Bibelarbeiten: Bibelarbeit zu Offenbarung 14:

erstellt von Michael Strauch


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Drei große Abschnitte:

1. Vers 1-5: Die 144000 Erlösten, das Lied und das Lamm.

2. Vers 6-13: Drei Engel mit je eigener Botschaft - Mahnung, Warnung und Gericht

3. Vers 14-20: Die große Ernte im Bild von Ernte und Weinlese

Zu 1:

Was sieht /hört Johannes?

Den Berg Zion. Also den Tempelberg. Darauf steht das Lamm. Es ist nicht allein. Es ist umgeben von einer großen Zahl von Erlösten - der Seher empfängt die Zahl 144000. An der Stirn tragen sie den Namen des himmlischen Vaters und des Sohnes.

Der Seher sieht zuerst, dann hört er: Eine Stimme. Er versucht den Klang zu beschreiben. Die Stimme klingt wie das Donnern und Rauschen eines großen Wasserfalls. Zugleich zart und melodisch wie ein großes Harfenorchester.

Der Seher erkennt nun, dass diese Stimme der harmonisch gleichklingende Gesang ist eines Lobliedes, das vor dem Thron, den vier Gestalten und den Ältesten gesungen wird. Niemand vermochte dieses Lied zu erlernen. Es war den 144000 nur möglich.

Der Seher erfährt einige Details über diese Personen, die das Lamm umgeben.

Sie sind:

Der zweite Engel folgt dem ersten.

Er verkündigt einen großes Sieg.

Der dritte Engel folgt den ersten zweien:

Dieser warnt vor einer Übertretung: Vor der Anbetung des Tieres und vor Aneignung der tierischen" Zeichen an Stirn und Hand.

Denn der Zorn Gottes steht dem Tier und seinem Gefolge bevor. Die Strafe Gottes für diese ist wie folgt beschrieben:

Zugleich macht eine vierte Stimme Mut, Geduld zu haben, Gottes Gebote zu halten und den Glauben an Jesus nicht zu verlassen. Diese werden, wenngleich sie auch sterben, selig genannt. Für sie gelten die Attribute: Ruhe, Ende der Mühsal, Lohn.

Was ist mit dem Bild gemeint?

Hier kommen mir viele Fragen, die eine Antwort wollen. Wer sind die Engel? Was ist mit Babylon gemeint? Haben wir ab Vers 10 die Hölle vor uns, wie wir sie von mittelalterlichen Gemälden kennen wie z.B. von Hieronymus Bosch (1450-1516)? Wir wollen auch hier versuchen, die Dinge Schritt um Schritt zu ordnen.

Das erste, was auffallen muß, sind die Engel. Es sind drei Engel, die im Zusammenhang des Gerichtes stehen: folglich Gerichtsengel. In Kapitel 8, 1 lesen wir von den sieben Engeln", die vor Gott stehen. In Kapitel 7,1 sehen wir vier von ihnen an den vier Ecken der Erde". Es würde sich gedanklich anschließen, dass mit den drei Engeln in Kapitel 14 die 7`er Zahl voll ist. Es sind nicht irgendwelche Engel, sondern die sieben, die vor Gottes Thron stehen.

Das zweite, was auffällt ist, dass sich Kapitel 14 thematisch an die Siegel und Posaunengerichte anschließt. Somit wäre Kapitel 12 und 13, die das Auftreten der Tiere beschreiben, eine Art thematischer Einschub. Der Gerichtsgedanke wird auf jeden Fall in Kapitel 14 wieder fest aufgenommen.

