Johannes 6, 1-15

 

Die Wundererzaehlung rückt in den Hintergrund

Der Evangelist hat die Speisungsgeschichte fast unveraendert aus seinem Wunderevangelium übernommen, das Jesus als den Mal 3,23 verheissenen wiedergekommenen Elia dargestellt hat – in Unterscheidung zum Taeufer, der keine Wunder vollbracht hat (vgl. Joh 10,40f). Jene christliche Gemeinde, die Jesus auf dem Hintergrund von Elia-Erwartungen dargestellt hat, hat kleine „Erinnerungszeichen“ an Elia bzw. Elisa in die Wundergeschichten gesetzt (vgl. Joh 2,4; 4,50; 9,7; 11,41). In Joh 6,9 sind es die „Gerstenbrote“ (vgl. 2. Koen. 4,42f).

Von Johannes stammt wohl nur 6,4, der Hinweis auf das Passafest, sowie Formulierungen in V.5f, die Erwaehnung des überlegenen Wissens Jesu und z.T. die Formulierung in 6,14f vom Kommen in den Kosmos und wohl auch die Erwaehnung des „Koenigs“.

Das eigentliche Interesse des Evangelisten zeigt sich darin, dass er die Geschichte im Zusammenhang mit der Manna-Speisung (6,26ff) sieht und sie aus der reinen Wunder-Atmosphaere herausführt (vgl. z.B. 4,48)).

 

Entscheidung zur Predigt: Die Wundergeschichte als Grundlage oder?

Die Predigerin/der Prediger hat also die Moeglichkeit, über Joh 6,15 so zu predigen, wie man es im Hinblick auf die synoptische Speisungsgeschichte tun wird, vielleicht unter Einbeziehung von Mal 3,23f und der dort angesprochenen Versoehnung der Generationen. Joh 6,1-15 waere dann mit den anderen Elia-Erwaehnungen im Johannesevangelium (2,4; 4,50; 9,7; 11,41f) zusammenzustellen und man koennte der Gemeinde etwas über die Entstehung von christologischen Aspekten nahe bringen unter Einbeziehung der Entstehung unserer/meiner eigenen Christologie. Es koennten unsere Probleme zwischen den Generationen, unsere diesbezüglichen Aengste und Hoffnungen (Generationenvertrag, Rente, Rentenbeitragszahlungs-Erhoehung...) angesprochen werden, oder die Probleme von Ueberfluss – und Mangelgesellschaften auf dem Hintergrund der Speisungsgeschichte, die in den zwoelf Koerben symbolisiert, den Reichtum Gottes für alle zeigt in der Aktion Jesu.

 

Das Wunder, dass Gott zu allen Zeiten spricht

Die andere Moeglichkeit waere, die Speisungsgeschichte so zu nehmen, wie sie Johannes im ganzen Kapitel 6 ausgedeutet hat, indem er von der materialistischen Einstellung von Hoerern, die immer neue Wunder fordern (6,27; 6,30) zum Hoeren des Wortes Gottes, des Manna in der Gestalt der Worte und Person Jesu hingeführt hat (vgl dazu die Hinführungen zu Joh 6,30-35; 6,47-51; 6,55-65).

 

Diese Abhandlung ist hier entnommen:

http://www.erlangen-evangelisch.de/johannesevangelium/index.htm