Bibelarbeiten: Bibelarbeit zur Offenbarung Kapitel 19:


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Thema:

Drei Abschnitte:

1. Johannes hört den Jubel der himmlischen Sieger (1-5)

2. Johannes hört das Festbankett der himmlischen Sieger (6-10)

3. Johannes sieht den Sieg der himmlischen Sieger (11-21)

zu 1:

Hier haben wir es wieder, die zweifache Sinneswahrnehmung des Johannes, die uns durch die ganzen Kapitel schon begleitet hat. Bei den Visionen sitzte Johannes nicht wie gebannt vor einem Fernseher oder johlt in einer Menge wie im Stadion. Die Offenbarung Gottes, die Offenbarung der Geschichte, die Offenbarung des Endes geschieht und wird empfangen, wie es sich bis heute nicht geändert hat: im Hören und Schauen.

Was hört Johannes?

Stimmen. Stimmen, die gleich einem Chorgesang wie eine Stimme sich formieren. Wer das Chorstück Carmina Burana schon einmal gehört hat, der gewinnt vielleicht einen kleinen Eindruck von der Wucht menschlicher Stimmen. Oder das Requiem von Brahms. Aber das sind keine Chöre von ein paar Hundert Sängern, sondern Johannes hört die Stimmen unzähliger Wesen. Es ist ein Siegeslied, das große Halleluja im Himmel. Ein Gesang, der die Wesen vor dem Thron Gottes bewegt. Sie fallen vor Gott nieder stimmen in das Lob ein, steigern die Erlösten in ihrem Lob (V.5) und beten an.

zur Auslegung:

Wer aber singt das erste Halleluja? Die Erlösten? Ich vermisse die üblichen Attribute der Erlösten wie weiße Kleider, oder Harfen oder ähnliches. Ich vermute: das erste große Halleluja singen die Engel. Im Bild von Kapitel 4 gingen später die Gerichte von der Mitte, vom Thron aus über die vier Wesen, Ältesten und Engel. Nun schwingt der Siegesdank zurück von den Engeln zu den Ältesten zu Gott. Gott ist Sieger.

Heil, Herrlichkeit und Macht werden uneingeschränkt und ungetrübt wieder von Gott ausgeübt. Das es so ist, ist für alle ein großer Segen. Denn die Macht und die Herrlichkeit waren in den Händen der Hure Babylon ein Feuer in der Hand eines kleinen Kindes. Gott allein weiß mit diesen Dingen umzugehen. Und sein Wesen ist Güte, sein Wille ist Heil, sein Handeln gerecht.

Zwei Dinge heben die Engelchöre als besonders beschuldigend hervor: die Unzucht und die Ermordung von Christen. Wenn wir aus den vorhergehenden Kapiteln recht gedeutet haben, so hat sich der Antichrist mit wirtschaftlichem Aufschwung hervorgetan und mit seinen kapitalistischen Methoden Menschen von Gott weggebracht. Der Chor singt nun das große Halleluja, wobei der Rauch der brennenden Weltmetropole von der Erde aufsteigt.

Wer immer diesen Chor leitet, anspornt und/oder dirigiert - die Stimme dieses Leiters kommt vom Thron Gottes und (V.5) wendet sich nun einer zweiten Gruppe zu: die Knechte, die den Herrn fürchten, groß und klein...

zu 2:

Wenn der Schall der Engel bei ihrem dreifachen Halleluja schon gewaltig war, so schwillt das das Lob nun nochmals gewaltig an.

Nun bricht der Jubel in allen Seiten aus. Interessant: auch diese noch vergrößerte Menge singt wie „eine Stimme". Sie haben alle das gleiche Lied, die gleiche Sprache, den gleichen Wunsch, den einen Gott. Sie beten alle an wie mit einer Stimme. Diese Stimme klingt gewaltig, wie Donnerschlag, wie das ohrenbetäubende Rauschen der Viktoria-Fälle (vgl. dazu Offb 1,15). War der Grund des ersten Jubels noch der Fall Babels, so ist nun dieser Fall schon fast vergessen und Gegenstand des Lobes ist die Hochzeit des Lammes. Der Herr Jesus hat diese Hochzeit des Lammes in vielen Bildern während seiner Erdentage dargestellt. Wir denken an das Hochzeitsmahl des Königs, der seine Diener aussandte und viele nicht kommen wollten. Wir denken an den, der kein hochzeitliches Gewand anhatte. Wir denken an die Hochzeit zu Kana und nicht zuletzt an die zehn Jungfrauen, die auf den Bräutigam warteten.

