Johannes 17, 1 (2-5) 6-8 s. 17,20-26

 

 

Der kurze Gebetsbericht aus der Tradition wird meditiert

Der Evangelist Johannes wusste aus einem kleinen, sehr alten vierten synoptischen Evangelium, dass Jesus vor der Kreuzigung gebetet hat. Im Zusammenhang mit dem sicher sehr kurzen Bericht aus der Tradition (vgl sie Synoptiker) muss man die Aussagen des Johannes in Joh 12,27 und Joh 17 sehen. Das lange Gebet bei Johannes ist ein in der Meditation nachempfundenes Gebet Jesu.

 

 

Den Hintergrund für diese Meditation bilden Texte aus dem Alten Testament:

*   Jes 6 – spricht für Johannes von Berufung und Beauftragung Jesu zu Wort und Handeln. Das Geschehen in Jes 6 war ein ausserkosmisches und vorkosmisches von Jesaja beobachtetes und gehoertes Geschehen zwischen Gott und Jesus als dem, der sich senden laesst und der so zur Herrlichkeit Gottes laut Jes 6 beitraegt. (vgl Joh 17,3; 7f)

*   Jes 52,13ff – spricht für Johannes von Erhoehung und Verherrlichung des Sohnes (Knechtes/ Menschensohnes) (vgl Joh 17,1;5)

*   Jes 28,16 – spricht für Johannes vom ewigen Leben für alle, die glauben (vgl Joh 17,2f)

*   Ps 22,23 – spricht für Johannes von Gott, der Jesus Menschen anvertraut (Ps 22,23/ Hebr 2,12) (vgl. Joh 17,6)

 

Das Vaterunser

Zu diesen alttestamentlichen Zentralaussagen für das Verstaendnis Jesu tritt das dem Johannes bekannte Vaterunser mit der Bezeichnung Gottes als „Vater“, die in Joh 17 und im ganzen Evangelium eine solch grosse Rolle spielt.

 

Wir: Dem schauenden Jesaja aehnlich werden. „Wir sahen seine Herrlichkeit“

Im Nachvollzug dieses Gebetes Jesu in der Meditation der Gemeinde des 21. Jahrhunderts besteht die Moeglichkeit, mit der ganzen Wirklichkeit menschlichen Elends und menschlicher Groesse den unbeschreiblich grossen Raum der absoluten Gotteswirklichkeit zu betreten und so Jesaja aehnlich zu werden, der nach johanneischem Verstaendnis einem Gespraech zwischen Gott und Jesus beigewohnt hat. Wir koennen in solchem Meditieren die grosse und kleine Welt des Alltagsgeschehens neu sehen und durchschauen lernen.

So kann die Gemeinde heute Worte Gottes durch Jesus empfangen (Joh 17,8) und das Evangelium von Jesus Christus als Gottes Gabe für diese Welt in grosser Zuversicht annehmen.

 

Diese Abhandlung ist hier entnommen:

http://www.erlangen-evangelisch.de/johannesevangelium/index.htm