verwerflichen Maßstäben?

Hört gut zu, meine lieben Brüder! Hat Gott nicht gerade die erwählt, die in den Augen dieser Welt arm sind, um sie aufgrund ihres Glaubens reich zu machen? Sie sollen in Gottes neue Welt kommen, die er denen versprochen hat, die ihn lieben.

Ihr aber verachtet die Armen! Und wer unterdrückt euch und bringt euch vor Gericht? Die Reichen! Sind sie es nicht, die den hohen Namen lästern, der bei der Taufe über euch ausgerufen wurde? Handelt nach dem wahrhaft königlichen Gesetz: »Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst Dann tut ihr recht. Wenn ihr aber dabei Unterschiede macht, begeht ihr eine Sünde und steht vor dem Gesetz als Übertreter da.

Denn wer das gesamte Gesetz befolgt, aber gegen ein einziges Gebot verstößt, hat gegen alle verstoßen und ist vor dem ganzen Gesetz schuldig geworden. Derselbe Gott, der gesagt hat: »Brich nicht die Ehe, hat auch gesagt: »Morde nicht!« Wenn du also keinen Ehebruch begehst, aber jemand tötest, bist du ein Übertreter des Gesetzes. Redet und handelt als Menschen, die einst vor Gott nach dem Gesetz beurteilt werden sollen, das wahrhaft frei macht. Wer selbst kein Erbarmen gehabt hat, über den wird auch Gott erbarmungslos Gericht halten. Wenn aber jemand barmherzig war, dann gilt: Das Erbarmen triumphiert über das Gericht.

In diesen 13 Versen bleibt Jakobus permanent - und für unsere Ohren vielleicht auch penetrant - bei einem Thema: Seht tiefer als euer Vorurteil - haltet den Glauben an Jesus frei von jedem Ansehen der Person!

Diese Aussage im 1. Vers ist wie ein Doppelpunkt, die Einleitung für alles das, was Jakobus zu diesem Thema lang und breit erklärt. Meine Brüder, haltet den Glauben an unseren Herrn Jesus Christus, den Herrn der Herrlichkeit, frei von jedem Ansehen der Person.

Seht nicht die Person an, sagt Jakobus. Das griechische Wort für Person bedeutet die Maske, die die Schauspieler trugen. Dabei ging es nicht so sehr darum einzelne Menschen, sondern bestimmte Typen darzustellen und ihre Rolle zu spielen.

Im Klartext: Jakobus fordert uns Christen dazu auf jedem Menschen vorurteilsfrei zu begegnen! Vorurteile sind keine wirklichen Urteile, gefällt aufgrund einer wirklichen Begegnung und Auseinandersetzung mit dem anderen. Vorurteile sind ein gefährlich vorschnell gefälltes Urteil, ohne das man sich die Mühe machte, hinter die Maske des anderen zu sehen, um dort zu entdecken, was wirklich in der betreffenden Person steckt.

Wer anderen mit Vorurteilen begegnet, legt sich selbst in seinem Denken und Handeln fest, verurteilt andere vorschnell, stempelt andere ab und sortiert sie in bestimmte Schubladen ein.

Seht tiefer als euer Vorurteil - haltet den Glauben an Jesus frei von jedem Ansehen der Person, mahnt Jakobus an!

Aus der ganzen Palette aller möglichen und unmöglichen mit Vorurteilen behafteten Klassifizierungen, greift Jakobus in den folgenden Versen unseren Umgang mit den Reichen und den Armen heraus.

Damit will er konkret und plastisch werden. Wir würden ihn allerdings mißverstehen, wenn wir dieses Thema auf unseren Umgang mit den Armen bzw. Reichen reduzieren. Die Palette der Vorurteile ist viel größer: Alt und jung, Mann und Frau, Deutscher und Ausländer, Weißer und Schwarzer, der beruflich Aktive und der Arbeitslose, der Gesunde und der Kranke, die Liste hat kein Ende.

Stellt euch vor - schreibt Jakobus in den Versen 2 bis 4 - da kommt ein reicher, elegant gekleideter Mann und ein Armer, in schmutziger Kleidung. Und dem Reichen bietet ihr den besten Platz an. Der Arme soll hinten stehen bleiben, oder sich auf den Boden setzen. Macht ihr dann nicht Unterschiede, fragt er weiter im 4. Vers und fällt Urteile aufgrund zweifelhafter Vorurteile?

