Predigt über Johannes 6,35

Thema: Jesus Christus, so nötig wir das Brot der Welt

von Michael Strauch



Einleitung:

Heute morgen wollen wir gemeinsam über einen zentralen Begriff nicht nur
in der Bibel, sondern bis heute auch in unserer Welt nachdenken: Brot. Das
Wort Brot ist bis heute zu einem Synonym geworden für das Leben schlechthin.
Eine karitative Organisation, die sich den Ärmsten dieser Welt annimmt,
nennt sich ganz bewusst: "Brot für die Welt". In einem russischen Sprichwort
heißt es: "Wenn nur Brot wäre zum Essen, Zähne würden sich schon finden
lassen!" Brot gehört zum Grundsätzlichen, was man im Kerker einem Gefangenen
gibt. Ganze Zünfte haben sich seit Menschengedenken der Herstellung dieses
sogenannten Grundnahrungsmittels gewidmet. Auch heute gebraucht man Brot
im übertragenen Sinn wie z.B.: sich sein Brot verdienen. Die älteren Menschen
unter uns wissen, wie vor 60 Jahren Brot eine Kostbarkeit darstellte. Und
wer nach Amerika geht oder andere Länder beginnt schnell, die Brotvielfalt
in Deutschland neu zu schätzen. Meine Mutter hat während des 2.Weltkrieges
in Königsberg ihr Leben aufs Spiel gesetzt, um einem schlafenden Russen
einen Laib Brot zu stehlen.

Das Brot ist ein Synonym für das Überleben, ja für eine abgesicherte Existenz
geworden. Solange ich Brot habe, solange lebe ich.

1. Unser täglich Brot

Unserem Predigttext geht heute die Speisung von 5000 Menschen voraus. Alle
hat Jesus mit wenigem satt gemacht. Aber am nächsten Tag meldete sich bei
ihnen wieder der Hunger. Um diesen Hunger zu stillen, widmen wir unser ganzes
Dasein. Wir müssen zur Arbeit gehen, um uns unsere "Brötchen" zu verdienen.
Wer dazu nicht fähig ist, dem kann es schnell passieren, dass er sozial
ein brotloses Dasein führen muss. Dieses ständige Jagen nach dem Brot war
zu damaligen Zeiten wie heute schwer und mit Entbehrungen verbunden. Umso
wichtiger wird uns die freie Zeit, der teure Urlaub und all die Anschaffungen,
die das bisschen Leben noch so angenehm wie möglich machen sollen. Menschen
sind Gehetzte, immer auf der Suche nach dem wahren Glück, auf der Suche
nach dem Leben, auf der Suche nach Brot.

Ich möchte Dich heute morgen fragen: lebst du? Ist dein Besitz, dein Ort,
deine Tradition, dein Haus und dein Dir gewohntes Umfeld der Inhalt deines
Lebens? Versteht mich nicht falsch: der Herr hat Dich gewiss mit allem beschenkt.
Wenn man in seinem Ort sich wohlfühlt, wenn man sich nicht viel Sorgen machen
muss um sein täglich Brot, dann ist das ein Geschenk. Aber kann das Geschenk
der Inhalt unseres Lebens werden?

Ich kenne ein Ehepaar. Sie kannten sich schon von Kindestagen an. Sie verstanden
sich sehr gut und es wunderte nicht, als sie heirateten. Sie konnten sofort
bauen. Der Mann verdiente recht bald ein ordentliches Gehalt. Überstunden
brachten noch mehr in die Kasse. Recht bald waren auch zwei Kinder da. Sie
trieben Sport, haben ein athletisches Aussehen, strahlen zu jeder Gelegenheit.
Partys gehörten zum Normalen. Die Kinder stets fein rausgeputzt und unterstützt
von der Oma vor Ort. Eine Musterehe, eine Musterbeziehung, ein Glück.

Doch das tägliche Brot schmeckte irgendwann fade. Die Frau traf einen anderen.
Dieser hatte in seinem Lebenshunger schon 20 Frauen vernascht und scheute
sich auch nicht vor dieser Ehe. Es geht alles zu Bruch. Die Kinder wirken
depressiv und leiden still. Der Mann sagte zu mir: "das kann dir so schnell
passieren, das glaubst du nicht." Der ständige Hunger nach Leben kann mit
einem Schlag so ausarten, dass der Mensch sprichwörtlich zum Tier wird.