Die Hochzeit des Lammes, hier gilt es einige wichtige Erläuterungen zu geben. Ich erinnere mich noch gut, wie vor vielen Jahren eine junge Frau in der Kirche ein Anbetungslied sang. Es hatte ungefär diesen Text: „Zieh mich hin zu Dir, Herr, in deine Königskammern, in die Verborgenheit, wo deine Liebe mich umfängt!" Dieser Text ist wohl dem Hohelied entnommen auf Christus übertragen. Dennoch befand ich diese Übertragung als doppelbödig und damit hinderlich. Ich sagte das nach dem Gottesdienst und eine Frau meinte, ich sei ein „alter Lästerer", was mir damals sehr weh tat. Seitdem sind fast 20 Jahre vergangen. Doch bis heute sehe ich es nicht anders. Dieser Text, der dieses Anbetungslied hat, wirkt auf mich erotisch. Ich habe keine Einwände gegen Erotik in der Ehe. Aber im Bezug auf Christus empfinde ich diese Vergleiche als schwierig, selbst wenn man die Kammer, wo mich Gottes Liebe umfängt, als Gebet übersetzt.

Auch das Judentum im AT kannte diese Vorstellung nicht. Wohl wissen wir, daß Gott der Herr Israel als Jungfrau bezeichnete und den Unglauben oder besser die Abkehr zu fremden Göttern als „Hurerei" bezeichnete, aber diese Bilder blieben stets im eindeutig verständlichen Rahmen und wurden nicht überstrapaziert. Die erotische Beziehung zu einem Gott kannten die heidnischen Völkern in den Fruchtbarkeitskulten. Gewiss, Mose wurde von den Rabbinen als der gelehrt, der das Volk Israel zu Gott führte. Auch in den neutestamentlichen Bildern werden nur bestimmte Aspekte beleuchtet. So ist vom Kommen des Bräutigams die Rede. Es ist viel vom Festbankett die Rede und von den Gästen, die eingeladen sind. Es ist vom Akt des Einladens die Rede, oder der Bund wird hervorgehoben. Alles, was darüber hinausgeht, sprengt das Bild. Auch in Offenbarung 19 stellen wir fest, daß es die Hochzeit des Lammes ist, nicht die Hochzeit der Braut. Auch freuen sich die Geladenen (V.19), das sie geladen sind. Denn wenn die Gemeinde die Braut Christi ist (mit allen Konsequenzen im Bild der Ehe gesprochen), wer sind dann die Gäste? So wird deutlich, daß es bei alledem um Aspekte einer Hochzeit geht, die auf Christus und seine Gemeinde bezogen werden. Aspekte wie, das der Herr sein Volk liebt, ihm nahe sein will, die Gemeinde heimführen wird, einen Bund mit ihr schließt etc. Die Betonung liegt aber auf Christus.

Johannes ist von alledem schwer gerührt. Wer all dies sieht, erkennt, nur ansatzweise erfaßt, den drängt es in allen Gliedern nach dem einen: der Anbetung. Eine Frau sagte mir kürzlich, das viele junge Menschen nicht mehr zum Gottesdienst kämen. Sie hätten kein Verlangen danach. Auch mich stimmt es nachdenklich, das Gemeinden stets „die Bremer Stadtmusikanten" einladen müssen, bis Christen kommen. Gewiss, es ist und bleibt für mich ein geistliches Unrecht, wenn man Christen durch schlecht vorbereitete Veranstaltungen langweilt. Aber im tiefsten ist es die fehlende Liebe zu Christus. Auch gebe ich Pohl recht, wenn er (Wuppertaler Studienbibelbibel, Auslegung zu K.19) im Volk Gottes einen zunehmenden Narzismus zu entdecken meint. Ich persönlich singe gerne, neue wie alte Lieder. An den sogenannten Anbetungsliedern fällt mir die oft balladenartige Melodie auf, leicht eingängig und die Gefühle ansprechend. Die Texte haben allerhöchste Ansprüche und sind oft nicht mehr Wunsch noch Gebet, sondern im Indikativ dargestellt. Ich folge Dir nach, ich bete Dich an, ich gebe Dir mein ganzes Leben etc. Hoffentlich stimmt das alles auch. Der Blick wird durch den Schleier der Anbetung auch stark auf mich gelengt und dem, was ich leisten und sein möchte. Während andere Lieder oft eine ganze Theologie und Dogmatik in sich tragen.

Tatsache ist, wir werdem beim Hochzeitsmahl dem Herrn nichts zu bringen haben. Es heißt, den Gästen „wurden gegeben" die festlichen Kleider. Es ist am Ende doch alles, alles Gnade Gottes.

Johannes fällt also nieder und betet an. Und... er wird nicht der Übertretung des ersten Gebotes bezichtigt, sondern vom Engel, den wohl eine solche Herrlichkeit umgibt, sanft auf den Christus hingewiesen. Er, der Engel, ist trotz aller Herrlichkeit, auch nur ein Mitknecht des Johannes.

