Bibelarbeit über Markus 4, 1-9

von Michael Strauch



Ein Gottesdienst im Freien

Wie erreiche ich ein „biologisch-geistliches Gleichgewicht“?



  1. Exegese

    1. Situation des Abschnitts


Jesus ist am See Genezareth. Eine große Volksmenge steht am Ufer. Ein Boot wird zu Wasser gelassen. Sitzend lehrt Jesus die Menge vom Boot aus.

Jesus erzählt den Menschen ein Gleichnis aus ihrer ihnen bekannten Umwelt.


    1. Der Aufbau des Gleichnisse

    2. Die Ausgangssituation und die vier Situationsmomente


Ein Säemann ging auf den Acker, um Samen auszustreuen. Er spart mit dem Samen nicht, weil er damit rechnen muss, dass vieles nicht aufgehen wird. Der Samen darf und muss breit ausgestreut werden.


  1. Der Samen auf dem Weg: Viele Samenkörner fielen an den Rand des Ackers. Der Boden ist hart, vielleicht sogar an Steinwegen angrenzend. Der Samen bleibt direkt auf der Oberfläche liegen und dringt nicht ins Erdreich. Der Satan (=die Vögel Vers 15) kommt sofort und nimmt es weg. Praxis: So ist es mit dem Menschen. Das Wort Gottes wird durch viele Medien und Predigten breit ausgestreut. Und doch wird in vielen Fällen das Wort Gottes nicht „Fuss fassen“. Es prallt an ihnen ab. Sie zeigen sich völlig unbeeindruckt.

  2. Der Samen auf dünnem Boden: Viel Samen fiel auf fruchtbarem Ackerboden. Doch es gibt Stellen, da befindet sich kurz unter der Erdschicht ein Fels oder Steine. Die aufkeimende, Raum suchende Wurzel stößt innerhalb kurzer Zeit auf hartes Gestein und hat somit keinen festen Halt. Hinzu kommt, dass der Keimling schnell an der Oberfläche nach oben wächst. Der junge Trieb ist somit zu früh der Sonne ausgesetzt, die Wurzel findet keine Wasserreservoirs und die Pflanze stirbt. Praxis: So etwas erlebt man im Reich Gottes immer wieder. Man baut eine Jungschar auf, oder einen Hauskreis etc. Es kommen nach reichlicher Werbung auch viele Leute. Die sind auch beeindruckt und das Wort Gottes tut ihnen gut. Doch dann stellen sie fest, dass das Christsein keiner Party gleicht. Dass es auch Arbeit ist, in der Bibel zu lesen. Ihre Begeisterung sinkt und sie bleiben weg.

  3. Der Samen, der mit dem Unkraut erstickt: Wieder fiel ein guter Teil des Samens auf wirklich fruchtbaren Acker. Doch mit dem fruchtbaren Boden machen sich auch Schädlinge breit. Unkraut wuchert wie ein Aderngeflecht über der Oberfläche und die jungen Keime werden hart bedrängt. Sie rauben den Pflanzen die nötigen Minerale und Nährstoffe, machen sich breit und führen aufgrund ihrer schnellen Vermehrung bald zum Tod der Pflanze. Praxis: Wir leben mit einer göttlichen Humusschicht. Gott legt sein Wort in mein Leben hinein. Doch in diesen Herzensacker streuen auch andere Mächte ihren Samen. Geld, Besitz, Süchte etc. Die unscheinbarste, harmloseste Sache kann zum Unkraut ausarten. Sie nehmen dann mein Denken ein, beeinflussen mein Handeln und rauben mir vor allem eins: die Zeit. Und dann ist keine Zeit für Gott mehr da. Und mein Herz verkümmert. Reichtum, Geld, Ruhm etc. neigen immer dazu, nach mehr zu schreien. So gerät man schnell in einen Wettlauf nach immer neuen Bestätigungen. Gott warnt davor.