Wie verhält es sich mit dem ewigen Evangelium"? Bedeutet es, dass die Botschaft vom Kreuz bis zum letzten Tag verkündigt wird? Vielleicht. Es sei darauf hingewiesen, dass im griech.Grundtext bei Evangelium der bestimmte Artikel fehlt. Es heißt nicht, das ewige Evangelium, sondern ein" ewiges Evangeliums. Bedenken wir, dass das Wort Evangelium nicht von den Christen erfunden wurde. Es meint einfach: Siegesbotschaft. Demnach könnte gemeint sein, daß der Engel nicht an die ganze, neutestamentliche Botschaft denkt von der Erlösung des Menschen, sondern schlichtweg eine Siegesbotschaft verkündigt mit dem Inhalt: das Gericht ist nahe. Glaubt an Gott. Lehnt den Antichristus ab. Ihr Gläubigen: haltet durch. Ihr Nichtchristen, nutzt die knappe Zeit und bekehrt euch zu Gott. Der Hauptakzent liegt aber nicht auf Gnadenzeit", sondern auf Gericht". Das Verständnis erscheint mir schwierig, je nachdem, wie man die Präposition „epi" in Vers 6 übersetzt. Luther übersetzt mit denen, die auf der Erde wohnen". So auch Grünzweig. Adolf Pohl übersetzt das Wort epi mit einer weiteren möglichen Übersetzung: gegen. Das würde bedeuten, daß der Gerichtsengel gegen die Nationen und Völker predigt. Das ergibt einen anderen Sinn. Hier wäre kein Raum mehr für die Gnade, sondern die hier angesprochenen Personen unterstehen dem sofortigen Gericht. Welche Gründe sprechen für Pohl? (Wuppertaler Studienbibel: die Offenbarung des Johannes, 2.Teil, S.159f, 1988).

Das würde also bedeuten: Es ist Gericht. Die Gottlosen sind gezwungen, den wahren Herrscher zu huldigen. Sie müssen ihre Knie beugen und den Christus anbeten. Diese Deutung würde thematisch unproblematisch in die Botschaft des zweiten Engels fallen.

Das erste, was auffällt ist der fehlende Adressat. An wen wendet sich die Botschaft? An die Erlösten? An die Engelwelt? An die, die Gläubigen auf der Erde noch aushalten müssen? Auch hier wirkt für mich Pohls Gedanke am plausibelsten: es richtet sich an die Adressaten des ersten Engels. An diejenigen, die Gott die Ehre nicht gegeben haben. Ihnen wird zu Ihrem Erschrecken mitgeteilt, dass Babylon, Sinnbild des Größenwahns und in der Gestalt einer Welthauptstadt, gefallen ist. Wie werden erinnert an Offb 11,8, wo diese Stadt erwähnt wird. Es handelt sich wohl um eine weltbedeutende Stadt. George Bush - ich ewähne das ohne irgendeine Deutung - nur als Beispiel, bezeichnete in seiner Rede (September 2001 nach dem Anschlag auf das World Trade Center in Manhatten) New York als die Hauptstadt der Welt.

Zur Zeit des Johannes war die ganze, beherrschte Welt zusammengefaßt in die drei Buchstaben: ROM. So wird in der Endzeit eine Stadt der Stolz, der Mittelpunkt, der Magnet der Massen sein. Und in ihr wird man stolz sein, an keinen Gott mehr zu glauben. Und außerhalb von ihr wird man sich verbunden fühlen. Dieses Weltmonopol, diese gottlose Stadt fällt! Der Engel spricht sogar schon: ist gefallen! Der Grund ihres Falles: sie hat die Welt zur Abgötterei, zur Hurerei verführt und hat ihren verführerischen Becher umlaufen lassen, der Welt kredenzt. Dieses Bild wird umgekehrt in der Botschaft des dritten Engels umgekehrt. Nun ist es Gott, der ihr, der Hure Babylon, den Becher seines Zornes kredenzt. Vermischt nicht mit Wasser, der die Wirkung schwächen könnte, sondern voll und schwer und unvermischt ausgetrunken werden muss bis zum letzten Tropfen. Dieser Kelch wird sowenig an Babel vorübergehen wie einst der Kelch des Zorns, den der Heiland hat trinken müssen, stellvertretend zur Erlösung der vielen.

Nun folgt in bewußtem, dreifachen Klang der dritte Engel mit seiner sich steigernden Gerichtsbotschaft. Hier wird deutlich, dass es sich in Kapitel 14 nicht um ein Schalengericht oder Posaunengericht, also ein Gericht, das noch das letzte Gericht vor sich hat, handelt. Sondern hier ist sprichwörtlich von der Hölle" die Rede. Das jüngste Gericht steht kurz bevor. Über die Hölle" und all den damit verbundenen Fragen wie das katholische Verständnis vom Fegefeuer, oder dem Gedanken einer Sühnung nach erfolgter Qual wird in den Kapitel 18-20 ausführlicher zu sprechen sein.