Daran erkennen wir die wahren Gottesboten. Wie in Ps 115,1: „Nicht uns, Herr, nicht uns gib Ehre!" Wieviel Ehre wird Menschen gegeben. Wieviel von ihnen erwartet und wie werden sie heilig gesprochen. Hinweg damit. Wir tun diesen Geschwistern und uns keinen Gefallen damit. Wohl den Lehrern Jesu, die nicht scheinheilig, sondern liebevoll, verständnisvoll und einfühlsam den Blick des Bewunderers auf Christus lenkt. Denn jedes gute Wort, jede gute Tat ist doch von ihm gewirkt. Es bleibt dabei: Bete Gott an.

zu 3:

Johannes sieht drei aufeinanderfolgende Bilder:

1. Christus in vollem Siegesornat in Begleitung der himmlischen Heerscharen (V.11-16)

2. Der Engel, der die Aasgeier bestellt, noch bevor der Kampf bestritten ist (V.17-18)

3. Das Ende des Antichristen, seines falschen Propheten und seiner Gefolgsleute (V.19-21)

zu den Versen 11-16:

Nachdem wir zweimal das Hören des Johannes vernommen haben, so erleben wir nun das Sehen! Der Himmel ist geöffnet. Was ist damit gemeint? Wir haben ein plastisches Beispiel bei der Steinigung des Stephanus in Apg 7,56. Er sah den Himmel geöffnet und sah den Sohn Gottes, zur Rechten des Vaters sitzend. Für einen kurzen Augenblick öffnete und schloss sich der Himmel. Im Grunde genommen ist der Himmel offen seit Jesu Kreuzestod. Der Vorhang im Tempel ist zerrissen, im Glauben hat jeder Christ Zutritt zum Vater. Aber eben: der Zutritt geschieht im Glauben, im Hören, nicht im Sehen. Johannes sieht nun den Himmel offen. Er sieht ihn auch nicht gleich wieder geschlossen, sondern bleibend offen. Das will heißen, das die unsichtbare Welt, die uns immer umgeben hat, geöffnet ist. Die Menschheit, die seit jeher Beweise haben wollte für Gottes Existenz, die ihn sehen wollte, wird ihn sehen. Doch der Anblick dürfte sie erbleichen lassen.

Johannes sieht den Herrn Jesus auf einem weißen Pferd sitzen, gleich wie die römischen Feldherren nach gewonnener Schlacht in Rom auf einem weißen Ross einzogen. Nach einer gewonnenen Schlacht! Die Schlacht von Offb 19 steht ja noch bevor, aber sie ist an schon gewonnen. Der Kopf steht noch auf dem Rumpf, aber er ist schon durchtrennt. Ein römischer Feldherr bekam für jedes unterworfene Land zusätzliche Namen. So bekam der Sohn des Tiberius den Namen Caligula Germanicus - obwohl Caligula tatsächlich nie gegen die Germanen gekämpft hatte. Je nach Sieg konnten die Titel und Ehreninsignien sehr lang werden. Auch Christus trägt diese Ehreninsignien. Doch es sind nicht die Namen der unterworfenen Völker, sondern seine innere Wesenseinstellung, die sich nie geändert hat. „Treu" und „Wahrhaftig", Krieger der „Gerechtigkeit" und dort, wo über seinen Schenkeln das Gewand fällt, steht für alle sichtbar: König der Könige, Herr aller Herren.

Es ist das lebendig gewordene Wort Gottes, das Logos tou theou, von dem Johannes in seinem Evangelium gleich im ersten Kapitel sprach. Vom Wort, das die Menschheit ablehnte. Von dem, der in sein Eigentum kam, und nicht angenommen wurde. Wer ihn aber aufnahm, der durfte Kind Gottes sich nennen. Wer ihn ablehnte, hatte ein Leben lang Gnadenfrist. Nun kommt er als Richter, damit er nicht als Lügner dastehen müßte. Nicht als einer, der mit leeren Worten gedroht hat, gewarnt hat, gepredigt hat. Nun kommt der Herr zum Gericht.

Sein Gewand ist blutig. Kein Festgewand. Im krassen Gegensatz zu seinen Soldaten trägt der Herr ein blutiges Gewand. Bisher erschien der Herr immer noch als Lamm auf dem Thron. Selbst jetzt in seiner wahren Gestalt trägt er den Schmerz über dieser Welt, die er doch retten wollte. Dieses Blut hätte euch retten können, nun ist es Beweisstück für euren Tod. Es wird der Welt sichtbar wie einst die Brüder Josephs das blutige Festgewand dem greisen Vater Jakob zeigten, nachdem sie ihren Bruder sprichwörtlich in die Wüste gejagt hatten. Die Möglichkeit der Vergebung, wie es unter Joseph möglich war, wird es bei Jesu zweitem Erscheinen nicht mehr geben. Das Wort Gottes ist wahrhaftig und es muß alles erfüllt werden, was der Herr gesagt hat. Und seine Worte waren nicht nur Worte der Gnade, sondern auch Worte des Gerichts. Das zweischneidige Schwert zückt hervor, einst zum Heil, nun zum Gericht. Seinem läuterndem Auge entgeht keine Tat.Der eherne Stab, das Treten der Kelter sind beredte Beispiele für das Gericht Gottes. Umgeben ist der Herr von den Engeln. Hier sind nicht die Erlösten gemeint, das würde dem Bild Abbruch tun.

