Bibelarbeiten: Bibelarbeit zu Offenbarung Kapitel 18:

erstellt von Michael Strauch


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Thema: Die Gerichs-und Grabesreden über Babylon (vgl. Jes 47; Jer 50-51)

Sechs kurze Abschnitte:

1. Rede des starken Engels (V.1-3)

2. Rede des zweiten Engels (4-8)

3. Klagelieder der irdischen Könige (9-10)

4. Klagelied der Kaufleute (11-17a)

5. Klagelied der Seefahrer (17b-18)

6. Loblied der Gemeinde (20) und Gericht über Babel (21-24)

Zu 1:

Wenn ich diese Worte lese, muß ich an das berühmte Forum Romanun denken. Einst Stätte weltpolitischer Entscheidungen, Stätte kaufmännischen Luxus, Tempel und Götter. Nicht weit entfernt das Kolosseum, und überall verstreut Haine, Tempel und Mauerreste. Was ist geblieben von der einst so mächtigen Weltmetropole? Sprüche wie: 62;alle Wege führen nach Rom!" Geblieben sind Museen und eine tote Sprache, für die die Lateinschüler die Römer in den Hades wünschen. Was ist geblieben? Im Zenit der Macht war der römische Stern schon am Untergehen. Luxus, Barbarei, Sittenlosigkeit liess Rom einen langsamen Tod sterben. Das können wir heute locker sagen, für die Menschen damals galt Roma als die civitas eterna, die ewige Stadt. Es war nicht Rom als Stadt, sondern Rom war Synonym für Macht und Größe. Der Name Rom war Programm, war Ideologie und Volksfrömmigkeit. Niemand hätte einem armen, alten Greis namens Johannes geglaubt, wenn er 300 Jahre vor der Völkerwanderung Roms Untergang prophezeit. Der Engel in unserem Abschnitt hält bereits die Totenrede an einem Sarg, worin der Verstorbene noch nicht liegt. Der verhaßte Diktator ist noch nicht gefallen, aber der Sieg wird schon proklamiert. Und so wird auch das kommende, anti- christliche Reich den Keim des Todes schon in sich tragen. Schon während Babel ihre Prunkbauten baut, die Menschen mit Gelder ködert und der Strom der Wirtschaft die Menschen gierig und gleichgültig machen wird, steht über ihnen das 62;tohuwabohu", dieser hebr.Ausdruck bei Genesis 1 für Finsternis.

Im Vergleich zu dieser Friedhofsstimmung über Babels Marktplätze, Präsidien und Botschaftshäusern, Regierungsgebäuden und Prachtstraßen steht Gottes Engel in vollem Glanz. Das Licht, das von ihm ausgeht, erstrahlt die Welt, schenkt Gewissheit und Klarheit den Gläubigen, erhellt jeden dunklen Winkel. Besonders stehen im Rampenlicht des Gerichts die herrschende Klasse und die Wirtschaftsbosse. Auch in Deutschland hat ein Prozent der deutschen Bevölkerung fast ein Viertel der Kaufkraft (Zitat:Gregor Gysi). Menschen, die Geld aufhäufen, gehen sorglos davon aus, dass es das Geld unbegrenzt gibt. Aber es ist eine bestimmte Geldmenge im Umlauf, davon nimmt sich viel, wer clever ist, wer 62;Glück" hat oder sonstwie Methoden kennt, sich Geld und Macht zu beschaffen. Dieses Geld fehlt anderen Menschen. Es gibt viele, die sind gewiss selber schuld. Sie verplempern ihr Geld, gehen nicht sorgsam damit um. Aber viele, ersteinmal im Karussel der Geldknappheit verstrickt, finden kaum noch Wege, um aus der Verschuldung zu entkommen. Laut einer Umfrage in einem der größten Gemeinschaftswerke Deutschlands gehören die Mitglieder dieses Verbandes finanziell und sozial zu gut bis besser verdienenden Gruppe. Wer sich mit Geld alle Sicherheit dieser Welt leisten kann, ja sogar der Sicherheit der eigenen christlichen Gruppe noch frönt, der möchte noch gerne die himmlische Sicherheit mit einpacken. Weh uns, wenn uns das seelische, materielle und geistliche Elend dieser Welt nicht mehr ernsthaft etwas angeht. Wenn wir uns verstecken in Stunden, Hauskreisen und Gemeinden und uns nicht treiben lassen von der Liebe Christi, die diese Menschen liebt und gerettet sehen will. Mir scheint, als säßen wir alle in unserem Kirchenschiff und singen, lachen und spielen, um das Kratzen, Trommeln und Stöhnen an die Bordwand der untergehenden Menschheit nicht mehr zu hören. Doch bevor Noah in die Arche stieg, wurden die Menschen gewarnt. Und Noah stieg auf Gottes Befehl in die Arche, nicht aus eigenem Sicherheitsempfinden.

