Die Zeugen Jehovas -
zweiteiliger Themenabend im Hauskreis von Michael Strauch
Die Neue Welt Übersetzung
sowie Originalschriften
Standartwerk: Kurt Hütten,
Seher, Grübler, Enthusiasten, S. 80-139, Quell Verlag
Sonderdruck Nr. 21 aus
„Materialdienst der EZW 9 und 10/1993 von
Werner Thide
Berichte/Exzeugen: Erich Brüning:
Sind die Zeugen Jehovas Christen? Verlag: VLM
Josy Doyon: Hirten ohne
Erbarmen (Verlag: Theol. Verlag Zürich TLZ)
Das Wort „Sekte" kommt
aus dem lateinischen secta (sequi-folgen, anschließen). Es bezeichnete einmal
eine philosophische Schule oder eine politische Partei. Das Wort Sekte kommt
als solches auch in der Bibel vor, wie z.B. die Sekte der Sadduzäer (vgl. dazu
Apg 5,17 oder Apg 15,5. Sekten waren also fest organisierte Gruppierungen mit
einer ganz bestimmten ideologischen oder/und theologischen Vorstellung, die sie
absolut setzen. So kam es schon in der frühen Kirche zu Gruppen, die sich
aufgrund von Lehrfragen von christlichen Kirchen abspalteten. Oft waren es die
sogenannten Gnostiker, die in Jesus entweder nicht den Sohn Gottes sehen
konnten im Sinne von „wesensgleich mit Gott, dem Vater", oder einfach in
Jesus nur einen tollen Menschen vorfanden. Die evangelische Kirche bezeichnet
zunehmend mehr die Gruppierung als Sekte, dies ich von der Institution
evangelischer Landeskirche ausklammert. Die katholische Kirche behandelt
demzufolge auch die evangelische Kirche als Sekte, weil sie zurück soll in
vorreformatorische Zeiten, sprich also zurück in Mutter Schoß, der katholischen
Mutter Kirche also.
·
Sekten lehnen ökumenische Verbindungen
grundsätzlich ab, die Jesus zum Inhalt und Mitte haben.
·
Sekten lassen sich nicht korrigieren und
verbinden neben der Bibel wesentlich auch außerbiblische Offenbarungsquellen
miteinander (z.B. Wachtturm).
·
Was eine Gemeinschaft zur Sekte macht ist
abgesehen von ihrer Sonderlehre und ihrer lehrmäßigen Entstellung der
biblischen Botschaft jene rechthaberische Haltung, welche eigene Erkenntnisse mit
der Wahrheit Christi gleichsetzt.
·
Bei vielen Sekten herrscht Werkedruck.
·
Die Mitglieder glauben an die Erkenntnisse und
Ideen des Sektenführers.
·
Viele Sekten klammem die Sünde aus.
·
Oft hört man von ihnen: „Die Bibel und..."
(Die Bibel ist nicht abgeschlossen)
Der Gründer Charles Taze
Rüssel wurde am 16-Februar 1852 in Pittsburgh in Pennsylvanien gebo-ren. Er war
der Sohn einer reichen Familie. Als er neun Jahre alt war, starb seine Mutter,
was ihn in eine tiefe, auch geistliche Krise stürzte. Ab diesem Zeitpunkt
stellte er seinen Glauben in Frage. Er beginnt verschiedene orientalische
Religionen zu studieren. Doch seine Skepsis steigt. Rüssel absolviert eine
Lehre als Kaufmann und arbeitet später bei seinem Vater im Geschäft. Rüssel
stammt aus einer ev.reformierten Kirche. Von dieser enttäuscht wird er mit 17
Jahren Mitglied einer adventistischen Gemeinde. Bald gründet er neben dieser
Gemeinde in Pittsburgh eine eigene Bibelgemeinde. Das Scheitern etlicher
Berechnungen für Jesu Wiederkunft in den Jahren 1872/73/74 und 1878 führt dazu,
daß Rüssel auch den Adventisten den Rücken zukehrt, und damit zur
organisa-orischen Unabhänigkeit für seine Pittsburgher Gemeinde. Schon im Jahre
1874 veröffentlicht er die Schrift „Der Zweck und die Art der Wiederkunft
unseres Herrn". Die erste Nummer von „Zions Wachtturm" erschien im
Jahre 1879 mit einer Auflage von 6000 Exemplaren.
1881 gründet er die Zions
Wachtturm Traktat Gesellschaft, deren Präsident er bleiben sollte bis zu seinem
Tode. Seine Schriften erlebten einen großen Aufschwung und brachten ihm ein
bedeutendes Vermögen ein. 1889 heiratet er auch Francoise Acley, von der er
sich allerdings 1906 wieder scheiden läßt.Durch die Veröffentlichung seiner
Schriften wurde Rüssel ein guthabender Mann. Im Jahr 1906 hatte er schon ein
Jahreseinkommen von 371000 Dollar. Rüssel starb auf Reisen am 31.10.1916.