zu den Versen 17-18:

Das Sichtfeld Johannes wird erweitert und er sieht an allen sichtbarer Stelle, nämlich in der Sonne, einen Engel. Er lädt die Aasgeier zu einem Festmahl ein. Es klingt fast etwas ironisch, wenn der Engel dazu aufruft. Die Geier bekommen heute ein selten dagewesenes Stück zum Fraß. Was ist mit diesem Bild gemeint?

Zweierlei Gedanken spielen eine Rolle. Zum einen: Der Krieg ist schon verloren. Noch ehe ein Schwert zum Klingen kommt, noch ehe ein Schuß fällt, ist der Krieg verloren. Christus sitzt im Regiment. Die Geier, und das hat man öfters beobachtet, kreisten schon um Soldaten, die noch gar nicht gefallen sind.

Ein zweiter Aspekt: der altt. Gedanke eines unehrenhaften Schandgrabes. Für einen gläubigen Juden war es eine Schande, nicht ordentlich begraben zu werden. Auch in der Antike war dieser Gedanke fest verankert. Denken wir an das Schauspiel Antigone von Sophokles, wo es nur darum geht, das der Bruder der Antigone auf dem Schlachtfeld liegt, den Vögeln zum Fraß preisgegeben und die Schwester sich aufmacht, um diesen zu begraben. Ihr Vater Kreon bestraft sie mit dem Tod.

Kurzum: der Kampf des Bösen gegen den Christus ist an sich eine Farce. Der Herr ist Sieger.

zu den Versen 19-21:

Und so kommt es auch. Eine Schlacht scheint im eigentlichen Sinne gar nicht stattzufinden. Zuerst wird das empfindlichste getan, was man einem Heer antun kann: ihm wurde der Kopf entrissen. Die führenden Denker des dunklen Heeres waren der Antichrist und sein Lügenprophet. Diese werden einfach ergriffen wie zwei lausige Hasen und in den Feuersee geworfen. Der Rest, so heißt es, wird umgebracht durch das Schwert. Wie ist das zu verstehen?

Zunächst zum Begriff des Feuersees. Vom griechischen ist hier weniger an einen See zu denken, sondern eher an eine Art sumpfiges, stinkendes Gewässer. Gemeint ist das, was der Jude unter der Gehenna verstand. Hier sei erwähnt, das es nahe dem Misttor bei Jerusalem, außerhalb der Mauer ein Gelände gab, wo der Müll hingeworfen wurde und verbrannt wurde. Also eine Art Müllhalde mit Verbrennung. In altt. Zeit hatten israelitische Könige auch mal dort dem Baal geopfert. Seit dem galt dieser Distrikt für jeden rechtgläubigen Juden als Inbegriff des Ekels, des gottlosen Ortes. Darum heißt es auch das Mist-Tor. Die zwei Gegner Gottes werden also „auf den Müll" gworfen. Sprich an einen Ort, fern von Gott.

Der Rest wird umgebracht durch das Schwert, das aus dem Munde Jesu Christi geht. Vermutlich ist hier nicht an ein sprichwörtliches Schlachten von Menschen zu denken, sondern an ein Gericht, wo die Menschen ihre Strafe erhalten. Und die Strafe auf Sünde ist Tod.

Anleitung für einen Hauskreisabend:

Kapitel 19 ist sehr zeitintensiv, so würde ich vorschlagen, immer nur eine Variante auszurpobieren:

1. Was hört Johannes, was sieht Johannes? Tragen wir es zusammen.

2. Finde ich weitere Bibelstellen zum Thema Hören und Sehen?

3. Welche Bedeutung/Verheißung hat das Hören in meinem geistlichen Leben?

4. Welche Bedeutung das Sehen?

Oder:

1. Was hört Johannes, was sieht Johannes? Tragen wir es zusammen.

2. Welche altt. und neutt. Bilder fallen mir bei den Beschreibung auf?

3. Wie gehe ich um mit dem richtenden Christus?

4. Den Herrn Jesus soll ich nicht fürchten, aber die Furcht des Herrn ist der Anfang der Weisheit. Worin liegt der Unterschied zwischen der Angst und der Furcht vor Gott?

5. Welche Konsequenzen hat das für mein Leben als Christ?