Bibelarbeit zu Matthäus 28, 1-20 erstellt von Michael Strauch


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  1. Gliederung
  2. Zur Auslegung

1. Gliederung

a. Jesus lebt!

b. Jesus lebt! Der Missionsbefehl an die Jünger! (V.16-20)

Vgl. Mk 16,1-10, Lk 24, 1-10; Joh 20,1-18

2. Zur Auslegung: Jesus lebt!

a. Jesus lebt!

Ein Wort zuvor:

Es sei bei der Auslegung auf folgende Sachverhalte hingewiesen: Der Auferstehungsbericht Jesu gibt keine Hinweis auf die Art und Weise, wie Jesus auferweckt wurde. Wie der Herr sich selbst in den Tod gab, wie der Herr in die Totenwelt herabstieg, wie der Herr von den Toten auferstand, all das bleibt wissenschaftlich verborgen. Der Herr Jesus behält sich dies Geheimnis für sich. Es ist für uns nicht entscheidend, es zu wissen. Wichtig ist, dass Er lebt.

Ähnlich wie in der Weihnachtsgeschichte offenbart Jesus sich nicht den Großen der Welt. Die ersten Zeugen waren auch nicht die Jünger, sondern Frauen. Zu ihnen ergehen die ersten Worte. Sie sollen es den Jüngern sagen. Die Jünger der ganzen Welt.

Zeugen der Auferstehung werden auch die Diener der römischen Staatsmacht und die oberstern Führer Israels. Nur unter korrupten Methoden gelingt es, ihre Eindrücke zu verdrängen. So gehen parallel zwei Botschaften, kaum dass sie geboren sind, in die Welt. Die eine Botschaft, dass Jesus lebt und den Tod bezwungen hat! Die andere Botschaft, dass die ganze Ostergeschichte eine frei erfundende Erzählung ist. Das hat sich bis heute nicht verändert.

Verse 2-7: das bezeugt der Engel des Herrn

Gottes Weg mit der Menschheit lebt ganz stark vom Zeugendienst der Menschen. Es wird nicht sofort auf Steintafeln gemeiselt, auf Papyrus gedruckt, geschweige denn mit mordernen Methoden, wenn es sie damals gegeben hätte. Alles, was der Herr Jesus tat und was andere mit ihm erfuhren, geschieht über die Sinne: Ohren, Augen und Mund. Sie hören die Botschaft, sie sehen den Auferstandenen (und berühren ihn), sie geben das Erfahrene weiter. So unvollkommen diese Art der Erhaltung des Geschehens ist, weil menschlich, so viel abhängiger ist der Zeuge vom Geist Gottes. Er wird sie an alles erinnern. Der Glaube braucht keine menschlichen Beweise, weil er Höheres zugrunde gelebt bekommt: Gottes Geist.

„Der Engel des Herrn", nicht irgendeiner, sondern ein besonderer Engel fährt vom Himmel herab. Die Bewegungungen des Engels verlangen unser Augenmerk:

  1. Er kommt vom Himmel herab: von Gott. Von oberster Stelle.
  2. Er tritt entschlossen zum Grab. Ohne Umschweife. Kein römischer Legionär kann sich ihm in den Weg stellen. Sein Erscheinen wird mit einem Erdbeben begleitet. Mächtig ist der Bote Gottes.
  3. Er wälzt entschlossen den Stein zur Seite: zum Zeichen. Er entsiegelt. Er macht deutlich: Jesus bedarf das Grab nicht. Dem Grab ist „Tür und Tor" geöffnet. Für alle Zukunft.
  4. Er setzt sich auf den Stein. Wie ein Thronender. Wie ein Lehrender. Wie ein Sieger, der auf dem sitzt, was den Christus nicht halten konnte.
  5. Er verkündet die Auferstehung: Nicht den Römern, sondern den Frauen.