Wichtig ist, dass der Engel sagt: wenn jemand..." Also doch noch Gnade mitten im Gericht? Man muss es so verstehen. Ob es noch solche gibt, die mitgeschwommen sind", letztlich aber ohne Überzeugung? Ob das harte Gerichtswort des ersten Engels die boshaften Köpfe" meint, hier aber die Masse von Menschen anspricht, die gut bürgerlich hie und da mitmachen, damit sie ihre Ruhe haben. Der Engel macht deutlich: mit der Ruhe wird es vorbei sein. Es ist schrecklicher, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen. Wer jetzt noch das Lager wechseln will - mit der Konsequenz des Todes (V.13) - der möge jetzt sich entscheiden. Für den Rest wird es kein Pardon geben, keinen Anwalt, keinen Fürsprecher. Sie ernten, was sie gesät haben. Ihre Entscheidung wider Gott nimmt Gott ernst und überläßt sie sich selbst: und das ist Hölle.

Die vierte Stimme: Geduld der Heiligen. Was ist damit gemeint (V.13)?

Zunächst beginnt die „Stimme vom Himmel" mit einer Seligpreisung kurz vor dem Gericht. Glücklich ist der Mensch, der stirbt in dieser Zeit und an den Herrn geglaubt hat. An diesen Gräbern werden die Hinterbliebenen sagen: Er oder Sie ist hindurch. Niemand kann ihr/ihm mehr schaden. Er ist in Sicherheit.

Das in dieser Zeit jemand stirbt im Herrn und selig gesprochen wird, weist darauf hin, daß das Leben kaum noch lebenswert ist. Es wirkt wie eine Art Todessehnsucht, die eigentlich verwerflich ist, weil auch der Christ sein volles Ja zum Leben haben soll. Aber nach den Erfahrungen von Kapitel 13 wird der Eintritt des Todes eine sprichwörtliche Erlösung bedeuten und diese werden direkt zum Herrn gehen. Das dies in dieser letzten, antichristlichen Zeit erst eintritt, macht das „von nun an..." deutlich. Und das der Christ sich glücklich schätzen darf, wird vom Anwalt der Gemeinde, vom Geist Gottes nochmal bestätigt: Ja, spricht der Geist!"

Und dann kommt ein wunderschönes Wort: sie werden ruhen!" Der Satan und seine Kumpanen kennen die Ruhe nicht. Auch aus den modern gestalteten Event-Gottesdiensten - und ich klage das mit meinen 37 Jahren (nicht 73) - erträgt der Christ die Ruhe nicht. Ständig muss etwas geboten werden, ständig Abwechslung für Auge und Sinn um hinterher nach kurzer Begeisterung festzustellen, dass es nicht erfüllt, Gott nicht näherbringt. Der Teufel ist eine Plaudertasche, ein ohrenbetäubender Hardrocker und Ibizanimateur. Er missbraucht alles, was Gott geschaffen hat, was im rechten Maße genutzt, Segen wirken kann und erhöht es bis zum Exzess. Wie einst der mittelalterliche Arzt Paracelsius diagnostiziert, dass viele Heilmittel zum Segen und zum Fluch werden können, es hinge von der Dosis ab, so überdosiert der Teufel diese Welt in einem globalen Rausch der Sinne. Er ist ruhelos, das ist sein Kennzeichen (Hiob 1,7). Wer den Herrn Jesus liebt und ihn zunehmend nahe ist, besonders in der letzten Zeit, wird sich sehnen nach dieser göttlichen Ruhe, nach dem Abschalten" von all dem zerstörenden Lärm und bei Gott sich wie ausruhen zu dürfen. Wie gerne will Gott, der Herr, seien Kindern diese ersehnte Ruhe schenken. Mehr noch, ihre Werke folgen ihnen nach. Zuerst der Christ, dann seine Werke. Zuerst der Christ, der im Glauben an den Herrn stirbt und dadurch seine Erlösung findet. Aber seine Werke, die der Herr durch ihn gewirkt hat, folgen nach und geben dem Erlösten Grund zur Freude.