Je besser die Kleidung, desto besser der Sitzplatz. Nicht nur bei der Bundesbahn gibt es zwei Klassen, auch im Theater oder im Konzertsaal kosten die ersten Reihen entsprechend mehr.

In der Gemeinde sind die besten Plätze scheinbar hinten, die werden schließlich immer zuerst besetzt. Warum eigentlich?

In der Gemeinde Jesu gibt es keine erste oder zweite Klasse und auch keine billigen Stehplätze. Manche haben allerdings ihre festen Stammplätze.

In einer Gemeindeversammlung wurde zur Stuhlprobe eingeladen. Denn daran entzündete sich ein nicht gerade kleiner Streit. Wir einigten uns alle miteinander auf einen Stuhl. Alle - bis auf eine Frau. Dieser Frau waren die Stühle nicht bequem und sitzgerecht genug. Sie bestand darauf, daß sie einen besseren Stuhl bekam und kaufte für die Gemeinde gleich zehn Stühle ihrer Vorstellung, damit es nicht so aussah, als hätte sie in der Gemeinde einen Ehrenplatz.

Aber im großen und ganzen haben wir Jakobus und sein Platzproblem längst überwunden. Da mag es im Mittelalter besondere Plätze und Kirchenbänke für Fürsten und Adlige gegeben haben, da mögen in manchen Kirchen noch die eine oder andere Bank an den Platz der hohen Herrn und Damen der einen oder anderen Fürstenfamilie erinnern. Aber die Zeiten in denen es hieß: Je besser die Kleidung, desto besser der Sitzplatz, die sind doch ein- für allemal vorbei, oder?

Zugegeben, es ist nun schon einige Jahre her und passierte in einer Wuppertaler Baptistengemeinde. Wir konnten als Mitarbeiter einer Teestube unsere Gäste zum Sonntagsgottesdienst motivieren und rückten mit fast 10 Sandkastenrockern in der Gemeinde an. Sie sahen vielleicht wirklich zum Fürchten aus, aber waren eigentlich ganz liebe Leute. Schwarze Lederbekleidung, lange Haare, Ketten, schwere Motorräder - was eben so dazu gehört. In den Gottesdienstraum durften wir nicht, der Hausmeister wies uns den Platz auf der Empore zu, dort konnte man uns nicht sehen, dort fielen wir auch nicht auf.

Szenenwechsel: Reiner Rehbein, CVJM-Bundesekretär wollte eines Sonntags ganz anschaulich in einer Gemeinde genau über diesen Text sprechen. Die Gemeinde kannte ihn nicht. So zog er sich dementsprechend an: Vergammelt und verdreckt. Der Hausmeister ließ ihn nicht herein und die Gemeinde wartete vergeblich auf den Gastprediger.

Szenenwechsel: Vor einigen Jahren war der Bad Laaspher Bürgermeister bei einem ganz normalen Sonntagsgottesdienst auf einmal aufgetaucht. Er wurde persönlich zu einem Stuhl geleitet, besonders und von vorne begrüßt und willkommen geheißen, obwohl er sich dagegen wehrte und diese Hervorhebung nicht wollte.

So ganz haben wir Jakobus und sein Platzproblem wohl doch nicht überwunden. Dies sind nur drei von vielen Beispielen.

Je besser die Kleidung, desto besser der Sitzplatz - damals wie heute! Kleider machen eben Leute. Und wie "jedermann" und "jedefrau" lassen auch wir uns in der Gemeinde Jesu von Glanz und Gloria, von Aussehen und Äußerlichkeit, von Rang und Namen blenden. Praktizieren genau das, was Jakobus verurteilt: Machen einander Unterschiede und fällen Urteile aufgrund zweifelhafter Vorurteile.

Jakobus 2 ist kein alter Text von damals und ganz weit weg, sondern brandaktuell und wir sind gemeint!

Je bekannter die Persönlichkeiten, je berühmter die Prominenten, desto mehr strahlen wir im Glanz der scheinbar Großen mit. In Begleitung einer dieser Großen werden wir selbst auch etwas größer, fühlen uns geehrt, werden wichtiger und sind halt eben wer. Da kommt ein berühmter und begehrter Pastor, ein erfolgreicher Evangelist, der in aller Munde ist. Wenn so einer in der Gemeinde predigt, wird auch gleich die Gemeinde wichtiger und wertvoller. Und man wächst als einfaches Gemeindemitglied gleich ein bißchen mit.