2. Das eine Brot

Hier möchte Jesus uns heute morgen etwas sehr Wichtiges sagen. Er greift
das Bild des Brotes auf und sagt ein für allemal: Ich bin das Brot des Lebens!
Punkt. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern, und wer an mich glaubt,
wird nimmermehr dürsten!

Jesus will, um beim Bild des Brotes zu bleiben, sprichwörtlich gegessen,
verinnerlicht, aufgenommen werden. In der Praxis meint das, dass ER durch
seinen Heiligen Geist in Dein Leben treten möchte, nicht vor dich, nicht
hinter dir oder über dir, sondern in dich hinein. Und wie das Brot in mir
dazu beiträgt, dass ich neue Lebensenergie gewinne, so will das Brot des
Lebens das Leben schlechthin in Dir schaffen und ermöglichen. Das heißt
nicht, dass sich an meiner bisherigen Lebensweise, wie ich mir mein Brot
verdienen muss, etwas ändert. Aber das Geschenk ist fortan nicht mehr der
Inhalt meines Lebens, sondern der Geber. Wenn ich das Brot par excellence
gefunden habe, so habe ich das Höchste entdeckt und gewonnen. Jesus ist
der Gipfelpunkt meines Lebens. Höher geht`s nicht mehr. Wer Jesus hat, hat
alles, was er braucht. Alles andere um mich darf mich ruhig beschäftigen,
aber es ist nicht mehr elementar wichtig.

Jesus sprach dieses Worte zu Menschen, die zu diesem Zeitpunkt nicht an
ihn glauben wollten. Viele von uns haben dieses Brot angenommen, aber -
wenn sie ehrlich sind - sich das Christsein manchmal anders vorgestellt.
Ich habe viele Christen erlebt, die freudig dieses Brot des Lebens angenommen
und gegessen haben. Nach Jahren der Enttäuschung aber es zur Seite gelegt
oder ganz weggeworfen haben. Sollte das das wahre Leben sein? Hier müssen
wir noch mal genau hinhören und mir scheint es sehr wichtig, darauf hinzuweisen:
Jesus hat nicht gesagt: ich bin dein Vergnügen und ein immerwährender Geschenkeautomat.
Jesus hat nicht gesagt, ich bin eure Lebensversicherung, einmal abgeschlossen
und dann zu den Akten gelegt. Jesus hat nicht gesagt, dass dieses Himmelsbrot
in jedem Bäckerladen zum Spottpreis zu haben ist. Dieses Brot kostet etwas.
Es kostet nicht mehr und nicht weniger, was es Jesus gekostet hat: dein
Leben. Der Herr Jesus Christus, der Sohn des lebendigen Gottes, starb einmal
für Dich am Kreuz, um dir das zu ermöglichen, was er dir heute anbietet:
eine Erneuerung deines Wesens. Ein Leben mit ihm. Ja, sogar ewiges Leben.
Aber wenn ich dieses Brot esse und sein Blut trinke, werde ich Teil von
ihm. Und das heißt auch immer wieder, unter derselben Backtemperatur des
Leidens zu leben. Das heißt, wie das Weizenkorn in der Erde sterben zu müssen,
um das neue Leben zu gewinnen. Das heißt ganz konkret: bist Du bereit, Jesus
anzunehmen in Dein Herz? Wenn ja, bist du bereit, dass er das Brot deines
Lebens ist? Konkret: dass er Dir alles ist und Dir nichts wichtiger mehr
ist als Er? Billiger ist dieses Brot nicht zu haben. Wenn Jesus wichtiger
ist als alle anderen Brotsorten in unserer Umgebung, was heißt das dann
konkret für dein Leben?

Schluss

Wie wirken diese Worte auf dich? Bedrohlich? Die Jünger sagen in diesem
Kapitel: das ist eine harte Rede, wer kann sie hören? Und Jesus sagte: Ist
Dir das ein Ärgernis? Ist dir das ein Ärgernis, dass Jesus die Nummer 1
in deinem Leben werden will und es auch sein muss! Warum, weil er das Leben
ist. Und das Leben ist nun mal die Hauptsache. Und wo Jesus nicht mehr die
Hauptsache ist, da ist der Tod.

Es heißt in Kapitel 6, dass ab dieser Rede viele nichts mehr mit Jesus zu
tun haben wollten. Und Jesus fragte damals seine Jünger und fragt dich auch
heute morgen: Wollt ihr auch weggehen? Und ich bete, dass wir mit Petrus
heute wieder ganz neu antworten: Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte
des ewigen Lebens und wir haben geglaubt und erkannt, dass du bist der Heilige
Gottes.