Ich weiss, dass vielen Geschwistern dieser Vers von den Werken ein Unbehagen auslöst. Gerade ältere Menschen kommen immer mehr zum dem Schluss, dass sie mit leeren Händen vor Gott stehen. Ihnen möchte ich zusprechen, dass dieser Vers nicht von einigen Christen spricht, sondern alle, die im Herrn sterben, haben Frucht gebracht, 30-fältig, 60-fältig oder 100-fältig. Es ist der Herr, der diese Frucht bewirkt hat. Denn wir wissen, dass wir ohne den Herrn nichts tun können. Und wir werden vor dem Herrn sagen: wir wissen nicht, wann wir Dir zu essen gaben, dich bekleidet haben etc. Wann sollen wir das alles gemacht haben? Wir erinnern uns nicht an solch edle Taten (lies dazu Matth 25,31ff).

zu 3: Verse 14-20:

Was sieht /hört Johannes?

Johannes sieht vier Engel. Je ein Engelpaar besteht aus einem handelnden Engel und einem, der ihn zur Tat auffordert. In zwei Bildern wird eine Ernte beschrieben im Bild vom Getreide und der Weinlesenernte. Johannes sieht und hört genaueres:

Der erste Engel hat christologische Attribute. Wolke und Diadem. Es ist ein mächtiger Engel und in seiner Hand hält er eine scharfe Sichel. Doch dieser Engel „sitzt" oder auch thront. Nun kommt das Entscheidende: er gleicht einem Menschensohn. Es ist kein Engel. Es ist Christus. Hier erscheint der Herr, der Christus, nicht als Erlöser, sondern als Richter. Mächtig funkelt die Sichel in seiner Hand. Der Engel ruft ihm zu (eigentlich; schreit mit mächtiger Stimme), er möge die Sichel zur Erde werfen.

Das zweite Engelpaar erscheint. Der zweite, handelnde Engel kommt aus dem himmlischen Tempel, in seiner Hand ein scharfes Winzermesser. Vom Altar kommt nun der vierte Engel, der „Macht über das Feuer hat" und befiehlt dem Tempelengel, dass er die Trauben ernten soll. Die abgeernteten Trauben fallen in die „große Kelter des Zornes Gottes" und der Saft der Trauben - Blut - nimmt ungeahnte Mengen an.

Was haben all diese Bilder zu bedeuten?

Hier wird Christus als der Richter der Welt dargestellt. Es ist seine Wiederkunft, sein Gericht. Der Zusammenhang der vorhergehenden Verse, wo vom Fall Babylons die Rede ist, läßt darauf schließen, daß Christus Gericht übt an denen, die ihn verworfen haben. Viele Ausleger tendieren dazu, dass hier gemeint sei, daß Christus seine Gemeinde sammelt, sie erntet". Aber diese Darstellung hier scheint mir nicht recht dazu zu passen. Entscheidendes Kriterium ist für mich Joel 4,13, wo dieses Bild aufgegriffen wird und die zu Erntenden eindeutig die Ungläubigen sind. Es ist also ein zweifaches Bild des Gerichts.

Der nächste Engel kam aus der Richtung des Altars. Hier wäre an Offb 6,9f zu denken, wo unter dem Altar die Märtyrer rufen, dass ihr Blut gesühnt würde. Nun ist die Zeit gekommen. Der Engel bekommt den Auftrag, exekutiv zu wirken und mit seinem scharfen Messer die Weinbeeren „einzusammeln". Hier müssen wir unser Bild vom Weinstock etwas korrigieren. Die Weinstöcke in Palästina sahen nicht so aus wie unsere. Die Reben ließ man frei über dem Boden sich ranken, so daß eine große Fläche Land mit Reben bedeckt sein konnte. Also wurden die Beeren eingesammelt".

Die Trauben werden in die Kelter geworfen und zertreten, wie das früher in Palästina üblich war. Unterhalb der Steinkelter war eine Öffnung, in der Saft in einen zweiten Behälter fließt. Doch statt dem Traubensaft fließt Blut, so reichlich, dass ein Pferd bis zum Hals versinkt.

Das Bild mit dem im Blut watenden Pferd ist ein damals gebräuchliches, literarisches Bild für eine große, umfassende und todbringende Schlacht. Es findet also eine Schlacht statt über deren Details wir hier nicht unterrichtet werden. Nur, sie wird umfassend sein, was die Sinnzahl 1600 Stadien zum Ausdruck bringt. Ich weiß nicht, wie diese Zahl zu deuten ist, aber ich glaube, dass es meint, dass die ganze Welt vom Gericht Gottes erfaßt wird und wer hier nicht zu Christus gehört, der ist draußen", außerhalb der Stadt". Verflucht.