Rüssel entwickelte folgende,
einschneidende Lehrgebäude:
·
Die Seele ist sterblich. Folge: Wenn die Seele
sterblich ist, braucht man auch keine Angst vor einer Hölle zu haben.
·
Beim Tod versinkt die Seele in den Scheol
(Totenreich). Sie ist dort in einem Zustand des Vergessens. Doch dort bleibt
sie nicht.
·
Christus, präexistent bei Gott, bekannt als der
„Erzengel Michael", wird Mensch. Mit seinem schuldlos vergossenen Blut
erwirkt er von Gott das Recht, die Seelen aus der Bewußtlosigkeit zu wecken.
·
Es gibt nun die Möglichkeit, durch Gehorsam und
Heiligung ins Paradies zu kommen. Wer Gott nicht gehorcht, wird sanft, aber
bestimmt ausgelöscht (2.Tod).
·
Zitate: „.. .durch mich ist der lang ersehnte
Schlüssel zur Schrifterkenntnis wieder gefunden...!" (Ch.T. Rüssel)
·
„...seine (Russeis) Schriftstudien sind
umumglänglich zum Verständnis der Bibel. Wenn jemand die Schriftstudien,
nachdem er sie 10 Jahre lang gelesen hat und mit ihnen vertraut geworden ist,
weglegt und ignoriert und nur zur Bibel greift, so wird er - das zeigt unsere
Erfährung - auch wenn er die Bibel zehn Jahre lang verstanden hätte, binnen
zwei Jahren in die Finsternis gehen. Wenn er andererseits nur die
Schriftstudien mit ihren Bibelzitaten gelesen hat und keine Seite der Bibel, so
würde er am Ende von zwei Jahren noch im Lichte sein, da er das Licht der
Schrift besäße" (über die Schriften Russels).
Seine Nachfolger:
Nach Russeis Tod gibt es
einen schweren Kampf für seine Nachfolge. Es entstanden dadurch 20
Splittergruppen allein in Nordamerika, die zum Teil noch heute existieren. Vier
Gruppen haben eine gewisse Bedeutung erlangt:
• Die Kirche des Reiches
Gottes
• Die Tagesanbruch
Bibelstudien Vereinigung
• Die Laien-Heim
Missionsbewegung
• Die Freie Bibelgemeinde
Alle diese russellistischen
Splittergruppen halten heute noch Lehrelemente fest, die bei den Zeugen Jehovas
schon lange aufgegeben wurden.Im Jahre 1916 gibt es 25000 Zeugen Jehovas. Ab
1913 nannte sich die Gesellschaft „Internationale Bibelforscher". Man
nannte sie auch „Milleniums Tagesanbruchleute", oder einfach Russellianer.
Der Nachfolger Russels wird
nun sein Gehilfe Josef Franklin Rutherford., am
8.November 1969 geboren in Boone-Ville, Missouri. Er stammt aus einer
Baptistenfamilie. Seit 1907 arbeitete er als Russels Gehilfe, ist allerdings
weit dynamischer als sein Meister. Er baute die Lehre und die Orga-nisation
völlig neu, so, daß man beinahe von ihm als den Gründer der heutigen Zeugen
Jehovas sprechen könnte. Er ersetzte die Lehren Russels durch die eigenen. Im
Jahr 1920 kündigt Rutherford die Rückkehr der Patriarchen und läßt das
Fürstenhaus für sie bauen. Da sie aber bis 1925 noch nicht erschienen sind,
macht er sich selbst in diesem Haus seßhaft! Rutherford ist der Gründer der
Zeitschrift „Das goldene Zeitalter", heute unter dem Namen „Wachet"
bekannt. 1931 ändert die Organisation ihren Namen in die „Zeugen Jehovas! "Rutherford stirbt am am 8.Januar 1942 im
Fürstenhaus.
Sein erster Assistent,
Nathan Homer Knorr, wird am 13. Januar 1942, als Leiter gewählt. Knorr ist am
23.April 1905 in Bethlehem/Pennsylvania geboren. Er kommt aus der Reformierten
Kirche, ist aber schon seit 1923 Zeuge Jehovas. Er war ein sehr guter
Organisator. Die Ausbildungsstätte Galaad der Zeugen Jehovas wurde durch ihn
gegründet. Ebenso hat er die „Neue Welt-Überset-zung", die Bibel der
Zeugen geschrieben. Er hält viele Konferenzen ab, reist durch die ganze Welt und
stirbt am 8.Juni 1977. Sein bester Assistent Frederic Franz wird sein
Nachfolger. Ist bis heute Präsident dieser Vereinigung.