Alles an diesem Engel ist Entschlossenheit. Keine Diskussionen, keine Zeit zu verlieren: der Herr ist auferstanden. Alles „wird aus dem Weg gerollt!" Jesus lebt. Seine Worte gelten nicht den materiellen Hindernissen. Der Stein muß weg. Nicht um Jesus hinauszulassen. Denn „Er ist nicht hier!" Sondern als Symbol dafür, dass der Herr den Tod verschlungen hat in den Sieg. Seine Worte gelten nicht den menschlichen Hindernissen. Die Männer, die es wagten, den Herrn ans Kreuz zu schlagen, über sein Gewand zu würfeln, ihn mit dem Stab zu schlagen und den Herrn auszupeitschen, sie müssen sich fürchten vor den himmlischen Dienern dieses Herrn und müssen klein und geschlagen zu den jüdischen Priestern rennen, um ihnen zu berichten. Sie müssen bestochen werden und sind angewiesen auf jüdische Fürsprache bei ihrem Chef, weil sie dann den nächsten Grund hätten, sich zu fürchten.

Nun verlangen auch die Worte des Engels unser ganzes Augenmerk:

  1. Der Engel spricht zu den Frauen: Es waren Frauen, die nicht geflohen sind. Es waren Frauen, die auf dem Leidensweg Jesu um ihn geweint haben. Es waren Frauen, die am Kreuze ausharrten. Es waren Frauen, die tatkräftig mithalfen, Jesus vom Kreuz zu bergen und ihn zu beerdigen. Es waren Frauen, die sein Grab bewachten. Es waren Frauen, die zuerst die Osterbotschaft hören. Allen voran Maria Magdala und Maria, die Mutter der Zebedäus Söhne.
  2. Die ersten Worte des Engels: Fürchtet euch nicht. Ich weiß. Kein Wort der Anschuldidgung wie: Habt ihr vergessen, was Jesus gesagt hat über dem dritten Tag? Kein Wort des Vorwurfs, dass sie „Jesus, den Gekreuzigten" suchen. „Er weiß", dass die Liebe dieser Frauen vor dem Leichnam Jesu nicht Halt macht. Sie ehren auch den Toten und sind verstört, weil das Grab offen ist. Die Wachen fallen wie tot um. Die Frauen aber, so hat man fast den Eindruck, stehen ihm, wenn auch voller Furcht, entgegen. Sie lassen von Jesus nicht! Der Engel sagt: Ich weiß!
  3. Die nächsten Worte des Engels sind: Nicht hier. Auferstanden. Seht selbst! Der Engel verkündet den Frauen die großartige Botschaft. Ihr meint, weil ich den Stein zur Seite gerollt habe, dass er noch im Grab sei? Er ist nicht im Grab. Er ist von den Toten auferstanden. Jesus ist nicht hier. ER ist auferstanden. ER hat es euch vorausgesagt. Nun kommt, seht das Grab an. Hört und seht und verkündet es.
  4. Das geschieht durch die Frauen: Sie bekommen den Auftrag, sich eilends auf den Weg zu machen und es vor allen anderen den Jüngern zu sagen. Die Botschaft lautet schlicht und einfach: „Er ist auferstanden von den Toten!"
  5. Das geschieht an den Frauen: Jesus wird in Galiläa, Anfangs-und Endpunkt seiner Mission, auf euch warten. Ihr werdet ihn sehen! Siehe, so schließt der Engel, ich habe es euch gesagt.

