Markus 4, 1-20 Predigt, Bibelarbeit, Andacht, Evangelium, APis

Gottes verschwenderische Liebe ...

„So kann man doch beim besten Willen nicht mit dem kostbaren Saatgut umgehen!“ – so oder so ähnlich höre ich die Reaktion der sparsamen, vernünftigen schwäbischen Bauern auf diese Gleichnisgeschichte Jesu antworten. Tatsächlich, drei Viertel des ausgestreuten Saatguts geht verloren, bringt keine Frucht – ja, kann gar keine Frucht bringen. Ist der Sämann ein dummer Bauer? Oder ist der Boden ein dummer Boden?
Gerade diese aufreizende Tatsache wird zur Frage an die Hörer. Und so beginnt Jesus zu erzählen ...

V. 3: „Hört zu! Siehe, es ging ein Sämann aus zu säen ... Und es fällt einiges...“

1. ... auf den Weg der Betriebsamen
Ausgetreten in Traditionen. Festgetrampelt von Gesetzen. Hart und glatt geworden im Kampf ums Dasein. Wie einer Asphaltstraße gleichend - so war damals bei vielen der Glaube im Volke Gottes. Und wer nur immer Weg ist, über den der tägliche Betrieb des Verkehrs, des Geschäftsverkehrs, des Wirtschaftsverkehrs, des Gesellschaftsverkehrs, des Vereins-, Verbands- und Parteiverkehrs, auch des religiösen Verkehrs hinweggeht - wer immer einer hochfrequentierten Straße gleicht, über die stündlich Menschen und Motoren hinwegrasen und auf der keinen Augenblick Ruhe herrscht, der wird schwerlich ein Eckchen finden, auf dem der Same, das Wort Gottes, wachsen und gedeihen kann.
Die nur „Betrieb-Menschen“, die „Hans-Dampf-in-allen-Gassen-Menschen“, die „Ohne-mich-geht-nichts-Menschen“, die nur „Wege-Menschen“ sind verkehrsinfarktgefährdete Menschen. Sie gehen zwar auf im Reich dieser Welt – aber sie gehen unter im Reich Gottes. Wer nicht mehr täglich wenigstens eine Viertelstunde „Acker“ sein kann, wer sich nicht mehr aufpflügen läßt und darauf wartet, was Gott in seine Furche legt, wird um den Reichtum Gottes und seines Wortes betrogen.

2. ... auf den Fels der Genügsamen
Zunächst scheint es mit den Felsen-Menschen besser zu sein. Sie sind begeistert, wenn sie das Wort Gottes hören. Die Leute sind berührt, angerührt; vielleicht reden sie sogar von Bekehrung. Zumindest sind sie stark beeindruckt, es ist ihnen unter die Haut und an die Nieren gegangen. So etwas hatten sie noch nie gehört – wie z.B. bei Aktionen von ProChrist oder „Gott erlebt“.
Aber nach relativ kurzer Zeit scheint die Begeisterung verschwunden zu sein. Alles war nur ein gutes, hohes, berauschendes Gefühl. Damit geben sich die Genügsamen zufrieden. Sie genügen, vergnügen und begnügen sich mit vielen abwechslungsreichen äußeren Dingen. Es darf ja nicht zu sehr beanspruchen und in die Tiefe gehen.
Aber für Gott ist das nicht genug. Gott ist mit seinem Wort nicht genügsam, sondern „einfüllsam“. Es soll unser Leben füllen. Nicht Lückenbüßer in den Ritzen und Schrunden unseres Lebensfelsens sein. Nicht in einer dünnen Bodenschicht ein kümmerliches Dasein fristen. Sein Wort will kein Ohrenschmaus, keine Show und kein Event sein – sondern ein Hammer, der Felsen zerschmeißt. Auch gerade die Felsen, auf denen das Wort keine Wurzeln schlagen kann.

