Markus 4,21-34 Bibelarbeit, Predigt, Andacht, Evangelium, APis

Drei Gleichnisse – eine Linie

Heute haben wir nach dem Textplan gleich drei Gleichnisse zu lesen und zu bedenken. Jedes Gleichnis hat zwar seinen eigenen Klang, aber in ihrem Horizont haben sie die gleiche Richtung: Gottes Wort will wachsen, sich ausbreiten, vergrößern, multiplizieren...
Dies ist aber nicht in erster Linie eine Angelegenheit der Methoden, der Konzepte..., sondern des auf Gottes Wort ausgerichteten Herzens. Also: Das Wachsen des Reiches Gottes fängt im Kleinen an, im eigenen Herzen. Von dort will es dann weiter - bis an die Enden der Erde. Wenn daraufhin wohl überlegte Schritte/Konzepte entfaltet werden, dann ist das nur zu begrüßen. Und: Wir Leser dürfen und sollen dabei mitwirken.

1. Das Gleichnis vom Licht unter dem Scheffel
Wer ist das Licht? Jesus sagt: „Ich bin das Licht...“ (Joh 8,12). Jesus allein ist es, sonst niemand. Im Gleichnis wird bemerkt, dass das Licht angezündet wird. Von wem, wird nicht berichtet. Das lässt den Schluss offen, dass es Menschen sind, die so über Jesus reden, dass sein Name zum Leuchten kommt. Und nun stellt sich die Frage: Wo kommt sein Name zum Leuchten? Unter dem Scheffel, unter der Bank, auf dem Leuchter? Die Antwort ist so klar, dass sie im Text nicht einmal genannt werden muss: natürlich auf dem Leuchter. Nur dort ist der rechte Platz für das Licht. Alles andere ist falsch.
Wer ist der Leuchter? In den Sendschreiben (Offb 2ff) werden die Verantwortlichen der Gemeinden als Leuchter verstanden. Auf uns Leser angewandt heißt das: Verantwortliche, Leiter, Mitarbeiter, Glieder... unserer Gemeinschaften, Hauskreise, Jugendgruppen, Kirchengemeinden...
Dort soll Jesus (Jesu Wort) so (klar) verkündigt werden, dass er als Licht auf dem Leuchter leuchtet.
Durch uns darf und soll Jesus sichtbar gemacht, bekannt und bezeugt werden. Das Geheimnis des Reiches Gottes soll und will in die Menschen hinein (leuchten).
Wir alle haben Fähigkeiten und Gaben bekommen. Mit ihnen gehen wir im Alltag auch um. Der Text zielt darauf, dass das auch unseren Umgang mit der Botschaft von Jesus angeht. Seid mutig! Setzt eure Gaben und Fähigkeiten zum Dienst für das Evangelium ein! Und auch hier gilt: Trainierte Gaben wachsen. Gott mehrt sie. Untrainierte Gaben verkümmern. Ich möchte hier meinen Namen einsetzen und mich fragen: Rede ich von Jesus so, dass er als Licht zur Wirkung kommen kann, dass mein Gegenüber sich in seine Nähe gerufen weiß, sich in Jesus bergen kann, bei Jesus Zuflucht und Zuversicht findet? Es ist nicht unerheblich, wie ich über Jesus rede.

2. Das Gleichnis von der selbstwachsenden Saat
Das Evangelium offenbart uns Gottes Reich, aber es zeigt uns auch das Geheimnisvolle des Reiches Gottes (mysterion). Das Gleichnis will uns sagen: Wachstum ist und bleibt ein Geheimnis. „Predigen - weiß nicht wie“ lautet ein Buchtitel. Natürlich soll vorbereitet, studiert, geforscht werden. Aber dass das letztlich zum Beherrschen der Materie führt, wäre ein Trugschluss. Wir sollen arbeiten, als ob alles Beten nichts nützte, aber gleichzeitig sollen wir beten, als ob alles Arbeiten keinen Wert hätte. Voller Einsatz und gleichzeitig ausschließlicher Glaube, dass Gott alleine das Wachstum gibt, das zeigt uns die Spannung dieses Gleichnisses. Das heutige Denken unserer Gesellschaft macht auch vor der Verkündigung nicht Halt. Der eigenen Kopf- und Handarbeit, garniert mit Gottes Segen, wird das Wesentliche zugetraut, anstatt dass wir vornehmlich daran glauben, dass ausschließlich Gottes Segen unsere Arbeit zur Wirkung bringen kann und soll.
Wir dürfen das Geheimnis des Evangeliums verkündigen, weil es zum Staunen und zur Anbetung führt. Geben wir uns selbst die Gelegenheit, zum Staunen zu kommen, indem wir ganz darauf vertrauen, dass Gott wirken will und wir ihm bei seinem Wirken mithelfen dürfen. Nehmen wir uns nicht so ernst mit unserem Tun, rechnen wir stärker mit Jesu Tun und Handeln, und arbeiten wir betend dafür.

3. Das Gleichnis vom Senfkorn
Das Reich Gottes ist „wie“ ein Senfkorn: Kleinster Einsatz führt zu größtem Wachstum. Auch der kleinste Einsatz wird von Gott „über Bitten und Verstehen“ gewürdigt. Er ist nicht umsonst. Auch wenn wir nicht (gleich) sehen, was wir sehen wollen. Gott beschenkt mit dem Wunder des Staunens über das Wachstum des Reiches Gottes.
Gottes Reich will himmlische Heimat und Schutz geben in der heimat- und schutzlosen Welt, so wie ein Senfkornbaum Schatten spendet vor stechender Sonne.

Drei Gleichnisse werden uns hier als Bildworte geschenkt. Sie wollen verstehen helfen. Aber gleichzeitig sagt uns das „Verhüllwort“, dass wir auf Jesus und seine Erklärung und Auslegung angewiesen sind, damit wir verstehen, sonst verstehen wir nichts. Das Reich Gottes ist größer als unser Herz und Hirn. Unser Herr lässt es an verschiedenen Orten wachsen und entstehen, und dazu nimmt er unsere Mithilfe an. Möge er es auch bei uns tun.

Fragen:
1. Wo und wie können wir darauf achten, Gottes Wort ins Zentrum zu stellen?
2. Wollen wir das „predigen - weiß nicht wie“ aushalten, und wie haben wir es dann zu tun?
3. Wo erleben wir das Staunen über Gottes Wirken?

Ulrich Hettler, Heidenheim

Impulse zur Veranschaulichung für Kinder und Erwachsene:
· Das vierfache Ackerfeld vom letzten Sonntag noch einmal betrachten und feststellen, was gewachsen ist.
· Ein Apfelkernchen mitbringen sowie das Bild eines großen Apfelbaums. Wir staunen, dass aus einem so kleinen Kern so etwas Großes werden kann - ein Wunder unseres Vaters im Himmel! > So macht er es nicht nur in der Natur, sondern auch in unserem Leben, in seinem Reich...
· Veranschaulichung zu V. 21ff: Eine Kerze unter einen Metalleimer oder Kochtopf setzen...

 

Entnommen aus: http://www.agv-apis.de/main.jsp?navid=685