  4. Der Samen auf gutem Boden: Ein Humusreicher Boden ist der Traum eines jeden Hobbygärtners. Laut dem Herrn Jesus hat ein guter Boden folgende Eigenschaften:

    - Die Wurzel kann tief ins Erdreich dringen

    - die Pflanze dringt nicht so schnell an die Oberfläche

    - es gibt nicht allzuviele Schädlinge


Fazit:


Eigentlich müßte ich nach jeder Bibelstunde, nach jedem Gottesdienst und auch am Abend mich fragen:

  1. Wie war mein Herzensboden heute gewesen? Sind meine Gedanken beim Herrn? Habe ich auf die Krawatte des Predigers mehr geachtet als auf seine Worte? Waren meine Gedanken überheblich, arrogant und gemein? Denke ich: was hat der mir zu sagen, der soll erst einmal....

  2. Wenn dies nicht der Fall ist, woher kommt diese entsetzliche Gleichgültigkeit oder/und geistliche Müdigkeit. Gibt es Dinge in meinem Leben, die mir Nährstoffe rauben?


Anwendung:




Anhang:


Wissenswertes aus der Gärtnerei (siehe „Biogarten von M.L.Kreuter S.15ff)


Jede Pflanze lebt in einem empfindlichen Gleichgewicht. Wird dieses gestört, bekommt etwas anderes das Übergewicht. Das wirkt dann schädlich. In der Pflanzenwelt gibt es verschiedene Böden: Sandböden, Lehmböden, Tonböden, Moorböden etc. Wichtig ist nicht allein die Art des Bodens, sondern die Pflege desselben. In Ostfriesland wachsen auf sandigem Boden besonders Rhododendron gut. Der Sand ist grobkörnig und das Wasser sickert sehr schnell durch. Der Moorboden ist ein sehr saurer Boden. Nur wenige Pflanzenarten halten es dort aus. Tonböden wiederum müssen vom Gärtner öfters gelockert werden.

Die Welt der Natur macht deutlich, dass es Gott gefallen hat, alles in einer Vielfalt abzustimmen. So sind unsre Typen mal „grobkörnig“, mal eher sauerstimmig oder bedarf der Auflockerung. Wichtig ist, dass ich mich selbst kenne und weiß, was ich brauche. Und dass ich weiß, was mir schadet und was ich tun kann, dass mein Herzensboden geistlich fruchtbar bleibt.

Konkret: Wenn ich in einem Beruf arbeite, indem ich viel Hektik ausgesetzt bin, dann wird es wichtig sein, Oasen der Ruhe zu schaffen und umgekehrt. Sitze ich viel, sollte ich Sport treiben. All das hat auch Einfluss auf meinen Geist und damit auch auf mein geistliches Leben.

Wurzeln haben kleine, feine Härchen, mit denen sie den Boden abtasten nach den idealsten Bedingungen. Sie tun das automatisch. Man vermutet sogar, dass sich Verhaltensweisen unter Pflanzen vererben. Charles Darwin sprach davon, dass die Pflanzen ihr Gehirn in der Erde haben.

Das bedeutet auf uns übertragen, dass unser Denken, Fühlen und Wollen im Wort Gottes verankert sein muss. Aber der Boden hat Einfluss darauf, wie das Wort wirken kann.

Es gilt, die Nährstoffe des Wortes Gottes aufzunehmen. Es gilt, dass ich ganz bewußt meine „Wurzelhärchen“ ausfahre und im Wort suche und taste und prüfe, was für mein Leben vor Gott wichtig ist. Dabei kommt es nicht darauf an, dass ich ständig Bibel lese. Die Quantität ist nicht entscheidend, wohl aber die Regelmäßigkeit. Pflanzen brauchen regelmäßig Wasser. In heißen Zeiten mehr, in kalten weniger. Und nicht zu vergessen: Pflanzen bringen Frucht und stehen in symbiotischer Verbindung mit ihrer Umwelt. Pflanzen „wissen“ es: Leben heißt Geben und Nehmen.