zu 2:

Was gilt es zu tun? 62;Geht aus...!" Schon der Herr Jesus hat seine Jünger gemahnt, sie sollen Jerusalem verlassen, wenn die römischen Truppen kommen und ein gewaltiges Blutbad anrichten werden. Erinnern wir uns, daß der Herr sagte, daß wir nicht umkehren sollen, um noch etwas aus dem Haus zu holen? Ist das eine Anspielung darauf, daß es zu allen Zeiten Christen geben wird, die mehr oder minder am Besitz hängen werden. Wessen Herz aber jetzt schon an Haus und Stückle hängt, dessen Herz wird zu jener Zeit in großer Gefahr stehen. Denn der Herr möchte seine Gemeinde am Gericht über Babel verschonen. Geht hinaus, sagt der Engel. Ihr müßt nicht den Zorn Gottes über Babel miterleiden. Geht aus, wie einst Lot und die Seinen aus Sodom und Gomorrah geflohen sind. Wer zurück schaut, erstarrt beim Anblick des Gerichts. Doch was gilt`s? Bis dahin fließt noch viel Wasser den Rhein runter. Nein, der Herr kommt wie ein Dieb. Es gilt, in allen Dingen unser Leben dem Herrn zu weihen. Wir müssen keine vollkommenen Wesen sein, aber Stück um Stück den Weg beschreiten, den der Herr mir weist und wo er seinen Finger auf wunde Stellen in meinem Leben setzt. Der beste Weg im Umgang mit Besitz ist ein freigebiges Herz.

Die Sünden Babylons sind - um im Bild zu sprechen - so offensichtlich und schamlos, das sie bis zum Himmel 62;stinken", Gottes Angesicht täglich beleidigen.

Das Gericht wird über sie ergehen mit doppelter Wucht. Hat nicht auch sie die Völker so behandelt? Fand sie es nicht besonders clever, die Masse der Armen zu berauben, gekonnt zu betrügen und geschickt zu verführen? Was ging sie die Not der Massen an. Und wie hart hat sie bestraft, wer nicht nach ihrer Pfeife tanzte. Hat sie nicht das uralte Lied Lamechs gesungen: 62;Einen Mann erschlug ich für meine Wunde und einen Jüngling für meine Beule. Kain soll siebenmal gerächt werden, Lamech aber siebenundsiebzigmal" Genesis 1,24ff.

Babel wird fallen, ihr wird vergolten, doppelt und dreifach für ihre Bosheit und Gemeinheit.

zu 3 bis 5:

Babels Fall löst interessanterweise eine große Betroffenheit aus. Babel ist Kulturstadt, Weltkulturerbe, Hauptthema jeder Nachrichtensendung, Ort der Großen und Mächtigen, Wirtschaftsmetropole und Glanz der Welt. Die Börsenkurse stiegen und fielen mit ihr, der weltweite Geldwert hing von ihrem Ergehen ab, von ihr ging alles aus. Babel beeinflußte das Leben aller großen Männer, sowie der kleinsten Kinder der antichristlichen Welt. Jeder wird die Hände vor dem Mund nehmen, wenn er das Feuer der Zerstörung in ihr züngeln sieht, den Rauch der Verderbnis richen wird und man das Licht der Hölle kilometerweit fackeln sieht.

Besonders gebrochen sind die Mächtigen. Ihre Macht und Stärke stieg und fiel mit der engen 62;Zusammenarbeit" dieser Stadt. Nach ihnen fluchen die Wirtschaftszentren, denn sie haben alles auf eine Karte gesetzt: auf das Ass Babylon. Fast ironisch werden all die Luxusgüter aufgeführt, unter denen auch der Sklave gehörte. Was ist nun das Leben ohne all die materiellen Dinge? Wer materialistisch denkt und lebt, wird in ein tiefes Loch fallen, wenn ihm diese Materie entzogen wird. Und wie schnell und leicht kann dies geschehen. Doch der Mensch sehnt sich danach. Die Geschichte der Menschheit macht es immer wieder deutlich. So ist das Zeitalter des Barock mit seinem Prunk, seiner Üppigkeit, seinem ausladenden Reichtum nicht denkbar ohne den dreißigjährigen Krieg, der 1618-48 stattfand. Oder die Musikrichtung des Rock`n Roll, die eine ganze Volksstimmung wiederspiegelte und der Wirtschaftsboom Deutschlands in den sechziger Jahren ist zu verstehen nach dem Ende des zweiten Weltkriegs. Nach einer langen Zeit der Entbehrung will der Mensch leben. Und was macht das Leben lebenswert? Geld und was man sich davon kaufen kann. All das wird vergehen, Gott aber bleibt und die, die ihm gehören.