3. ... unter die Dornen der Furchtsamen
Dornen-Menschen sind offenbar Leute, auf deren Grund und Boden noch etwas anderes aufgeht als der Same des Wortes Gottes. Nämlich das Unkraut der Furcht, die Disteln der Sorgen, die falschen Blüten des Reichtums. Die Furchtsamen haben die Befürchtung: Wenn ich ganze Sache mit dem Glauben mache und mich so auf das Wort Gottes einlasse und ihm gehorche, dann habe ich nichts mehr vom Leben, sondern nur noch Gebote, Verbote und tausenderlei Vorschriften.
Eine triste Vorstellung. Eine freudlose Aussicht. Eine armselige Sache. So sind ihre Befürchtungen – das sind die Dornen, die ins Fleisch schneiden.
Das ewige Leben wird erstickt vom vergänglichen Leben. Das reichliche Leben wird erstickt vom reichen Leben. Das entsorgte Leben wird erstickt vom sorgenvollen Leben. Sorgen, Reichtum und Freuden sind Begleiter unseres Lebens. Aber dürfen sie Bestreiter unseres Lebens sein?
Es sind die Furchtsamen, die sich vor dem Anspruch Gottes fürchten, weil sie den Zuspruch Gottes überhört haben. Die Furchtsamen sind die Fruchtarmen!
Aber Gott sei Dank fällt einiges ...

4. ... auf den Boden der Gehorsamen
„Und einiges fiel auf gutes Land“ (V. 15). Das gibt es also auch! Hören ist das eine – annehmen das andere – gehorchen das ganz andere. Hören geht nur, wenn ich mich auch dem Worte Gottes aussetze. Annehmen geht nur, wenn das Wort mir durchs Herz geht. Gehorchen geht nur, wenn es mir zum Herzensanliegen wird. Wenn es nicht nur Hörwort bleibt, sondern zum Tunwort wird. Frucht bringt es nur, wenn der Herr den Boden meines Herzens beackern darf. Mein Herz ist Wortbehälter und Aktionsumsetzer!
Dieses Gleichnis macht deutlich:
- Gott sei Dank - der beste Samen ist für den schlechtesten Boden gerade gut genug.
- Gott sei Dank steckt die Kraft im Samen und nicht im Boden.
- Gott sei Dank gibt es genug Samen. Er wird jedes Jahr neu gesät. Nicht knauserig, sondern großzügig! Nicht ärmlich, sondern reichlich! Nicht genmanipuliert, sondern verheißungsorientiert - von echtem Schrot und Korn!
- Gott sei Dank, dass Gott nicht schon längst mit dem Säen aufgehört hat. Es rechnet sich ja eigentlich nicht. Es geht zuviel daneben. Aber seine Geduld und Treue, seine Liebe und Fürsorge rechnet nicht – ist auch nicht daneben, sondern ist Gottes verschwenderische Liebe.
Und deshalb hört ER nicht auf zu säen für die Betriebsamen – für die Genügsamen – für die Furchtsamen und für die Gehorsamen!

Fragen zum Gespräch:
- Auf dem Weg der Betriebsamen kann nichts wachsen und gedeihen – kein Beziehungsfeld zu Gott entstehen.
Wo bin ich vielleicht auf dem Weg der Betriebsamen?
- Auf dem Fels der Genügsamen blüht die Begeisterung. Aber das Strohfeuer der Begeisterung ist nicht zu vergleichen mit dem Leuchtfeuer des Glaubens. Für Gott ist Genügsamkeit im Glauben nicht genug!
Wo bin ich in der Beziehung zu meinem Gott zu genügsam?
- Die Furchtsamen sind Bedenkenträger und nicht Segensträger. Sie sorgen sich um ihren Reichtum – sie ersticken in ihrer Lust und fürchten den Verlust.
Wo habe ich Angst, ich käme als Christ zu kurz?

Harald Kubitza, Schönblick

Impulse zur Veranschaulichung für Kinder und Erwachsene:
· Eine interessante Pantomime zum Text (V. 3-9) findet sich im Internet unter Arbeitshilfe.
· Gemeinsam mit den Kindern gestalten wir mit unterschiedlichen Materialien das vierfache Ackerfeld in einem großen flachen Karton. Kresse-Samen ausstreuen. Das Ausgesäte am nächsten Sonntag nochmals betrachten. > Welcher Bodenart gleichen wir? Was passiert mit dem Gehörten in unserem Leben?
· Liedvorschläge: Kopf und Herz sind wie ein Beet...; Dass dein Wort in meinem Herzen...

 

Entnommen aus http://www.agv-apis.de/main.jsp?navid=684