Es war nach einer ProChrist-Veranstaltung als ich mit jemanden ins Gespräch über die Predigt von Ulrich Parzany kam und ohne das ich groß darüber nachdachte, sprach ich so von Ulrich Parzany, daß es sich für meinen Gesprächspartner danach anhörte, als würden wir beide uns gut kennen. Anschließend sagte mir mein Gesprächspartner: "Du gibst ja ganz schön damit an, daß Du Ulrich Parzany persönlich kennst." Da ging mir das erst einmal auf - denn so gut kenne ich ihn ja gar nicht - das ich mich dadurch besser und größer fühle, weil ich diesen "großen Mann im Reiche Gottes" duzen darf. Verrückt, nicht? Aber so sind wir.

Es gibt Christen, die man gerne überall vorzeigen möchte, weil sie so begabt, so musikalisch, so redegewandt, so glaubensstark, so erfolgreich sind. Und man schaut zu ihnen auf und möchte auch so glauben, beten, reden und leben wie sie. Manchmal himmelt man sie geradezu an, diese scheinbar Großen im Reiche Gottes. Doch damit bringt man sie einerseits in Gefahr stolz zu werden und andererseits vergessen wir dabei, daß alles Geschenk, Gabe Gottes und niemals eigene Leistung ist. Wer von den Vorzeigechristen lebt, verkommt zur Kopie, wird zum Doppelgänger wider willen, vergißt, daß er ein Original und genauso wertvoll und wichtig ist, zwar anders - aber nicht weniger wert! Und: Die Vorzeigechristen sind auch ganz normale Menschen, mit Schwächen und Versagen, mit Macken und Begrenzungen.

Als ich in einer Gemeinde als Pastor eingeführt wurde, sagte einer der leitenden Ältesten in seinem öffentlichen Grußwort: Als wir hörten, wie alt Du bist, hatten wir gedacht, der ist doch noch viel zu jung für uns. Als wir dann aber hörten, daß Du der Schwager von Peter Strauch bist, haben wir gedacht, dieser Name bürgt für Qualität.

Es ist schlimm, wenn man über seine Verwandtschaft oder über seinen sozialen Status definiert wird, weil man dann als Mensch übersehen wird. Wie oft haben meine Frau und ich das erleben müssen, daß wir in Gemeinden, Ille bei diversen Frauenveranstaltungen als die Schwester von Peter Strauch oder ich bei Gottesdiensten und Evangelisationen als sein Schwager vorgestellt wurden. Dabei sind wir alle drei herrlich unterschiedlich und Einzelanfertigungen Gottes. Und jeder von uns hat seine Macken und Begrenzungen.

Die Armen und Reichen von damals tragen heute andere Namen. Vielleicht ist es heute einerseits die gebrechliche alte Frau, die nur noch leise beten kann und andererseits der junge Aktive. Vielleicht ist es heute einerseits der Stille, der niemals seinen Mund aufmacht und andererseits der Laute, der zu allem und jedem was weiß.

Jakobus bleibt dabei: Macht einander nicht Unterschiede und fällt Urteile aufgrund zweifelhafter Vorurteile.

Was in der Gesellschaft an der Tagesordnung ist, darf es um Gottes willen in der Gemeinde Jesu nicht geben. Denn dafür ist Christus ans Kreuz gegangen. Für all das, was nicht uns Menschen nicht nur von Gott trennt, sondern auch für all das, was Menschen voneinander trennt, für all die Unterschiede die wir machen, für all die Vorurteile mit denen wir einander betrachten und die uns einander entfremden. In Christus eröffnete Gott die Möglichkeit, daß Menschen, trotz der Unterschiede einander aufgrund des gemeinsamen Glaubens annehmen und lieben können. Deshalb darf es um Gottes Willen in der Gemeinde Jesu keine Bevorzugung und Herabsetzung aufgrund von Äußerlichkeiten geben. Seht tiefer als euer Vorurteil - haltet den Glauben an Jesus frei von jedem Ansehen der Person!

 

Im 5. Vers stellt Jakobus mit Jesus wieder alles auf den Kopf, indem er sagt: Hat Gott nicht die Armen in der Welt auserwählt, um sie durch den Glauben reich und zu Erben des Königreichs zu machen, das er denen verheißen hat, die ihn lieben?