zu 6:

Der Fall Babylons ist Grund zum Jubel für die Gemeinde Jesu. Wie, soll die Gemeinde Jesu jubeln, während die Menschen um sie her weinen und trauern? Gewiss soll der Christ nicht jubeln, wenn ein Nicht-Christ seiner Strafe entgegen sehen muß. Denn welches Recht hätten wir dazu? Wir sind ebenfalls schuldig und aller Strafe wert. Der Glaube allein an Jesus Christus, unseren Heiland vermag uns zu retten und stellt uns in die Reihe der Jubelchöre. Nein, jubeln sollen wir nicht über den Tod des Sünders. Aber jubeln sollen wir über den Sieg Gottes. Den Sieg über Babylon, den Sieg über das Übermaß an Ungerechtigkeit, Gemeinheit, Roheit und jeder antichristlichen Aktion. Endlich kommt die Verführung zum Stillstand, endlich verschafft Gott Recht dem Unterdrückten. Hier gilt das Wort, daß Gottes Mühlen langsam mahlen, aber trefflich fein. Gottes Gericht kommt mit einem Schlag und vernichtet, was vernichtet gehört. Gott bleibt gerecht und richtet recht. Das den Christen das Gericht nicht trifft, verdankt der Christ allein dem Sühnetod Christi, der die Strafe für das Unrecht ans Kreuz getragen hat. Wer aber meinte, dieser Erlösung nicht zu bedürfen, den trifft das Recht Gottes ungeschützt.

Nun sieht Johannes nocheinmal ein Bild. Ein Engel nimmt einen Mühlstein und versenkt diesen ins Meer. Mit einem Mühstein wurde ein König erschlagen, mit einem Mühlstein gehört der versenkt, der sich an den Heiligen Gottes vergreift. Mit einem Mühstein hat man das Getreide zerrieben um das Brot für die Welt zu gewinnen, doch das Brot des Lebens haben sie nicht gewollt. Wie ein Mühlstein sich um die eigene Achse dreht, so drehte sich Babel nur um sich selbst und ihre Gewinnspanne. Verfluchter Mühlstein, verfluchtes Babylon, du wirst fallen mit all deinem Reichtum und hausen werden in deinen Mauern die Geister, die du riefst und meintest, sie würden dir dienen. Noch nachts hörte man den Schall der Schalmeien, das Schreien und Jubeln der Banden und Trunkenen Sodoms und Ghomorras. Kurze Zeit später flimmerte nur noch der Pestgeruch von Schwefel und Feuer.

Doch uns Christen soll hier und jetzt das Herz Abrahams geschenkt werden, der um die Menschen rang, mit Gott diskutierte, ja im geistlichen Sinne kaufmännisch handelte, ob er dem richtenden Zorn Gottes nicht die Seelen der Verlorenen abringen könnte. Und wie gern ist Gott auf diesen Handel eingegangen, blutet ihm das Herz in ungleich stärkerer Weise. Oder denken wir an Mose, der mit Gott rang, das er doch das Volk vorm Gericht beschützen möge.

Unser Amt ist nicht des hochmütigen Voyeurs, der sich in Sicherheit wähnt und von sicherer Enfernung dem Spektakel der Feuerbrunst zusieht. Wäre dies der Fall, warum sollte Gott nicht die Seinen nicht viel früher entrücken? Warum müssen die Christen noch so lange ausharren, warum Antichrist und falschen Propheten erleiden? Um des Leidens willen? Damit das Maß des Unrechts voll werde und die himmlische Gerechtigkeit endlich zuschlagen kann? Heißt es nicht, daß Gott diese Welt geliebt hat und darum seinen einzigen Sohn in sie gesandt hat? Sie werden drin aushalten, weil sie Zeugen sind für Gottes Liebe und vielleicht werden in dieser letzten Zeit Hunderte von Christen durch das Martyrium gerettet werden und durch ihren Tod nur 10 Menschen noch den rettenden Anker Gottes ergreifen. Es hat sich gelohnt.