Die Zeugen Jehovas sind
heute die weiteste, verbreitete Sekte der Welt. Sie sind zur
Zeit in 211 Länder vertreten. Unter diesen Ländern sind 25 Länder dabei.
Nach eigenen Angaben gibt seit 1991 4 Millionen
Zeugen. Zu ihren Zusammenkünften kommen ca. 10 Millionen. Die Sekte hat sich
zuerst in den englisch sprechenden Ländern ausgebreitet und dann haben sie sich
in andere Länder ausge-breitet.
In Deutschland fand die
Sekte Eingang im Jahre 1903. In den Jahren 1933 -45 war sie verboten, hat aber
wieder danach mit ausländischer Unterstützung begonnen. Heute gibt es etwa 156
000 aktive Zeugen Jehovas in Deutschland. Ihr Hauptbüro liegt in Wiesbaden und
Magdeburg. In Frankreich gibt es die Sekte seit 1930. Sie haben ihren Hauptsitz
in Paris. Sie zählen zur Zeit ca. 116000 aktive
Mitarbeiter. In der Schweiz gibt es zur Zeit etwa
17000 Zeugen Jehovas.
Nach dem gesamtkirchlichen
Verständnis ist die Bibel als Ganzes Gottes Offenbarung. Aber dieses
Offenbarungswerk ist in eine lange Geschichte gebettet mit Entwicklungen,
Einschritten, drama-tischen Momenten etc. Die Bibel wird nur dann richtig
verstanden, wenn sie auch als geschichtliches Handeln Gottes mit uns Menschen
verstanden wird. So z.B. ist das NT die Krone zum AT. Alte Gesetze, wie z.B.
die Kultgesetze waren zeitlich limitiert und haben in Jesu Erlösungswerk ihre
Erfüllung erfähren.
Weiter haben die Bücher der
Bibel nicht gleichrangiges Gewicht. Sie lassen sich messen an der Nähe zu
Christus. Ein Römerbrief hat eine höhere theologische Dichte als das Buch
Esther. Siehe dazu den Streit der Apostel auf dem Apostelkonzil in Apg 15.
Die Zeugen Jehovas haben zum
einen nicht ein Schriftverständnis, das sich auf Jesus bezieht. Die ganze
Schrift hat ihren „Fluchtpunkt" im Tausendjährigen Reich!" Von diesem
Gedanken wird die Schrift gedeutet, verstanden und ausgelegt. Für sie ist die
Bibel eine einzige glatte Fläche. Jedes Wort hat gleiches Gewicht. Hat gleichen
theologischen Gehalt. Aus diesem Grunde können die ZJ auch mit Bibelstellen so
springen. Wir betonen den Zusammenhang, indem ein Vers steht. Für sie ist es
weniger von Belang, weil jede Stelle in sich göttlich ist.
Dieser Begriff wird sehr oft
gebraucht bei der WTG. Es kann folgendermaßen erklärt werden. In einem dunklen
Zimmer steht eine Kerze. Davor ein Topf. Das Licht der Kerze wirft einen Abriss
des Topfes schattenhaft auf den Tisch. Würde man nun nur den Schatten sehen,
dann könnte man auf das Vorhandensein des wirklichen Gegenstandes schließen.
Übertragen heißt das:
Das Licht ist Jehovas
Prophezeiung und Geschichtsplan.
Der Schatten der ganze
Bestand an Gestalten und Ereignissen, Mächten, Endzeit.
Von diesen Schatten lassen
sich nun Schlüsse ziehen auf die wirklichen, reellen Dinge.
Beispiel: In 1Mose l, 6-8
ist Noah der Schatten oder das Vorbild. Sein Gegenbild ist Jesus. Die Arche
z.B. ist ein Schatten. Sein Gegenbild die neue Theokratie, sprich die WTG. Sie
schützt vor Harmagedon. Noahs Frau ist der Schatten, ihr Gegenbild die Braut
Christi, also die 144000 Erlösten etc. Und so geht es flink weiter. Ägypten ist
Satans Welt, Kanaan das Tausendjährige Reich etc.
Diese Methode ist an sich
nicht komplett falsch, aber wird sie dogmatisiert und ist vom NT nicht haltbar,
dann wird sie willkürlich. Vor allem wird Christus nicht als der Ewige
angesehen werden.
Eng verwandt mit der
Vorschattung. Die Zeugen Jehovas sind die „gehorsamen Knechte Jehovas",
alle anderen, auch die christlichen Kirchen gehören dem Reich Satans an. Die
Z.J. bezeichnen sich als die Simson-Dynastie. Der junge, brüllende Löwe, den
Simson zerreißt ist heute der Protestantismus. Die angezündeten Fuchsschwänze
sind Millionen feuriger Traktate etc.