Ein starkes Wort und ein Schlag ins Gesicht unserer Bürgerlichkeit. Ein einseitiges Wort gegen unsere Anpassung an die Gesellschaft, an Leistung und Wohlstand, an Materialismus und Konsumverhalten.

Jakobus hält der Geringschätzung der Armen, deren besondere Wertschätzung durch Gott entgegen. Er tut dies in Formulierungen, die den Eindruck nahelegen, als ob vor Gott die Armen grundsätzlich und generell bevorzugt wären. Die Reichen erscheinen dagegen als Gewalttätige und Gotteslästerer.

Gott ist seit Christus einseitig auf der Seite der Armen! Anders kann man diesen Vers und die Lehre Jesu im Neuen Testament nicht auslegen! Gott ist einseitig auf der Seite derer, die keinen Anwalt haben und die am Rande der Gesellschaft stehen.

Wir müssen nicht in die Dritte Welt gehen, um die Armen unserer Tage zu finden. Sie kommen zu uns: Es sind die Asylanten und Ausländer. Aber nicht nur ihnen gilt Gottes vorrangiges Interesse. Er steht auch auf der Seite derer, die sich abhängig machen ließen von Alkohol oder Drogen. Gott ist auf der Seite derer, die ihren Körper für Geld verkaufen, die an Aids erkranken, die in Altenheime abgeschoben werden und die man im Mutterleib schon zerstückelt.

Gott ist seit Christus einseitig auf der Seite der Armen! Ob uns das gefällt oder nicht! Dort ist der Platz Christi - und sagt Jakobus - der Platz der Christen! Gott ist vorrangig an den Armen, Schwachen, Ausgestoßenen und Verachteten dieser Welt interessiert.

Nach Lukas beginnt Jesus seinen öffentlichen Dienst mit folgenden Worten: Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe (Lukas 4, 18 - 19 / Jesaja 61, 1 - 2).

Die Liebe Gottes gilt jedem Menschen und vorrangig denen, die nicht im Rampenlicht und auf der Bühne der Gesellschaft stehen.

Von den Reichen und Prominenten, Stars und Sternchen, Mächtigen und Machthabern kann Jakobus nichts Gutes sagen. Im Gegenteil in den folgenden Versen kritisiert er sie und sagt: Die Reichen sind es doch, die euch unterdrücken und anklagen, die sich über Gott erheben und damit seinen Namen lästern.

Wir können diese Verse nicht widerspruchslos akzeptieren. Gegen ein solches Schwarzweißgemälde verwehren wir uns, verweisen auf die innere Einstellung, die doch letztlich entscheidend ist.

Doch Jakobus bleibt mit Jesus dabei: Ein Reicher wird nur schwer in das Himmelreich kommen (Matthäus 19,23) und die Armen sind von Gott her auserwählt.

Was in der Gesellschaft an der Tagesordnung ist, darf es um Gottes willen in der Gemeinde Jesu nicht geben. Statt 'Haste was, dann biste was' oder 'Leistest du was, dann bist du wer' oder 'ich bin stolz ein Deutscher zu sein', gilt Gottes Liebe gerade denen die aus diesem Rahmen der bevorzugten Vorurteile fallen! Was in der Gesellschaft an der Tagesordnung ist, darf es um Gottes willen in der Gemeinde Jesu nicht geben.

Gott hat sich in Christus einseitig auf die Seite der Armen gestellt. Wer den Namen Christ tragen will, kann keinen anderen Platz in dieser Welt einnehmen, als sich mit Christus einseitig auf die Seite der Armen zu stellen.

 

In den Versen 8 bis 13 begründet Jakobus mit dem Hinweis auf die Gebote und Jesu Auslegung in der Bergpredigt seinen Appell gegen die Vorurteile!

Vom Gebot der Nächstenliebe reden und anderen mit Vorurteilen begegnen ist unvereinbar! Wer nur auf die Äußerlichkeiten sieht und danach Menschen beurteilt, versündigt sich an ihnen. Wer alle Gebote Gottes hält und nur gegen eins verstößt, hat kein Gebot gehalten, argumentiert Jakobus weiter. Da mag jemand vielleicht keinen Ehebruch begehen, aber dadurch das er anderen mit Vorurteilen begegnet, tötet er sie und hat somit alle Gebote mißachtet. Der 11. Vers bezieht sich auf Jesu Auslegung zum 6. Gebot in der Bergpredigt (Mt 5,21-26).