Das bezeugen die Frauen am Grab (V.1, 8-11a)

Nun bekommt die Botschaft rasche Füße. Sie rennen, was ihre Füße hergeben. Doch ihre Bewegung wird begleitet von „Furcht und großer Freude!" Sie freuen sich, sind außer sich. Und doch: wie schnell kann Freude verfliegen, zunichte gemacht werden durch sachliche Argumente, in kühler Ruhe ausgesprochen? Darum wird ihr Weg unterbrochen, aufgehalten. Das Wort des Engels erfüllt sich : „ er wird euch vorausgehen nach Galiläa!" Er erscheint den Frauen. Plötzlich steht er da. Er, dessen „zerrissener Anblick" noch so frisch in der bangen Erinnerung ist. Solche Bilder fressen sich in die Seele. Wie der Herr sterbend, schreiend und vergebend am Kreuz hing. Wie sie den toten Leichnam ins Grab legten. Jetzt steht Er vor ihnen. Ohne Zweifel. So, als wäre nichts gewesen, sagt der Herr: „Seid gegrüßt!" Beschwingt, heiter, erlösend kommen diese Worte. Wie einst in Kapitel auf dem Berg der Verklärung gibt Jesus den Zeugen den Beweis. Sie dürfen ihn sehen und berühren. Ihr Glaube wird gestärkt durch ihre Wahrnehmung. Sie fallen vor Jesus nieder. Sprachlos. Und umfassen seine Füße. Nun erklingt es ein zweitesmal, dieses Fürchtet euch nicht! Nun gibt der Herr den Frauen erneut den Auftrag. Sprach der Engel noch von den „Jüngern", so spricht der Herr von seinen „Brüdern". Der Herr will, dass die Jünger die Botschaft aus dem Mund der Frauen zuerst hörend vernehmen. Denn dieses Hören wird, wenn der Herr zum Vater zurückkehrt, sehr wichtig sein. Nun gilt auch den Jüngern diese Stärkung des Glaubens. Sie werden ihn in Galiläa sehen. In beiden Momenten wird durch das Sehen und Berühren jeder gnostischen Irrlehre Parolie geboten, Jesus habe einen Scheinleib gehabt und sei gar nicht „richtig" gekreuzigt worden.

Das bezeugen die Wachen und Hohenpriester (V.11b-15)

Mit literarisch wertvoll parallelen Prinzip läßt uns Matthäus teilhaben, wie zur gleichen Stunde andere Fußpaare laufen. Nicht nach Galiläa, von Jerusalem weg, sondern geradewegs nach Jerusalem hinein. Es sind die römischen Wachen. Wir kennen es später vom Kerkermeister zu Philippi. Wenn eine Wache eingeschlafen ist und die Gefangenen entflohen sind, hatte man als Soldat mit ärgsten Schwierigkeiten zu rechnen. So rennen diese auch nicht zuerst zu ihrem Chef, sondern zu den jüdischen Priestern. Sie berichten von dem Engel, von dem leeren Grab, vom weggewälzten Stein. Sie werden zu unfreiwilligen Zeugen. Gott selbst schickt sie ihnen, den Priestern zum Zeugnis. Doch sie überwinden auch jetzt nicht ihren Widerspruch zu Jesus nicht. Wider bessere Erkenntnis tun sie alles, um ein falsches Gerücht in die Welt zu setzen. Sie bedienen sich dessen, was bis heute mit Erfolg genutzt wird. Denken wir an unser eigenes Land, wissen wir ein Lied davon zu singen: Bestechung, Geldschmierereien und das „Einlegen eines guten Worts beim Chef!" Und ihr Plan hat Erfolg. Doch auch das hat der Herr vorausgesehen. Die gute Saat beginnt zu keimen. Zu keimen mit dem Unkraut. Und es gilt das Wort Jesu: lass es beides wachsen bis zur Ernte.

b. Jesus lebt! Der Missionsbefehl an die Jünger! (V.16-20)

Was den Frauen geschah, das geschieht auch den Jüngern. Sie kommen nach Galiläa. Steigen auf einen Berg - stets Ort des Gebets, der Lehre, der Gottesbegegnung. Sie fallen vor Jesus nieder wie einst die Frauen und bekunden: du bist der Herr! Jesus hat alle Macht. Und weil er der von Gott in allen Dingen Bevollmächtigte ist, sendet er seine Jünger. Er erneuert ihre Sendung und gewaltig klingen die Worte. Kurz und unüberbietbar für alle Zeit: Ihm ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.