All diese genannten Dinge
bemühen sich nicht ernsthaft, die Bibel zu nehmen, wie sie von Gott her gedacht
ist. Darum sind die ganzen Schriften erklärbar und ihre scheinbare, eingängige
Logik nach-vollziehbar. Als Krönung zu dem Ganzen kommt nun eine neue
Bibelübersetzung. 1950 wurde die Bibel ins englische teilweise übersetzt. 1961
komplett. 1971 erschien die Neue Welt Übersetzung mit einer Auflage von l Mio.
1974 kam schon die 2 Mio. Die Übersetzer setzten viel Fleiß ein und bemühten
sich um exakte Wiedergabe der Urtexte. Trotzdem ist daraus eine Sektenbibel
enstanden. Warum?
1. Grundlage
sind die Schriftfünde von Westcott und Host 1881, die viele Ergänzungen und
Neufünde nicht berücksichtigen.
2. Der
ganze Lehrkörper der ZJ wurde geschickt in die NWÜ eingeflochten. Z.B. wurde
überall im NT, wo das Wort Kyrios steht und keine zwingenden Gründe auf
Christus bestehen (Phil 2,11), das Wort Jehova gesetzt.
3. Alles,
was auf die Trinität hinweisen könnte (Joh 1,1), wurde so übersetzt, daß es
vergilbt.
4. Weiter
wird alles auf die erlöste Schar der ZJ gemünzt, vgl. Bibel mit NWÜ Joh 12,32;
Mt 28,19
5. Die
ZJ lesen nicht Gemeinde, sondern Organisation. Predigt übersetzen sie mit
Heimschulung etc.
Besonders tragisch sind
Texte, die vom Erbarmen Gottes handeln wie Lukas 15 mit dem verlorenen Sohn. In
einem Wachtturm heißt es, daß der Sohn - sprich ein Z:J: nach zehnjähriger
Bewährung wieder aufgenommen werden kann.
Die wichtigste Frage an die
Zeugen: Wer ist Jesus Christus für euch? Originaltext: „Bevor Jesus auf
die Erde kam, lebte er im Himmel als Geistperson. Er war Gottes erste
Schöpfung, und deshalb wird er Gottes 'eingeborener' Sohn genannt." Wir
wissen, daß die Zeugen Jehovas in Jesus den Erzengel Michael sehen. Weiter
heißt es, daß Jesus als „Werkmeister" bei der Schöpfung gebraucht wurde
und als „oberster Wortführer" (Joh 1,1). Jesus war sündlos, aus dem Grund,
weil Gott ihn in den Leib Marias übertrug und er somit keinen sündigen Vater
haben konnte. Als ob Sünde durch die Fortpflanzung sich verbreiten würde. Bei
Jesus wird hervorgehoben, daß er gehorsam war und dadurch das Lösegeld für Adam
bezahlen konnte. Weiter heißt es, daß Jesus als Geistgeschöpf auferweckt wurde.
Jesu Vollkommenheit wird wie bei den Engeln im Sinne von „fehlerfrei"
definiert.
Wir merken, welche
Verrenkungen angestellt werden müssen, will man Jesu Wesenseinheit mit dem
Vater vertuschen oder aufheben. Dies gelingt im gewissen Sinne durch eine
ausgefeilte Übersetzung. Hier einige Beispiele:
Johannes 10,38:
Grundtext (griech.):
Hina gnote kai ginoskäte
hoti en emoi ho patär kago en to patri.
Damit ihr erkennt und
glaubt, daß in mir (ist) der Vater wie auch ich im Vater bin.
Neueweltübersetzung:
Damit ihr zur Erkenntnis
kommt und weiterhin erkennt, daß der Vater in Gemeinschaft mit mir ist und ich
in Gemeinschaft mit dem Vater bin.
Im Grundtext ist eine klare
ontologische Aussage getroffen, eine Seinsaussage. In der Neuen
Weltübersetzung wird
interpretatorisch das Wort „Gemeinschaft" (griech. Koinonia) hinzugefügt,
daß aber Spielraum gibt für viele Spekulationen. Gemeinschaft heißt hier, daß
Jesus und der Vater nicht in einander gehören, sondern heißt, daß zwei
verschiedene Personen zusammen existieren in vertrauter Runde.
Solche Beispiele gibt es
massenhaft. Ich habe ein zentrales herausgegriffen.
• Der Gewissenskonflikt,
Raymond Franz Claudius Verlag
• Handbuch Religiöse
Gemeinschaften, Horst Reller, Gütersloher Verlag, S.Auflage
• Lehren die Zeugen Jehovas
die Wahrheit? Gerhard Heinzmann, Herold Buch
• Die Wahrheit, die frei macht. Hans-Jürgen Twisselmann, Brunnen Verlag