Vorurteile sind Mord sagt Jakobus! Wer nur aufs Äußere sieht, andere in Schubladen einsortiert, Menschen nach der Hautfarbe, dem Verdienst, der Nationalität, dem Geschlecht, dem Alter, der Leistung und dergleichen mehr beurteilt und so vorverurteilt, begeht Rufmord und tötet sie damit!

Darum argumentiert Jakobus weiter, handelt nach allen Geboten Gottes. Das Geschenk des Glaubens hat euch dazu befreit, anders leben zu können. Für Christen sind die Gebote Gottes kein "Du sollst und Du mußt" mehr, sondern ein "Du darfst und Du kannst"! Lebt was ihr seid, ruft Jakobus uns zu: Befreit von allen Gesetzen, um freiwillig nach den Geboten der Freiheit leben zu können! Ihr lebt von Gottes Barmherzigkeit, die in Christus Gestalt gewonnen hat, jetzt geht auch barmherzig miteinander und den Armen um und verweigert euch jeglichem mit Vorurteilen behaftetem Denken!

Auch wenn es sich hier in Jakobus 2 nicht danach anhören mag, es geht hier um die radikale Botschaft des Evangeliums! Der Glaube an Christus überwindet alle sozialen, nationalen, gesellschaftlichen und dergleichen mehr Unterschiede! Jakobus ist hier wieder einmal gut paulinisch:

Kolosser 3, Vers 11: Es gibt nicht mehr Griechen oder Juden, Beschnittene oder Unbeschnittene, Fremde, Skythen, Sklaven oder Freie, sondern Christus ist alles und in allen.

Galater 3, Vers 28: Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus.

Vorurteile sind Mord sagt Jakobus. Herabsetzung oder Bevorzugung aufgrund von Status oder Äußerlichkeiten darf es um Gottes Willen in der Gemeinde Jesu nicht geben.

Seht tiefer als euer Vorurteil - haltet den Glauben an Jesus frei von jedem Ansehen der Person! Christen sind dazu befreit, anders miteinander umgehen zu können!

 

Die Frage ist natürlich, wie kriegen wir das hin einander vorurteilsfrei zu begegnen. Ich möchte uns drei Gedankenanstöße dazu mitgeben:

1. Sich der Liebe Gottes bewußt werden, die jedem Menschen uneingeschränkt gilt! Johannes 3, Vers 16: Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, daß er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.

Die Evangelische Allianz in Wuppertal hat aus diesem Bibelwort einen Autoaufkleber gemacht: "Es geht niemand über diese Erde, den Gott nicht liebt!" Das es dabei eben nicht um geklebte, sondern um gelebte Liebe geht, liegt auf der Hand. Gottes Liebe macht keine Unterschiede. Seine Liebe befreit uns dazu den anderen so zu sehen, wie Gott ihn sieht.

2. Als Christen werden wir nicht nur Kinder Gottes genannt, sondern wir werden von Jesus auch dazu aufgerufen, wie Kinder zu glauben.

Matthäus 18, Verse 1 bis 4: In jener Stunde kamen die Jünger zu Jesus und fragten: Wer ist im Himmelreich der Größte? Da rief er ein Kind herbei, stellte es in ihre Mitte und sagte: Amen, das sage ich euch: Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen. Wer so klein sein kann wie dieses Kind, der ist im Himmelreich der Größte.

Für Kinder spielt der soziale Status, die Ausbildung und die Kleidung noch keine Rolle. Sie sehen tiefer und fragen nach Liebe.

Wie Kinder sollen wir glauben und miteinander umgehen, sagt Jesus.

3. In der neuen Welt Gottes werden all die Dinge, die uns hier und heute voneinander trennen und die so wichtig erscheinen, überhaupt keine Rolle mehr spielen. In der neuen Welt Gottes zählt Christus und seine Liebe und sonst nichts mehr. Als Gemeinde sollen wir schon heute für die Welt ein Vorgeschmack auf den Himmel sein. Wenn unserer Zukunft bei Gott unsere Gegenwart bestimmt, zählen die Unterschiede nicht mehr.

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