Jesus ist der Herr. Aufgrund dieser Tatsache, die für alle Zeiten gilt, sendet er seine Jünger als Apostel in die Welt. Der Auftrag bleibt gleich: Geht, verkündet, lehrt, tauft, gewinnt Menschen für das von Christus so schwer erworbene Heil am Kreuz.

  1. Zum Jünger Jesu wird ein Mensch, indem er sich taufen läßt und Vergebung seiner Sünde empfängt.
  2. Jünger bleibt der Mensch, indem er die Lehre Jesu hört und ihr gehorcht.

Die Taufe zur Vergebung der Sünden galt zuvor dem Volk Israel. Mit ihr begann Johannes der Täufer. Mit ihr begann der Dienst Jesu Christi. Neu ist an Jesu Taufe nicht die Taufe an sich, sondern das diese Taufe mit der Vergebung der Sünden allen Menschen zuteil werden soll.

Die Getauften sollen von den Aposteln gelehrt werden und in dieser Lehre bleiben. Hier wird der Gedanke der Gemeinde als Ort der Christen und als Ort der Lehre vorgezeichnet. Hier sind Menschen, die durch Taufe und Lehre Gemeinschaft haben. Unter ihnen ist Christus. Das ist Kirche.

Sie sollen getauft werden auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heilign Geistes.

  1. Den Namen...: Im Namen meint, dass der Täufer und der Täufling nicht in eigener Regie handeln, sondern unter Anleitung und Befehl eines Höheren. Sie beide schauen und handeln im Namen der allmächtigen Dreieinigkeit.
  2. ...des Vaters..: das ist nun neu. Allen Menschen gilt es. Wer an den Sohn glaubt, darf zu Gott „Vater" sagen. Er empfängt die göttliche Kindschaft. Gott wird dem Täufling sprichwörtlich zum himmlischen Vater. Und wer Gott zum Vater hat, der empfängt auch sein Erbe.
  3. ...des Sohnes...: Der Sohn ist das bindende Glied. Ohne das Wirken des Sohnes gäbe es keine Kindschaft. Der Sohn ist mit dem Vater eins. Durch den Sohn und sein Heil darf ich zu Gott kommen. Durch den Sohn empfange ich die Vergebung meiner Sünden. Der Sohn ist mein Heil.
  4. ...des Heiligen Geistes...: Der Christ gibt sich ganz dem Vater und dem Sohn hin und wird dadurch erfüllt, geeint, verändert und neu geboren durch den Heiligen Geist. Durch den Heiligen Geist ist Gott mir ganz nah. Er verändert mich, heiligt mich, betet für mich, zieht mich hin zum Sohn, zum Vater. Er ist das Band der Liebe. Durch den Geist ist der Dreieinige bei seiner Kirche alle Tage bis zum Ende der Welt.

So ist die Kirche Jesu Christi dann Kirche, wenn sie aus der Vergebung Jesu lebt. Sie ist dann Kirche, wenn sie den Worten Jesu gehorcht. Und sie ist dann Kirche, wenn sie sein Evangelium weitersagt. Das kennzeichnet die Kirche Jesu Christi: die Botschaft vom Kreuz. Sie hinauszutragen in Wort und Tat ist ihr Adel, ihr Kennzeichen, ihre Hoffnung. Wenn sie diesen Auftrag verläßt, hat sie sich selbst zum „Kaufhaus" gemacht. Will sagen, es ist kein Unterschied mehr erkennbar zur Welt. Unterscheiden tut sich die Kirche aber nicht durch Kleidung, Sprache oder jeglicher Art christlicher Subkultur. Sie unterscheidet sich darin, dass sie im Gehorsam lebt. Sie gehorcht den Worten Jesu und lebt aus der Vergebung Jesu.